KFV: 30% DER SCHUTZWEGE VERMITTELN TRÜGERISCHE SICHERHEIT
700 Unfälle auf ungeregelten Schutzwegen sind zuviel. KfV fordert konsequente Anwendung der neuen Richtlinien zum Schutz der Fußgänger.
Wien (OTS) - Fußgänger gehören seit eh und je zur Gruppe der ungeschützten Verkehrsteilnehmer. Ganz besonders Kinder sind immer wieder unschuldige Opfer, die bei Fußgängerunfällen verletzt werden oder gar sterben. Mittelfristig steigen die Unfallzahlen von Fußgängern. 132 getötete und 4.253 verletzte Fußgänger waren 2003 zu beklagen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Tötungsrisiko für Fußgänger gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern wesentlich höher ist:
Wenn man als Fußgänger verunglückt, ist die Wahrscheinlichkeit getötet zu werden doppelt so hoch, wie bei den anderen Verkehrsteilnehmern. Insbesondere ältere Menschen und Kinder sind hier besonders gefährdet.
"Ab 70 km/h ist die Überlebenschance bei einem Crash für Fußgänger gleich Null", veranschaulicht Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). "Außerdem muss den Autofahrern immer wieder die seit 1994 geltende Regelung ins Bewusstsein gerufen werden, wonach Autofahrer Fußgängern bei Zebrastreifen das ungehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn ermöglichen müssen. Demnach muss der Fußgänger den Fuß nicht erst auf die Fahrbahn setzen, um seine Absicht erkenntlich zu machen", erinnert Thann.
30% der Schutzwege vermitteln trügerische Sicherheit
Schutzwege sollen Sicherheit für Fußgänger schaffen. Vor allem bei ungeregelten Zebrastreifen ist das vermittelte Sicherheitsgefühl oft trügerisch - rund 30 Prozent aller Schutzwege sind mangelhaft und wirken dadurch eher kontraproduktiv für die Sicherheit der querenden Fußgänger. Insbesondere auf die erforderlichen Sichtbeziehungen zwischen Kfz-Lenkern und querenden Fußgängern wurde bislang zu wenig geachtet. Alleine auf ungeregelten Schutzwegen passierten 2003 rund 700 Unfälle.
Geringe Anhaltebereitschaft von Autofahrern
Das zeigt sich auch bei der Unfallstatistik - immerhin 23 Prozent aller Fußgängerunfälle passieren auf Schutzwegen. Einen wesentlichen Anteil an dieser bedenklichen Tatsache nehmen auch undisziplinierte Autofahrer ein - die Anhaltebereitschaft liegt im Durchschnitt nur bei 41 Prozent. Selbst wenn sich bereits ein Fußgänger auf dem Schutzweg befindet, hält noch immer ein Viertel der Autofahrer nicht an! Hier hilft neben Bewusstseinsbildung letztendlich nur eine verstärkte Überwachung - ob durch aufgestocktes Polizeipersonal oder den Einsatz automatisierter Überwachungsgeräte.
Zu hohe Kfz-Geschwindigkeiten
Einer der maßgeblichsten Faktoren für den Verletzungsgrad ist nach wie vor die Kfz-Geschwindigkeit. "Das Risiko als Fußgänger getötet zu werden ist bei 50 km/h gleich vier mal so hoch, wie bei 30 km/h. Die Reduktion der Kfz-Geschwindigkeiten ist als Maßnahme somit nach wie vor erste Wahl, wenn es um die Erhöhung der Fußgängersicherheit geht", so Thann.
Neue Richtlinie für Fußgänger (RVS 3.12)
Die neue Richtlinie für Fußgänger wurde von Verkehrsplanungsexperten der Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr unter der Leitung von DI Klaus Robatsch (KfV) ausgearbeitet. Sie bietet unter anderem Lösungsvorschläge für die oben genannten aktuellen Herausforderungen. "Gehsteigbreite, Lichträume, Beleuchtung, oder Einsatzkriterien für Schutzwege, z.B.: Gehsteigvorziehungen, Sichtbeziehungen und Sichtbarmachung sowie Ampeln sind Inhalte der neuen Fußgängerrichtlinie", weiß Robatsch zu berichten. Herausgegeben wird die Richtlinie von der "Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr" (FSV).
Forderungen des KfV
Angesichts der geringen Anhaltebereitschaft von Kfz-Lenkern und der Häufigkeit von mangelhaften Schutzwegen fordert das KfV die rasche Umsetzung der folgenden Maßnahmenpakete:
-) Anwendung der neuen Richtlinie (RVS 3.12) für alle neu zu errichtenden Schutzwege
-) Überprüfung aller bestehenden Schutzwege gemäß der neuen Richtlinie (RVS
-) Intensivere Verkehrskontrollen bei Schutzwegen
-) Einsatz automatisierter Überwachungsgeräte
-) Bewusstseinsbildung zur Erhöhung der Anhaltebereitschaft
Rückfragen & Kontakt:
Kuratorium für Verkehrssicherheit
Mag. Alexandra Ludvik
Pressestelle
Tel.: +43/1/717 70-225