• 19.07.2004, 11:00:32
  • /
  • OTS0062 OTW0062

Otto-Wagner-Spital: Innovation bei Lungenchirurgie

Mehr Lebensqualität für PatientInnen - Erstmals in Österreich Metastasenentfernung in der Lunge durch Laser

Wien (OTS) - Weitaus schonendere chirurgische Eingriffe bei
Lungenmetastasen, weniger Blut- und Gewebeverlust, eine kürzere
Erholungsphase nach der Operation, kurz mehr Lebensqualität für die
operierten PatientInnen - das sind zusammen gefasst die Vorteile, die
ein neues, nun erstmals in Österreich eingesetztes Verfahren bei der
Operation von Lungenmetastasen möglich macht: Ein spezieller Laser
(Neodym-Yag-Laser), der selektiv Lungengewebe schneidet.

Der Laser wird seit geraumer Zeit an der Lungenchirurgischen
Abteilung des Otto-Wagner-Spitals (Vorstand Prim. Dr. N. Pridun) in
Wien eingesetzt, ist nun nach der Erprobungsphase in den Volleinsatz
gekommen. Sie stellt laut dem stv. Leiter der Abteilung, Oberarzt Dr.
Peter Hollaus, "eine entscheidende Verbesserung der operativen
Therapieoption für Patienten mit Lungenmetastasen dar." Für die
Thoraxchirurgie in Österreich sei das neue Verfahren "ein mittlerer
Quantensprung".****

Durch das neue Gerät im OP, das bereits bei 76 Patienten - in
allen Fällen erfolgreich - eingesetzt wurde, ist es möglich,
Metastasen bzw. Krebsherde besonders schonend und sanft aus der Lunge
zu entfernen. Größere Gewebsverluste können dadurch in über 90
Prozent der Fälle vermieden werden. Die PatientInnen erleiden nur
einen minimalen Lungenfunktionsverlust. Selbst tief im Lungengewebe
sitzende Herde werden von den Chirurgen schonend und ohne Blutverlust
entfernt. Die Erholungsphase nach der Operation ist deutlich
beschleunigt. So ist etwa die Drainage-Dauer (Abfluss von
Wundsekreten aus der Wunde) verglichen mit konventionellen Eingriffen
halbiert.

"Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, die vielfach auf
Grund des Verlusts eines größeren Lungenanteils deutlich
eingeschränkte Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten zu
heben ", betont Hollaus. Auch sei das Verfahren weitaus Ressourcen
schonender als die herkömmlichen Verfahren: Der mittlere Blutverlust
beträgt laut Angaben des Thoraxchirurgen 100 ml, die Hälfte der
behandelten Patienten verlor überhaupt nur 50 ml Blut oder weniger.
Damit muss nur noch ein Zehntel der bisherigen Menge an Blutkonserven
bei Operationen eingesetzt werden. Der Verbrauch von Einmalmaterial
(wie Staplermagazinen) wird auf Null reduziert und macht das
Verfahren auch aus dieser Sicht ökonomisch attraktiv.

Laser: Der berührungsfreie Schnitt

Bei dem Einsatz des Lasers schneidet der Operateur mit dem
feinen Laserstrahl die bösartige Geschwulst berührungsfrei direkt aus
dem umgebenden Lungengewebe. Dieses wird durch die Hitzenentwicklung
unmittelbar "verkocht". Dadurch kommt es kaum zu Blutungen. Auch
Durchblutung und Belüftung der Lunge im Operationsgebiet werden nur
geringfügig beeinträchtigt.

Bisher waren die Operationen sehr aufwendige, invasive
Eingriffe, bei denen viel Blut verloren ging. Die bösartigen
Geschwulste wurden mit so genannten Klammernahtgeräten (also
Maschinen, die die betreffenden Herde einklemmen und sozusagen
"ausschneiden" und "nähen") aus der Lunge herausgeschnitten. Dabei
war es je nach Größe und Anzahl der Metastasen bei jedem dritten
Patienten sogar erforderlich, einen größeren Lungenanteil - bis hin
zu einem ganzen Lungenflügel zu entfernen. Denn die Funktionsweise
der Klammernahtgeräte bedingt, dass nur Herde, die knapp unter der
Lungenoberfläche liegen, "ausgeklemmt" und entfernt werden können.
Tiefer gelegene Metastasen sind für diese Resektionstechnik nicht
geeignet.

Da das Klammernahtgerät nicht die anatomische Architektur der
Lungen berücksichtigt und weder Gefäße noch Bronchien verschont, kann
es bei mehrfacher Anwendungen je nach Ausmaß der entfernten
Geschwulst zu beträchtlichen Funktionsverlusten kommen. Diese können
zwar langfristig vom Körper wieder ausgeglichen werden, dem
PatientInnen direkt nach der Operation jedoch erhebliche Probleme
bereiten. Zusätzlich verbleiben Metallklammern im Körper, die eine
starke Narbenreaktion hervorrufen, was einen Zweiteingriff erheblich
erschwert.

Geißel Lungenkrebs

Lungenkrebs macht in den westlichen Industriestaaten rund 30
Prozent aller durch einen Tumor verursachten Todesfälle aus. In
Österreich ist die Lungenkrebserkrankung wie die meisten anderen
Krebserkrankungen seit Beginn der 90er Jahre leicht rückläufig. Die
Rate der Neuerkrankungen ist bei den Männern insgesamt gesunken. Das
Erkrankungsrisiko von Frauen ist jedoch in den vergangenen Jahren
deutlich angestiegen. Während 1990 insgesamt 886 Frauen an
Lungenkrebs erkrankten, waren es zehn Jahre später bereits 1.096.
(Männer: 1990: 2.617; 2000: 2.593) Dabei zählt die Erkrankung auf
Grund der niedrigen Überlebensraten und der eingeschränkten
Behandlungsalternativen zu den besonders tragischen Erkrankungen.

In Österreich sterben pro Jahr rund 3300 Menschen an
Lungenkrebs. Lungenmetastasen finden sich allerdings als gefährliche
Begleiterscheinung auch bei anderen Karzinomen, wie beispielsweise
Brustkrebs, Darmkrebs, Nierenkrebs oder Weichteilsarkomen. Bei
Brustkrebs haben etwa 15 bis 25 Prozent aller metastasierten
Karzinome isolierte Lungenmetastasen. Ebenfalls entwickeln
beispielsweise beim Darmkrebs etwa fünf Prozent Lungenmetastasen. Die
Langzeiterfolgsraten nach Entfernung von Lungenmetastasen sind
außergewöhnlich gut.

Generell kommt eine Operation von Lungenmetastasen dann in
Betracht, wenn die Muttergeschwulst erfolgreich entfernt wurde und
außerhalb der Lungen keine weiteren Metastasen gefunden wurden. Der
Stellenwert der Chirurgie ist dabei bei vielen Krebsarten sehr hoch.
So verzeichnet gerade die Operationstechnik der Entfernung von
Lungenmetastasen so beachtliche Erfolge, dass selbst bei einer
neuerlichen Rückkehr der Metastasen nach einer ersten Operation ein
weiterer Eingriff sinnvoll ist. Der Laser ist auch vor diesem
Hintergrund eine Bereicherung: Er erlaubt den Ärzten, ihren Patienten
auch die Option auf einen Zweit- oder Dritteingriff offen halten zu
können, was wichtig ist, da Lungenmetastasen wieder entstehen können.
Bei der herkömmlichen Operationstechnik sind weitere Operationen -
wie schon erläutert - durch Vernarbung und Funktionsverlust der Lunge
deutlich erschwert bis unmöglich. (Schluss) ph

OTS0062    2004-07-19/11:00

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NRK

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel