- 15.05.2003, 11:15:14
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OeNB - Generalversammlung der Oesterreichischen Nationalbank am 15. Mai 2003
Wien (OTS) - Anlässlich der heutigen Generalversammlung der
Oesterreichischen Nationalbank erörterte Präsident Adolf Wala
die wichtigsten Ergebnisse des Jahresabschlusses 2002.
Die Erfolgsrechnung erbrachte ein geschäftliches Ergebnis von 1,51
Mrd EUR. Daraus errechnet sich die 34%ige
Körperschaftsteuer von 515 Mio EUR sowie der gesetzliche
Gewinnanteil des Bundes in der Höhe von 90 % des versteuerten
Ergebnisses im Ausmaß von 900 Mio EUR. Nach Berücksichtigung der
Körperschaftsteuer und der Dividende erhält der Bund mit
1415 Mio EUR die dritthöchste Gewinnabfuhr der Bank. Dieses
Ergebnis wurde in einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld
vor allem durch eine Anlagepolitik erzielt, die sich auch im
Vergleich zu den Partnern des Eurosystems kontinuierlich als
außerordentlich erfolgreich erwiesen hat. Darüber hinaus kommt
der Großteil des eigenen Gewinnanteils wieder der
Forschungsförderung zugute.
Die OeNB hat seit Beginn der Währungsunion 5,7 Mrd EUR oder
jährlich 0,7% des BIP an den Staat geleistet. Dazu kommen noch
284 Mio EUR, die die Bank allein in den letzten vier Jahren aus
ihrem eigenen Gewinnanteil der Forschungsförderung zur Verfügung
gestellt hat. Vor dem Hintergrund der hohen Volatilität auf den
Finanzmärkten und des begrenzten Spielraums für die Realisierung
von Kursgewinnen, sind realistische Gewinnerwartungen in der
Zukunft aber wesentlich niedriger anzusetzen.
Als Unternehmen hat die OeNB ihre mittelfristige strategische
Ausrichtung angepasst, wobei der Orientierung am Kundennutzen
und der Effizienz der Leistungserstellung weiterhin zentrale
Bedeutung zukommt. Im Mittelpunkt der Strategie steht mit der
vorrangigen Sicherung der Preisstabilität und der Gewährleistung
der Finanzmarktstabilität der Leistungsauftrag des ESZB. Die
Bank hat im Berichtsjahr in allen ihren Kerngeschäften wichtige
Vorhaben vorangetrieben.
So hat die Bank bei der Verwaltung der Währungsreserven nicht
nur kontinuierlich hohe Effizienz bewiesen sondern auch ihren
Anlagespielraum voll genutzt. Die Währungsreserven wurden seit
Beginn der Währungsunion gezielt zurückgeführt und entsprachen
Ende 2002 im Verhältnis zum BIP etwa dem Durchschnitt des
Eurosystems. Auch im weltweiten Vergleich bewegen sich die
Währungsreserven in Österreich in international angemessenen
Relationen.
Aufgrund der großen Bedeutung für die Finanzmarktstabilität
haben die Notenbanken für einen sicheren und funktionsfähigen
Zahlungsverkehr zu sorgen. Um hohe Qualität der Zahlungsmittel
einerseits und Sicherheit und Effizienz des Zahlungsverkehrs
andererseits zu gewährleisten, hat die OeNB bereits bei der
Vorbereitung auf die Währungsunion den Ausbau ihres
Kompetenzzentrums Zahlungsmittel und Zahlungsverkehr
vorangetrieben. Der Leistungsfähigkeit dieses Kompetenzzentrums
ist es letztlich zu verdanken, dass die hohen Anforderungen an
das neue Geld effizient umgesetzt und große Kosteneinsparungen
für die Volkswirtschaft erreicht werden konnten. Mit der
Neupositionierung der Austrian Payment Systems Services GmbH
wurde nicht zuletzt auch im volkswirtschaftlichen Interesse ein
weiterer wichtiger Schritt zu einer effizienten
Zahlungsverkehrsabwicklung realisiert.
Insgesamt ist die frühzeitige Anpassung von Struktur und
Organisation der Bank die Grundlage für ihre ausgezeichnete
internationale Reputation. Die OeNB zählt heute zu den
schlanksten und effizientesten Zentralbanken des Eurosystems.
Sie ist sowohl beim Geschäftsergebnis und der Produktivität als
auch beim Mitteleinsatz gemessen an Mitarbeiteranzahl und
Personal- und Sachaufwand im Vergleich zum Durchschnitt des
Eurosystems hervorragend positioniert. Dementsprechend ist die
Wertschätzung und das Vertrauen der Bevölkerung in die OeNB als
Institution anhaltend hoch.
Das globale wirtschaftliche Umfeld war im Berichtsjahr
äußerst schwierig. Nach Auflösung der geopolitischen Spannungen
sind aber nicht zuletzt aufgrund der günstigen
Finanzierungsbedingungen die ökonomischen Voraussetzungen im
Euro-Währungsgebiet gegeben, dass das Vertrauen der Unternehmer
und Konsumenten wiedergewonnen und die Wachstumsschwäche
überwunden werden kann.
In Österreich lag das Wirtschaftswachstum über dem
Durchschnitt des Euro-Währungsgebiets. Trotz der
Verschlechterung der Arbeitsmarktlage gehörte Österreich
weiterhin zu den Ländern mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit
und der höchsten Preisstabilität. Obwohl die schleppende
Konjunktur auch den Staatshaushalt belastete, zählte Österreich
zu den Ländern des Eurosystems mit finanzpolitischem Spielraum.
Abschließend wies der Präsident darauf hin, dass
Herr Generalrat Elsner sein Mandat zurückgelegt hat und
Herr Generalrat Univ.-Prof. DDr. Frisch nach Ablauf seiner
Funktionsperiode aus dem Generalrat ausgeschieden ist. Die
Generalversammlung hat einstimmig die Herren Dkfm. Randa und
Dkfm. Zwettler für eine Funktionsperiode von fünf Jahren zu
Mitgliedern des Generalrates gewählt.
Gouverneur Dr. Liebscher wertete die problemlose Euro-
Bargeldeinführung in Österreich und weiteren 11 Mitgliedstaaten
der Europäischen Union als das markante Ereignis des vergangenen
Geschäftsjahres. Das Eurobargeld sei im Euroraum sehr positiv
aufgenommen worden und auch das Preis- und Wertgefühl in Euro
verbessere sich kontinuierlich.
Auch im vierten Jahr der Währungsunion konnte mit einer
durchschnittlichen Inflationsrate (HVPI) von 2,2 % wiederum
Preisstabilität im Euroraum gewährleistet und damit Kaufkraft
erhalten werden. Die Unabhängigkeit des Eurosystems, seine
dezentrale Struktur und die damit verbundene Effizienz sowie
seine bewährte geldpolitische Strategie seien wesentliche
Erfolgsfaktoren für die seit Beginn der Währungsunion
gewährleistete Preisstabilität.
In einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld, in dem sich
die Konjunkturerholung durch geopolitische Spannungen weiter
verzögerte, die Finanzmärkte volatiler wurden und sich das
Vertrauen von Wirtschaft und Privaten abschwächte, müssten die
öffentlichen Haushalte weiterhin strikt gemäß Stabilitäts- und
Wachstumspakt auf Konsolidierungskurs gehalten und anstehende
Strukturreformen energisch vorangetrieben werden, um Wachstum
und Beschäftigung im Euroraum nachhaltig zu sichern und seine
internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen.
Nach der erfolgreichen Umsetzung der Währungsunion stehe die
Europäische Union mit ihrer Erweiterung um zehn Mitgliedstaaten
vor ihrem nächsten integrationspolitischen Meilenstein. Mit der
Unterzeichnung des Beitrittsvertrags im April 2003 und seiner
anschließenden Ratifikation sollte die Erweiterung der
Europäischen Union Anfang Mai 2004 Realität werden. Der Beitritt
dieser Länder zur Währungsunion werde künftig über eine
Teilnahme am so genannten Wechselkursmechanismus II und über
eine strikte und nachhaltige Erfüllung der rechtlichen und
ökonomischen Konvergenz führen. Das Integrationstempo dürfe - im
Interesse der Beitrittsländer wie auch des Euroraums - nicht auf
Kosten der Qualität gehen.
Währungsunion und Euro hätten, so Gouverneur Liebscher
resümierend, den Euroraum im dynamischen Globalisierungsprozess
bereits deutlich gestärkt und würden auch in Zukunft eine
zentrale Rolle als "Reformmotor" und Katalysator für die weitere
wirtschaftliche und politische Integration Europas spielen.
OTS0112 2003-05-15/11:15
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