Aus- & Weiterbildungsenquete 2004: Mit einer Lehre steht Jugendlichen die ganze Welt offen
"Qualifizierte Lehrlinge stets gefragt": Veranstaltung zeigte hohe Qualitätsansprüche und -standards von Lehrberufen auf - Handel ist zweitgrößter Lehrlingsausbildner
Wien (PWK 852) - "Rund die Hälfte aller österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer waren selbst einmal Lehrlinge", so Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), in seinen Einleitungsworten zur Aus- und Weiterbildungsenquete 2004. "Um lebendig das zu zeigen, worum es geht", so Lemler, fand die Veranstaltung in einem Handelsbetrieb statt, in dem auch Lehrlinge ausgebildet werden. Das Engagement der Ausbildungsverantwortlichen von Intersport Eybl wurde bereits mit diversen Auszeichnungen gewürdigt.
Um den hohen Stellenwert, den das Thema Lehrlinge/Lehrlingsausbildung bei den Zuständigen einnimmt, zu untermauern, wurde die Enquete gemeinsam von der Bundessparte Handel als Arbeitgebervertretung, der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und dem Wirtschaftsministerium veranstaltet. Der Handel ist ja nach Gewerbe bzw. Handwerk der zweitgrößte Ausbilder in Österreich: Insgesamt bilden mehr als 6000 Handelsunternehmungen die mehr als 18.000 Lehrlinge in einer Vielzahl von Berufen aus. Der Lehrberuf "Einzelhandel" ist mit 13.884 Lehrlingen jener Beruf, in dem in Österreich die meisten Lehrlinge ausgebildet werden. Die Neuanmeldungen im Lehrberuf Einzelhandel sind im Zeitraum 1. Jänner bis 31. Oktober 2004 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,7 Prozent gestiegen.
Felix Hinterwirth, Vorsitzender des Bundesausschusses Handel der GPA, unterstrich die Notwendigkeit darzustellen, wie hoch die Qualität der Ausbildung in Lehrberufen - insbesondere in den Lehrberufen des Handels - ist, und warnte: "Es wird auf uns eine Zeit zukommen, wo Lehrlinge zu verknappen drohen."
Das gesellschaftliche Ansehen von Lehrlingen bzw. von im Handel Tätigen sei, so alle Beteiligten unisono, jedoch verbesserungswürdig. Die Enquete sei eine Aktivität, um Attraktivität und Ansehen von Lehrberufen zu heben. Heinz Zavecz, der Vorsitzende des bildungspolitischen Ausschusses der WKÖ-Bundessparte Handel, präsentierte in diesem Zusammenhang die neuen Berufsbilder für die insgesamt 11 Einzelhandelslehrberufe, die neue Prüfungsordnung ("Bei der Abschlussprüfung wird das geprüft, was der jeweilige Beruf konkret erfordert") sowie den neuen Ausbildungsfilm "Just 4 you -deine Entscheidung für den Handel". Die DVD wurde, so Zavecz, bereits an diverse Institutionen und Schulen wie Polytechnika ausgeliefert. Interessenten können den Ausbildungsfilm auch bei der Bundessparte Handel, bei Manuela Gasselhuber, Tel. 05 90 900-3004, E-Mail:
manuela.gasselhuber@wko.at, bestellen.
Manfred Wolf, Wirtschaftsbereichssekretär der GPA, formulierte, dass in Zeiten, wo es ein so großes Produktangebot wie noch nie zuvor gebe, den Verkäufern als "Produkt-Scouts" eine unverzichtbare Rolle zukomme. Er stellte klar, dass aus seiner Sicht nicht der Verkäuferberuf, sondern das Arbeiten im Handel an Attraktivität verloren habe. Manchmal würden die Rahmenbedingungen Beratung der Kundschaft nicht zulassen. Und Wolf mahnte von der Arbeitgeberseite ein: "Der Handel kann gute Rahmenbedingungen schaffen - wenn er will."
Ernst Aichinger, Obmann des Bundesgremiums des Sportartikelhandels und selbst Händler, stellte ganz klar fest: "Eine Lehre ist keine Sackgasse!" Er legte aber auch dar, wie schwierig es für Unternehmen ist, qualifizierte auszubildende Jugendliche zu finden: "Der Kampf um die auszubildende Jugend ist enorm."
Carina Brenner ist lebendes Beispiel für einen "Auslands-Lehrling":
Sie verbrachte im Rahmen des "Leonardo"-Programms drei Wochen in Schottland, eine wertvolle Erfahrung, die sie nicht missen möchte und die zu machen sie anderen Lehrlingen unbedingt rät. Sie hatte das Glück, dass ihr Arbeitgeber den Teil der Kosten, der nicht durch "Leonardo" gedeckt war, übernahm. Wie überhaupt Betriebe - wie Intersport Eybl (Geschäftsleiter Wien-Mariahilfer Straße: Kurt Stejskal) oder Kika/Leiner, bei der Enquete vertreten durch Schulungsleiter Karl Karner - Lehrlingsausbildung verstärkt als Investition in die Zukunft und als Chance, qualifizierten Nachwuchs heranzubilden, sehen. Schilderungen der beiden Unternehmer-Vertreter sowie Ausführungen von Lehrlingen (Nicole Barczynsky, Helmut Winterleitner, Martin Schubert u.a.) über die profunde Aus- und Weiterbildung im Handel samt Zusatzangeboten untermauerten das eindrucksvoll.
Ministerialrat Werner Gatty, im Bildungsministerium zuständig für das Berufsschulwesen, betonte den Wert der praxisnahen Ausbildung für junge Menschen. Im Laufe der angeregten Diskussion zwischen Podium und Auditorium wurde deutlich, dass die Bandbreite an Angeboten zur Aus- und Weiterbildung eine große ist - vom "Leonardo"-Projekt über Betriebs-spezifische Zusatzangebote bis hin zur Möglichkeit der Berufsreifeprüfung, die der Matura völlig gleichwertig ist. Peter Zeitler, Ausbildungs-Experte der WKÖ-Bundessparte Handel, nannte als Beispiel für die Bemühungen um Durchlässigkeit in der dualen Ausbildung in Lehrberufen das Beispiel des berufsbegleitenden Lehrganges "Handels- und Marketing-Assistent/-in", das von den Wifis angeboten und gut angenommen wird.
All das, so waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig, gelte es besser bekannt zu machen - in Schulen, bei den Lehren, Schülern und Eltern -, damit mehr Jugendliche um die Möglichkeiten einer Karriere mit Lehre Bescheid wissen und diese Chance nützen. Denn, so Bundesgremialobmann Aichinger: "Mit einer Lehre steht jungen Menschen die ganze Welt offen." (JR)
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