• 25.03.2003, 13:35:35
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  • OTS0144 OTW0144

Die Schicksale des Hauses Berggasse 19

"Freuds verschwundene Nachbarn" im Sigmund Freud-Museum

Wien (OTS) - Das Haus Berggasse 19 mit den Nachbarn Sigmund Freuds
und deren Schicksal im Nationalsozialismus ist das Thema der
Ausstellung "Freuds verschwundene Nachbarn", die das Sigmund
Freud-Museum vom 26. März bis 28. September 2003 (März bis Juni
täglich von 9 bis 17 Uhr, Juli bis September täglich von 9 bis 18
Uhr, Eintritt 7 Euro, verschiedene Ermäßigungen) zeigt. Die
Ausstellung veranschaulicht die Geschichte am Schicksal von Menschen,
zeigt die Mechanismen des nationalsozialistischen Terrors, von der
Entrechtung bis hin zur Deportation, ebenso auf wie die zögerliche
Haltung der 2. Republik in Fragen der Restitution. Steht das Haus
Berggasse 19 heute für Freud und die Entstehung der Psychoanalyse, so
führt diese Ausstellung in ein Wiener Mietshaus, das in seiner
Geschichte des Unrechts und der Unmenschlichkeit in dieser Ära
paradigmatisch für viele andere steht. "Hinschauen heißt
Verantwortung übernehmen" stellte Kulturstadtrat Dr. Andreas
Mailath-Pokorny bei der Pressepräsentation der Schau mit Dir. Dr.
Inge Scholz-Strasser und dem Ausstellungsteam am Dienstag fest. Die
Ausstellung mache das Unfassbare greifbar, dem Freud-Museum sei dafür
wie generell für seine wichtige Arbeit zu danken. Die Stadt Wien
werde sich auch in Zukunft ihren Beitrag zur Unterstützung dieser
wertvollen Arbeit - 2006 wird Freuds 150. Geburtstag begangen -
leisten. Weiters verwies Mailath darauf, dass die Fragen der
Restitution von Kunst- und Kulturgütern in Wien 2004 abgeschlossen
sein werde, eine Provenienzprüfung bezüglich Liegenschaften werde
erstellt.****

Am Beispiel der insgesamt acht betroffenen Wohnungen mit
jüdischen Mietern von 14 Wohneinheiten im Haus - jede Wohnung eine
Ausstellungseinheit - werden die Schwerpunkte "Sammelwohnungen",
"Arisierung", Deportation, Emigration, Rückkehr aus dem Lager sowie
die Entschädigungs- und Rückstellungspraxis der Zweiten Republik
aufgezeigt. Die den einzelnen Wohnungen gewidmeten Vitrinen sind so
angeordnet, dass sie die Lage im Haus nachvollziehbar machen, einen
Eindruck des zunächst vorhandenen und später zerstörten sozialen
Gefüges geben. Dokumente veranschaulichen die Stationen der
Entrechtung vom Verlust des Mietrechtes über das Untersagen jeder
unternehmerischer Tätigkeit bis hin zur Vermögensliquidierung und
schließlich zur Deportation jener Bewohner, denen nicht - wie Freud
und einigen anderen die Flucht ins Ausland gelang. Davor wurde,
ebenfalls in der Ausstellung dokumentiert, durch den Zwang zu
"Sammelwohnungen" - jüdische Mieter mussten andere, bereits ihrer
Wohnung verlustig gegangene Menschen aufnehmen - eine Art
Ghettoisierung geschaffen, wovon auch das Haus Berggasse 19 extrem
betroffen war. Schließlich veranschaulicht die Ausstellung auch die
problematische österreichische Rückstellungspraxis - für die
symbolische Entschädigung von entzogenen Mietrechten bedurfte es 50
Jahre, nachzuvollziehen auch am Beispiel der ehemaligen
Fleischhauerei Siegmund Kornmehl im Freud-Haus.

Ergänzt wird die Schau durch Toninstallationen mit
Gesprächspassagen mit Nachkommen der früheren Bewohner, mit
Psychoanalytikern, Museumsbesuchern und jetzigen Haubewohnern.

Schüler führen Schüler

Ein begleitendes Projekt "Schüler führen Schüler" schlägt den
Bogen zur jüngsten Generation. Im Mai, Juni und September begleiten
Schüler des Erich Fried-Gymnasiums andere Schüler und auch Lehrer
durch die Ausstellung, die sie aus ihrem Blickwinkel erläutern.
Ergänzend dazu erscheint das Buch "Vor der Flucht" mit dem bis jetzt
unveröffentlichten Text "Eine Kindheit in Wien" von Erich Fried.

Zur Ausstellung selbst gibt es eine Begleitpublikation, die von
der Chefkuratorin Lydia Marinelli herausgegeben wurde, mit Beiträgen
von ihr selbst, Felix de Mendelssohn, Oliver Rathkolb, Inge
Scholz-Strasser, Heidemarie Uhl und Moshe Zuckermann.

o Weitere Informationen:
Tel.: 319 15 96
Internet: http://www.freud-museum.at/
(Schluss) gab

Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
http://www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Dr. Martin Gabriel
Tel.: 4000/81 842
mailto:gab@m53.magwien.gv.at

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NRK

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