- 20.02.2003, 11:22:01
- /
- OTS0082 OTW0082
Gefahrenquelle Lift muss entschärft werden!
Jedes Jahr sterben ein bis zwei Menschen in einem Aufzug, zahlreiche werden verletzt. "Sicher Leben" fordert mehr Sicherheit im Aufzug!
Wien (OTS) -
Können wir es uns leisten auf den nächsten Zwischenfall im Aufzug zu
warten? Der tragische Todesfall des eineinhalbjährigen Juan am 21.
November 2002 in Wien war leider kein Einzelfall. Jährlich verletzen
sich zahlreiche Menschen in Aufzügen; ein bis zwei Menschen sterben
jährlich in einem Lift. Solche Tatsachen sollten uns wachrütteln und
auch die zuständigen Behörden dazu bewegen, die zum Teil vorhandenen
Sicherheitsbestimmungen streng auszulegen und die bestehenden
Sicherheitslücken bei den Aufzügen zu schließen. Dr. Rupert Kisser,
Leiter des Instituts "Sicher Leben", fordert weitere Maßnahmen zur
Verbesserung der Aufzugssicherheit, da wesentliche Mängel in der
unzureichenden und uneinheitlichen Rechtslage in Österreich durch das
Institut aufgedeckt wurden.
Tod zwischen den Türen
Bei alten Aufzügen (rund 800 vor allem in Wien) gibt es zwischen
Innen- und Außentür häufig einen bis 15 cm großen Spalt, in dem
kleine Kinder eingeklemmt werden können. Verbunden mit einer
Wegfahrautomatik - der Aufzug setzt sich durch Schließen der Türen
automatisch in Bewegung, wenn im Fahrkorb zuvor ein Fahrziel gedrückt
wurde oder der Lift in einer anderen Etage gerufen wurde - kommt es
immer wieder zu tödlichen Kinderunfällen. Diese Art von Unfällen wäre
durch eine Stillegung der Wegfahrautomatik oder ein sicheres
Lichtschranken-System leicht zu verhindern. Aufzüge dieser Bauart
sollten nicht automatisch mit dem Schließen der Türe losfahren
dürfen!
Verletzungen durch fehlende Innentüren
Das Einrichten von Fahrkorbtüren ist eine weitere zentrale Forderung
zur Verbesserung der Aufzugssicherheit. Fehlende Innentüren führen
dazu, dass die im Aufzug Befindlichen - vor allem Kinder - die
vorbeibewegenden Wände und Türen berühren können. Das Ergebnis sind
zahlreiche Fingerverletzungen, aber auch andere schwerere
Verletzungen. Immer wieder kommt es sogar zu tödlichen Unfällen wenn
sich sperriges Transportgut (z.B. Möbelstücke, Müllcontainer)
verkeilen. Lichtschranken sind diesbezüglich nur ein schwacher
Sicherheitsersatz für Innentüren. Rund 50 Prozent der etwa 60.000
Aufzüge in Österreich haben noch keine Innentüren.
Übergangsfristen für alte Aufzüge!
Mag. Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung des Instituts
"Sicher Leben", stellt fest: "Aufgrund der bundesweiten Rechtslage
ist der Hersteller von neuen Aufzügen zu hohen Sicherheitsstandards
verpflichtet. Dies bedeutet aber leider nicht, dass diejenigen
Aufzüge, die schon eingebaut sind, auch diesen Sicherheitsstandards
entsprechen müssen! Es entsteht typischer Weise erst bei einer
grundlegenden Sanierung des Aufzugs eine Pflicht aktuelle
Sicherheitsstandards auch bei alten Aufzügen nachzurüsten. Somit
werden weiterhin alte Aufzüge ohne Anpassung an neue
Sicherheitssysteme betrieben, möglicherweise noch jahrzehntelang!"
Umrüstpflicht nur in Kärnten
Der Einbau von Fahrkorbtüren zur Verbesserung der Aufzugssicherheit
wurde sowohl von der Europäischen Kommission als auch vom für
Konsumentenschutz zuständigen Bundesministerium empfohlen. Eine
verpflichtende Nachrüstpflicht besteht aber nur in Kärnten. Bis 2010
sind dort alle vorhandenen Aufzüge, die keine Fahrkorbtür besitzen,
mit einer solchen auszustatten. Alle anderen Bundesländer sehen keine
Umrüstpflichten vor; dies bedeutet, dass sogar in 30 oder 50 Jahren
noch immer Aufzüge ohne Innentüre fahren könnten. Insoweit fordert
das Institut "Sicher Leben" die Festlegung einer einheitlichen
Übergangsfrist zum Einbau von Fahrkorbtüren, z. B. eine
10-Jahresfrist bis 2013, die bundesweit umgesetzt wird.
Nachrüstpflicht für alte Anlagen
Nahezu alle Landesvorschriften sehen regelmäßige Überprüfungen von
Aufzügen vor. Diese Überprüfungen bedeuten eine Kontrolle der
Funktionsfähigkeit einzelner Aufzugsteile und beziehen sich auf die
Abnutzung des Aufzugs. Moderne Sicherheitstechnik wird aber erst dann
eingebaut, wenn bereits Gefahr für Gesundheit oder gar Leben besteht.
"In der Praxis muss also zuerst 'etwas passieren', bevor in alten
Aufzügen neue Sicherheitsstandards umgesetzt werden. Dann ist es aber
schon zu spät. Es kann nicht Sinn von Schutzvorschriften sein, dass
erst dann gehandelt wird, wenn eine Tragödie eintritt", meint Dr.
Kisser.
Fordern Sie mehr Sicherheit für Ihren Aufzug
Die Aufmerksamkeit von Erwachsenen hinsichtlich des
Gefahrenpotenzials im Lift ist meist sehr gering. Man selbst achtet
eigentlich nicht auf die bestehenden Gefahren. Kisser: "Kontrollieren
Sie einen Aufzug, den Sie oft benutzen, z.B. in einem Wohngebäude
oder bei der Arbeitsstätte hinsichtlich offenkundiger
Sicherheitsdefizite! Hat dieser Lift eine Fahrkorbinnentüre
eingebaut bzw. eine Wegfahrautomatik und einen großen Zwischenraum
zwischen Fahrkorb und Außentür? Intervenieren Sie bei Hauseigentümer
und Verwaltung hinsichtlich der Verbesserung der
Sicherheitsstandards. Unterstützen Sie entsprechende Vorschläge der
Hausverwaltung, auch wenn sie etwas Geld kosten!"
Forderungen des Instituts "Sicher Leben"
Das Institut "Sicher Leben" stellt daher folgende Mindestforderungen
für eine sichere Aufzugsbenützung auf:
1. Beseitigung der Gefahren für kleine Kinder, also Stilllegung der
Wegfahrautomatik oder sicheres Lichtschranken-System
2. Einheitliche Nachrüstpflicht für Innentüren innerhalb einer
10-Jahresfrist (bis 2013)
3.Jährlicher Funktionscheck - vor allem auch hinsichtlich neuer
Sicherheitsstandards. Bundesweit einheitliche Verbindlich-Erklärung
der Ö-Norm EN81-80, sobald diese offiziell verabschiedet ist
Rückfragehinweis:
Institut Sicher Leben
Mag. Gabriele Hinterkörner
Pressestelle
Tel.: (++43-1) 71 770/161
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | SIL






