• 28.05.2002, 14:15:00
  • /
  • OTS0203 OTW0203

Gesundheitsenquete: Leistungen müssen finanziert werden

Ärztekammer fordert Umdenken in der Gesundheitspolitik - Keine Mehrleistungen ohne zusätzliche Mittel - Neue Herausforderung EDV

Wien (OTS) - In der Medizin sei in den letzten Jahrzehnten eine
enorme technische Entwicklung erfolgt, die einen hohen medizinischen
Standard, aber auch einen erhöhten Betreuungsbedarf und mehr
Zeitaufwand für die Patienten zur Folge hätte. Die Kehrseite der
Medaille seien notwendige finanzielle Mittel, um all das realisieren
zu können, was heute medizinisch machbar sei. Darauf verwies heute,
Dienstag, Nachmittag der Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Dir.
Dr. Johannes Steinhart, bei der Gesundheitsenquete "Medizin Weltstadt
Wien - wie lange noch?".

Das Gesundheitssystem in Wien habe Weltstadtniveau, sei innovativ,
es werde eine Top-Gesundheitsversorgung für alle angeboten, betonte
Steinhart. Eine neue Herausforderung sei, die niedergelassenen
Ärztinnen und Ärzte in Wien mit EDV auszustatten, um so noch
schneller Informationen weiterzuleiten, Doppelbefundungen zu
vermeiden und auch die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte zu erleichtern.

Die Politik und die Sozialversicherung wünschten sich die
Verlagerung der Patientenströme vom stationären in den
niedergelassenen Bereich, längere Öffnungszeiten und mehr Service bei
den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. "Dabei wird jedoch außer
Acht gelassen, daß die Forderungen auch finanziert werden müssen",
sagte der Vizepräsident. Nicht nur der Arzt leiste dann Mehrarbeit,
sondern auch seine Angestellten, die wiederum vom Arzt bezahlt werden
müßten.

Schon derzeit drifte die Ärzteschaft zunehmend in den
unwirtschaftlichen Bereich ab. Steinhart: "Es ist einfach zu wenig
Geld vorhanden. Immer mehr neue Leistung sollen eingeführt werden,
diese werden aber nicht durch höhere Honorare abgegolten. Dies war
auch das Problem bei den Honorarverhandlungen der Ärztekammer mit der
Wiener Gebietskrankenkasse. Bieten wir mehr Leistungen an, müssen wir
unsere Ordinationen besser ausstatten, was aber derzeit aus der
eigenen Tasche bezahlt werden muß."

Konkret kritisiert Steinhart die von den Krankenkassen
eingeführten sogenannten Deckelungen, die Ärztinnen und Ärzten nur
bis zu einer gewissen Häufigkeitsgrenze Patienten behandeln lassen.
"Das entbehrt doch jedweder Logik. Mehr Leistungen anbieten ja -
dafür Geld bekommen nein!" Fortschritt habe nun einmal seinen Preis,
"und dieser Preis muß fair sein".

Der Arzt trage ein Risiko bei der Anschaffung von Geräten für
seine Ordination. "Mit den Deckelungen ist er dem Risiko des
unwirtschaftlichen Kapitaleinsatzes noch mehr ausgeliefert als sonst
auch", betonte Steinhart. Deckelungen gingen daher in die falsche
Richtung, da sie das Leistungsangebot für die Patienten schmälerten.
Steinhart: "Würde die Politik endlich mehr Geld für die
Gesundheitsversorgung zur Verfügung stellen, würden auch mehr
Leistungen angeboten und somit dem Patienten mehr Zu- und Hinwendung
geschenkt." (hpp)

Rückfragehinweis:

Dr. Hans-Peter Petutschnig
Pressestelle Ärztekammer für Wien
Tel.: 515 01/1223 DW, 0664/1014222
Fax: (01) 515 01/1289 DW
mailto:hpp@aekwien.or.at
http://www.aekwien.at

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NAW/NAW/OTS

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel