• 04.08.2004, 12:56:45
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Broukal: Es geht nicht um Streit zwischen Linux und Windows, sondern um Arbeitsplätze

Wien (SK) Am Dienstag wurde das
"Open-Source-Migrationskonzept" von Wiens Stadtrat Rudolf Schicker,
Gemeinderat Andreas Schieder, Erwin Gillich (Leiter der städtischen
EDV-Abteilung Wiens) und SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal
präsentiert. Der Weg Wiens, einen sanften und nicht gezwungenen
Umstieg auf Open-Source-Systeme zu ermöglichen, solle auch dem Bund
als Vorbild dienen, so die Forderung Broukals. "Wien hat hier
wirklich eine Vorbildwirkung. Der Bund muss seine Zurückhaltung in
dieser Frage aufgeben, denn es geht nicht um einen Streit zwischen
Linux und Windows, sondern um Arbeitsplätze in Österreich", so
Broukal. ****

Broukal kritisierte die Haltung des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Arbeit, wonach der Staat nicht fördernd in den
Softwaremarkt eingreifen solle. Die Folge, so Broukal sei, dass viele
Informatikstudenten aus Österreich hier nur die Chance hätten,
Lohnprogrammierer bei dem Monopolisten zu werden. "Die einzige
Berechtigung für dieses Monopol - die Kundenfreundlichkeit der
Produkte - wird aber täglich brüchiger", hielt Broukal angesichts der
Untersuchungen fest, die Open-Source-Software zunehmend bessere
Beurteilungen zukommen lassen.

Auf der anderen Seite müsse man aber auch sehen, dass die
Linuxprodukte im Moment nur deshalb so günstig seien, da sie als
"Geheimwaffe" der Microsoft-Konkurrenten eingesetzt werden würden.
"Der Preisvorteil ist ein Argument auf Widerruf und ohne Sicherheit",
so Broukal. Deshalb sei es notwendig, dass man sich nicht dogmatisch
auf eine Lösung festlege, sondern, so wie das Beispiel Wien zeige, zu
einer sanfteren Lösung komme. "Man soll nicht die eine Fahne abnehmen
und die andere hissen, sondern einen zweiten Fahnenmast aufstellen
und zwei Fahnen hissen. So kann man sich für das jeweils persönlich
Beste entscheiden", forderte Broukal.

Schieder und Schicker erklärten die Situation Wiens und mit
welchen Fragen man sich bei einem möglichen Umstieg konfrontiert
sehe. Schieder betonte, dass ein verstärkter Einsatz von
Open-Source-Systemen auch regionale Innovationskraft mit sich bringe
und ein solcher Einsatz dazu führen könnte, dass die Kompatibilität
der unterschiedlichen Systeme erhöht werden könnte. "Wir sind gegen
ein Monopol und für eine Vielzahl von Anbietern, die gut miteinander
verbunden werden können", so Schieder.

Gillich sprach einführend davon, dass sich die Stadt Wien
bereits seit 1989 mit Open-Source-Systemen auseinandersetze und
mittlerweile besonders im Serverbereich auch stark nutze. Im Bereich
der PC-Arbeitsplätze setze man aber bisher auf Microsoft und seine
Office-Produkte. "Wir haben hier schon immer einen sehr
undogmatischen Zugang gehabt", hielt Gillich fest. Windows und Office
werden deswegen eingesetzt, so die Erklärung Gillichs, weil es bis
Mitte des Jahres 2003 keine ernstzunehmende Konkurrenz in
qualitativer Hinsicht gegeben habe. Mit dem Auftreten von Open Office
habe sich hier aber eine neue Situation ergeben und im Rahmen einer
Studie, deren endgültige Ergebnisse für den Herbst zu erwarten seien,
sei man der Frage nachgegangen, ob und wie eine Migration zu
Open-Source-Systemen auch im PC-Arbeitsplatzbereich möglich und
sinnvoll sei.

Der Vorschlag der Studie werde sein, dass die MA 14 zukünftig
zwei Produkte parallel anbieten werde und so ein sanfter Umstieg
ermöglicht werden soll, sagte Gillich. "Wir werden ein weiches
Szenario mit viel Ernsthaftigkeit vorschlagen", so Gillich.

Auch Schieder hielt fest, dass die Stadt Wien nicht eine
Entscheidung in die eine oder andere Richtung treffen wolle, sondern
sich jede Abteilung nach ihren Voraussetzung entscheiden solle. "Es
ist sinnvoll und zweckmäßig für die Stadt, dass Monopole aufgebrochen
werden", so der Stadtrat. Man wolle die Leute nicht von den
Microsoftprodukten wegtreiben, aber Alternativen aufzeigen und
anbieten. Gillich fügte hinzu, dass mit den ersten Umstiegen im
zweiten Quartal 2005 zu rechnen sei. "Wir wollen ein gediegenes
Produkt anbieten und das braucht auch ein bisschen Zeit." (Schluss)
js

OTS0124    2004-08-04/12:56

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