"Kleine Zeitung" Kommentar: "Die Partei war sein Schicksal" (Von Hans Winkler)
Ausgabe vom 03.01.2004
Graz (OTS) - Heinz Fischer nach einem langen Politikerleben vor
der großen Chance.
Niemand ist solange in der Politik wie er. Die Karriere des 65-jährigen Heinz Fischer, den die SPÖ heute zu ihrem Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl nominieren wird, begann schon 1963 und sie ist der bruchlose Werdegang eines Parteifunktionärs.
Heinz Fischers Lebensweg in die Politik war vorgezeichnet. Im Elternhaus gingen sozialistische Politiker ein und aus, der Vater war kurze Zeit Staatssekretär. Seine Laufbahn begann wie fast alle Politikerkarrieren in Österreich: im Parlamentsklub.
Stufe für Stufe stieg Fischer auf. Er wurde Klubsekretär, Abgeordneter, Klubobmann, Minister, stellvertretender SPÖ-Vorsitzender und war schließlich zwölf Jahre lang bis zur Wahl 2002 Erster Nationalratspräsident. Mit dieser Funktion wird Fischer identifiziert wie mit keiner anderen, keine hat er selbst so gerne ausgeübt wie diese.
Seit Jahrzehnten gehört Heinz Fischer zur Spitze der SPÖ, seit einem Vierteljahrhundert ist er stellvertretender Parteivorsitzender. Bei allen Entscheidungen war er dabei, alle Kurswechsel hat er mitgemacht und zu rechtfertigen verstanden, alle Wenden überstanden. Seine besten Zeiten hatte Fischer immer dann, wenn es seiner Partei schlecht gegangen ist. Dann war er soetwas wie der getreue Eckart, Garant der Kontinuität und der Zuversicht.
Nur für die absolute Spitze, Parteiobmann oder Bundeskanzler, hat es nie gereicht. Nicht, dass Heinz Fischer das nicht gern geworden wäre, aber es haben ihm dazu die Entschlossenheit und der Mut zum Risiko gefehlt. ****
Fischer wird nun als Staatsmann und Mann des Ausgleichs präsentiert werden. Hemdsärmelig auf die Menschen zuzugehen, dazu fehlen ihm die Fähigkeit und auch die Neigung. Er hält eher auf kühle Distanz, aber das intellektuelle Gespräch belebt ihn. Als Jurist und Verfassungsrechtler schätzt und pflegt er die präzise aber immer absichernde Formulierung.
Fischers Lebenswandel ist unauffällig und zurückhaltend. An Persönlichem weiß man wenig von ihm. Er besitzt ein Haus auf der Hohen Wand, das er liebt und wohin er sogar dann und wann Journalisten einlädt. Fischer ist ein großer Naturliebhaber, ein begeisterter Bergsteiger und seit 32 Jahren Präsident der "Naturfreunde".
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