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"Neues Volksblatt" Kommentar: "Große Verantwortung" (Von Franz Rohrhofer)

Ausgabe vom 25. November 2002

LINZ (OTS) - Dieses Wahlergebnis hat wohl die kühnsten
Erwartungen auch unverbesserlicher Optimisten innerhalb der Volkspartei übertroffen. Ganz zu schweigen von den Meinungsforschern, die bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhersagten. Es gibt aber für den Wahltriumph Wolfgang Schüssels und seiner ÖVP gute Gründe, die nur in ihren weit reichenden Auswirkungen nicht abzuschätzen waren: Die Österreicher waren mit der schwarz-blauen Regierung zufrieden und erteilten den Miesmachern eine Abfuhr. Hier rächt sich für die SPÖ, dass sie penetrant wiederholte, was sie wieder abschaffen, nicht aber, was sie anders und besser machen werde. Ein weiterer Grund für den Wahlerfolg ist Wolfgang Schüssel selbst, dem der Wähler das Amt des Regierungschefs lieber anvertraut als einem unerfahrenen Kanzlerkandidaten Gusenbauer.
Schließlich ist das gestrige Wahlergebnis eine überaus deutliche Absage an Rot-Grün, wozu auch der Blick über die Grenze nach Deutschland seinen Teil beigetragen hat. Das alles begründet den Sieg der ÖVP, für dessen Höhe aber noch andere Gründe mitspielen:
Die Selbstzerstörung der Freiheitlichen, die ansonsten von der Regierungspolitik durchaus auch hätten profitieren können. Und eine Geschlossenheit der ÖVP hinter ihrem Kanzlerkandidaten, die in der Geschichte dieser Partei ihresgleichen sucht. Für Wolfgang Schüssel muss es eine persönliche Genugtuung sein, nach zwei vergeblichen Anläufen die ÖVP wieder auf Platz eins geführt zu haben. Er hat sich diesen Sieg durch taktisches Geschick, eiserne Nerven und übermenschlichen Einsatz verdient.
In der Stunde des Triumphes müssen sich die ÖVP und ihr Obmann auch der ungeheuren Verantwortung bewusst sein, die ihr das überwältigende Vertrauen der Wähler auferlegt hat. Die Erwartungen sind hoch gesteckt, doch sind sie auch der Auftrag, den Weg der Reformen geradlinig, aber mit sozialem Herzen fortzusetzen. Mit wem dies möglich sein wird, ist derzeit offen. Es ist abzuwarten, welche Erschütterungen das gestrige Wahlergebnis in den anderen Parteien auslösen wird. Weder Alfred Gusenbauer noch Herbert Haupt sind derzeit gesicherte Gesprächspartner. An der FPÖ hängt der Klotz Knittelfeld und die SPÖ liebäugelt mit dem Schmollwinkel Opposition, was einer staatstragenden Partei unwürdig ist. Nach dem ersten Schock wird aber geredet werden.
Wolfgang Schüssel ist der Garant für eine gute Lösung.

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