Patientenumfrage 2: Gesundheit weit vor den Pensionen
Angst vor Zwei-Klassen-Medizin - Selbstbehalte werden abgelehnt - Ärzte gelten als "Anwälte der Patienten"
Wien (OTS) - Geht man von den Ergebnissen der OGM-Umfrage aus,
dann deckt sich der Forderungskatalog der Ärztekammer weitgehend mit den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung. Auf die Frage, um welche Bereiche sich die neu gewählte Regierung vorrangig kümmern soll, steht das Thema Gesundheit ganz vorne und noch deutlich vor der Sicherung der Pensionen.
Während nämlich 31 Prozent der Befragten angaben, sich von der zukünftigen Regierung vorrangig die Behandlung des Themas Gesundheit zu erwarten, wollen lediglich 22 Prozent die Pensionsfrage als vorrangiges Thema behandelt wissen. Dorner: "Es sollte unseren Politikern schon zu denken geben, wenn trotz vielfacher medialer Berichterstattungen zur Demographie und Alterspyramide in Österreich trotzdem um die Hälfte mehr Bewohner der Bundeshauptstadt Sorge um das Gesundheitssystem hat. Im Vordergrund steht also weniger die Angst um die finanzielle Sicherung der Pensionen, sondern in weit größerem Ausmaß die Sorge, ob man im Krankheitsfall auch entsprechend medizinisch versorgt wird."
Lösung: Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge
In der Studie wurden auch Lösungsvorschläge zu Finanzierung des Gesundheitswesens abgefragt. Noch immer sieht die Bevölkerung das größte Einsparungspotential bei der Verwaltung der Krankenkassen (67 Prozent). 24 Prozent glauben an Einsparungsmöglichkeiten bei den Medikamenten, 17 Prozent wollen geringere Honorare für die Ärzte. Etwas mehr als jeder Zehnte (12 Prozent) lehnt Einsparungen gänzlich ab.
Nur 15 Prozent der Befragten sehen Selbstbehalte als möglichen Lösungsansatz der Finanzierungsprobleme im österreichischen Gesundheitssystem. Bei einer früheren Umfrage im Dezember 2001 waren es übrigens noch 19 Prozent. Auch die Zahl jener Personen, die erhöhte Beiträge für Risikogruppen wie Konsumenten von Tabak und Alkohol befürworten, ist von 44 auf 39 Prozent gesunken.
Nach wie vor als interessante Variante zur zusätzlichen Finanzierung des Gesundheitssystems wird die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für alle Dienstnehmer sowie die Umschichtung von Steuermitteln gewertet: 32 beziehungsweise 26 Prozent sehen in diesen Maßnahmen sinnvolle gesundheitspolitische Vorgaben.
Ärztekammerpräsident Dorner: "In den letzten Jahren sind die Belastungen für alte und kranke Menschen immer mehr gestiegen. Die Bevölkerung weiß, daß zur Sicherung einer Topmedizin auch entsprechende finanzielle Mittel notwendig sind. Sie ist bereit, dafür zu zahlen, aber eben nicht durch unsolidarische Selbstbehalte, sondern in Form von Beitragserhöhungen nach dem Motto Jung für Alt, Gesund für Krank, Reich für Arm." Denn die von der Ärztekammer geforderte Beitragserhöhung und höhere Sozialversicherungsbeiträge für Risikogruppen würden auch von der Bevölkerung in hohem Ausmaß akzeptiert werden, so Dorner.
Nein zu Selbstbehalten
Sollten nicht rasch Reformen in der österreichischen Gesundheitspolitik passieren, wird nicht mehr genügend Geld da sein, um die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau für alle zu gewährleisten. Im Zuge der Studie wurde daher auch abgefragt, welche Einschränkungen den Wienerinnen und Wienern dabei die größten Sorgen bereiten.
An erster Stelle rangiert die Angst, daß man für die zu bezahlenden Sozialversicherungsbeiträge zukünftig nur mehr eine Grundversorgung erhält und weitergehende Leistungen aus der eigenen Tasche bezahlen muß (68 Prozent). 64 Prozent befürchten, daß ihnen die besten Medikamente aus Kostengründen nicht mehr verschrieben werden können. Angst macht auch die Vorstellung, daß man im höheren Alter aus Kostengründen nicht mehr operiert wird (58 Prozent).
Weniger Sorgen bereitet den Befragten die Tatsache, die steigenden Selbstbehalte nicht mehr selbst bezahlen zu können beziehungsweise daß die Ärztinnen und Ärzte zu wenig Zeit für sie haben werden (jeweils 51 Prozent). Auch gibt es wenig Sorge darüber, daß es in Wien zu wenig Ärzte geben wird (72 Prozent). Dorner dazu: "Das Ergebnis überrascht mich, weil wir in Gegensatz zu anderen Metropolen in Wien über eine geringere Facharztdichte verfügen und es auch nicht vorgesehen ist, diese Dichte an vergleichbare Städte wie Paris oder Hamburg anzupassen. Scheinbar empfinden die Patienten die ärztliche Versorgung trotzdem als ausreichend", so Dorner.
Hohes Vertrauen in die Ärzteschaft
Überraschendens Detail am Rande: 31 Prozent der befragten Personen meinen, daß die Wiener Ärztinnen und Ärzte die Interessen der Patienten am besten vertreten. Damit konnten die Ärzte erstmals dem Wiener Patientenanwalt den Rang ablaufen: Nur mehr 23 Prozent sehen im Patientenanwalt den optimalen Interessenvertreter. Noch vor einem Jahr war es genau umgekehrt: 30 Prozent votierten damals für den Patientenanwalt und 25 Prozent für die Ärzteschaft.
Weit abgeschlagen als Patientenvertreter rangieren nach wie vor die Krankenkassen (14 Prozent) sowie die Wiener Gesundheitspolitiker (6 Prozent).
Die positive Beurteilung der Ärzteschaft als "Anwälte der Patienten" freut Ärztekammerpräsident Dorner natürlich besonders: "So ein Ergebnis zeigt, daß die Wiener Ärztinnen und Ärzte im Dienste der Gesundheit und im Dienste der Patienten agieren und das dies die Patienten sehr wohl auch anerkennen." (bb/hpp)
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