"Presse"-Kommentar: Spargel, Sohn und Stimmenfang (von Florian Asamer)
Ausgabe vom 8. Jänner 2004
Wien (OTS) - Zwei Landtagswahlen, zwei Pressekonferenzen, zwei Paukenschläge. Was in Kärnten und Salzburg den Landtagswahlkampf in Schwung bringt, ist grundverschieden, aber in beiden Fällen bemerkenswert.
In Kärnten ist die Kulisse "Haider gegen alle", die anlässlich der wirren Aussagen Jörg Haiders zur Verhaftung Saddam Husseins von SPÖ und ÖVP erst kürzlich aufgestellt wurde, schon zwei Monate vor der Wahl sang- und klanglos umgefallen. Ein SP-Politiker ist es, der Haider zurück ins Spiel ums eigene politische Überleben bringt. Und weil der aufmüpfige Lokalpolitiker es mit einem Foto vom legendären Spargelessen tun kann, fällt die Reaktion in der SP-Bundeszentrale gedämpft aus, das Wort vom Steigbügelhalter steckt tief im Hals fest. "Wer Haider verhindern will, muss ÖVP wählen", heißt es plötzlich in Umkehrung der von Alfred Gusenbauer zu Grabe getragenen Ausgrenzungspolitik. Die Kärntner VP, die angeblich alle möglichen Geheimpakte mit Haider in der Schublade hat, steht mit ihrem absoluten Nein zu einer Wiederwahl Haiders vorläufig alleine da. Verkehrte Welt, was wirklich gilt, wissen wir frühestens am 8. März. Den Salzburger Landeshauptmann Schausberger wiederum scheint mitten in einer politischen Verzweiflungstat der Mut verlassen zu haben. Mit seinem angekündigten Halb-Rücktritt macht er sich zur "lahmen Ente" und ruiniert gleichzeitig mit großer Wahrscheinlichkeit den potenziellen Nachfolger, dessen größter Trumpf sein Name ist. Wenn es schon das Kalkül ist, den Sohn des legendären Langzeit-Landeshauptmanns als letzte Rettung ins schwierige Rennen um den Landeshauptmannsessel zu schicken, sollte man wenigstens die Größe haben, gleich den Hof zu übergeben und abzutreten.
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