WirtschaftsBlatt Kommentar vom 3.2.2005: Arbeitsmarkt: Das Budget verschärft Krise - von Peter Muzik
Wien (OTS) - Die gestrige Budgetrede des Finanzministers setzte zumindest bei älteren Semestern wieder einmal nostalgische Gefühle frei: Früher war ja bekanntlich immer
alles besser - was sich etwa am Beispiel Arbeitsmarkt problemlos belegen lässt. Jahrzehntelang hat der Staat - genauer: die Post, die Bahn, die öffentliche Verwaltung, die Schulen, das Heer, die Justiz und sogar die verstaatlichte Industrie - unverdrossen für zigtausende vermeintlich sichere Arbeitsplätze gesorgt. Noch in allerbester Erinnerung ist das klassische Zitat des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky: "Ein paar Milliarden Schulden mehr bereiten mir weniger schlaflose Nächte als ein paar hunderttausend Arbeitslose." Heute suchen - ein neuer Rekord - bereits 309.958 Österreicher einen Job. Die Lage wird laufend trister, weil sich die öffentlichen Hände - Bund, Länder und Gemeinden - einfach abputzen und wegen der allgemeinen Sparwut in ihrem Bereich möglichst viele Arbeitsplätze verschwinden lassen: Also haben wir immer weniger Postler, immer weniger Eisenbahner, immer weniger Lehrer, immer weniger Soldaten, immer weniger Polizisten und immer weniger Spitalsbedienstete. Obendrein spart die Regierung bei Richtern und Staatsanwälten, beim Uni-Personal, sogar in den Gefängnissen und bei sonstigen Dienstposten
aller Art zügig ein. Schliesslich kann auch die seinerzeitige Staatsindustrie, weil grossteils längst privatisiert, nichts mehr zur wundersamen Job-Vermehrung beitragen.
Das alles muss und wird sich naturgemäss negativ auf die künftigen Arbeitslosen-Statistiken auswirken. Daher sollte der Staat nicht von einem Extrem ins andere fallen und neuerdings überhaupt nichts mehr für den Arbeitsmarkt tun, sondern er müsste schleunigst gegensteuern, um gezielt neue Jobchancen zu eröffnen. In erster Linie böten sich in diesem noch längst nicht bis zur Perfektion entwickelten Sozialstaat drei Bereiche an, wo dringend etwas geschehen müsste: Kinder-, Kranken- und Altenbetreuung. Auch wenn arbeitslos gewordene Postler oder ausrangierte ÖBBler nicht unbedingt optimal geeignet wären, etwa auf einer Krebsstation oder in einem Pflegeheim zu arbeiten, könnten im Sozialbereich zahllose potenzielle Arbeitsplätze entstehen, insbesondere für Frauen und junge Menschen.
Von richtigen Prioritäten dieser Art war freilich bei Karl-Heinz Grassers Budgetrede nichts zu hören - auch die hat er sich einfach gespart.
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