• 08.10.2003, 10:38:06
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Einwegpfand: 1,2 Mrd. Euro Kosten - 0,04 % Öko-Nutzen

Geballte österreichische Kritik am deutschen "Pfand-Chaos"

Wien (OTS) - Seit 1. Oktober sollte es in Deutschland ein
einheitliches Rücknahmesystem für alle bepfandeten Einwegverpackungen
geben. Nach wie vor jedoch herrscht dort blankes Chaos - mehrere
konkurrierende Rücknahmesysteme sowie Insellösungen einzelner
Handelsunternehmen haben die Verwirrung prolongiert und den Unmut
unter den Konsumenten noch verschärft. Scharfe Kritik kommt nun von
Lebensmittelverband, Handel und Entsorgern in Österreich.

Die Wirtschaftsvereinigung alkoholfreier Getränke in Deutschland
geht von Kosten von etwa 1 - 1,2 Mrd. Euro alleine für die
Anschaffung von ca. 75.000 Rücknahmeautomaten und von ca. 720 Mio.
Euro jährlichen Kosten bei Einführung eines flächendeckenden
Rücknahmesystems aus. Dem stehen - gestützt auch von den Daten der
vom deutschen Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen
Prognos-Studie - ca. 600 Mio. Euro Umsatzverluste pro Jahr in der
Getränkeindustrie, 12.000 gefährdete Arbeitsplätze und nur 0,04 %
positiver ökologischer Effekt (in den Bereichen Treibhauseffekt,
Ressourcenbeanspruchung, Sommersmog sowie Versauerungspotential)
gegenüber.

Michael Blass, Geschäftsführer des Fachverbandes der Nahrungs- und
Genussmittelindustrie, resümiert:" Das Beispiel Deutschland zeigt,
dass Einwegpfand nichts anderes ist als ein Öko-Schmäh - hohe Kosten,
kaum Umweltnutzen und eine Entmündigung der Konsumenten. Außerdem
zementiert Deutschland damit die Marktzutrittsbarrieren für
ausländische Anbieter - eine wettbewerbs- und gemeinschaftsrechtlich
fragwürdige Vorgangsweise. Wir in Österreich setzen weiterhin auf die
Wahlfreiheit zwischen Ein- und Mehrweg sowie die freiwillige
Selbstverpflichtung der Wirtschaft, die wir sehr ernst nehmen. Denn
nicht nur die Entsorger schaffen positive Bilanzen, auch Industrie
und Handel entwickeln innovative, zukunftsorientierte Lösungen im
Bereich der Wiederverwertung."

Auch Christian Stiglitz, Vorstand der Altstoff Recycling Austria
AG, stellt der Situation in Deutschland ein negatives Zeugnis aus:
"Durch die Einführung eines Pfandes auf Einweggetränkeverpackungen
begeben wir uns zurück an den Beginn der 90er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts. Das Beispiel Deutschland zeigt: Das Pfand ist nicht nur
teuer und daher volkswirtschaftlich bedenklich, sondern auch
ökologisch ohne Vorteil. Wir sind in der Abfallwirtschaft schon viel
weiter und betrachten das Thema Müll ganzheitlich. Wir sammeln und
verwerten in Österreich mehr als 80 Prozent aller lizenzierten
Verpackungen und führen diese in den Kreislauf zurück, nicht nur die
Getränkeverpackungen."

So betont auch Alfred Matousek, Vertreter der größten heimischen
Handelskette: "Wir haben in Österreich - auch ohne Zwangspfand - ein
im internationalen Vergleich hervorragendes Verpackungssammelsystem,
das wir nicht durch Einwegpfand gefährden dürfen. Zusätzlich geht die
Wirtschaft in Österreich andere Wege, die zeigen, dass die in der
freiwilligen Selbstverpflichtung dokumentierte Absicht zur Steigerung
der stofflichen Verwertung von PET ernst genommen wird. So
unterstützen wir zukunftsorientierte Recyclingaktivitäten und bieten
österreichweit erstmals Eierverpackungen aus wiederverwerteten
PET-Flaschen an. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu
Schließung von Rohstoffkreisläufen."

OTS0069    2003-10-08/10:38

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | VGH

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