• 28.05.2002, 11:02:28
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"Dichterkomponistchansonnierpianist" - Georg Kreisler am 4. Juni im RadioKulturhaus=

Wien (OTS) - Mit Songs über das Taubenvergiften, die Wanderniere
und ein Wien ohne Wiener schrieb er Kabarettgeschichte. Georg
Kreisler, heiterer Misanthrop, apokalyptischer Humorist und
Altmeister des schwarzen Humors, feiert am 18. Juli 2002 seinen 80.
Geburtstag. Im Gespräch mit Christoph Wagner-Trenkwitz am 4. Juni im
RadioKulturhaus zieht Kreisler Bilanz über sein Leben und Werk.****

Das Leben hat oft versucht, Georg Kreisler einzuordnen. Sein
Vater, Rechtsanwalt, hätte ihn gerne als Uhrmacher gesehen und
duldete das Klavierspiel des 1922 geborenen Buben widerwillig. Er ist
Wiener - nun gut, war er es ab 1938 auch noch? Die Nazis entschieden
sich für "Volljude", und Georg Kreisler entschied sich für Amerika.
Soldat war er von 1942 bis 1945, zugeteilt der "Military
Intelligence", ein Begriff, den er noch heute als "Widerspruch in
sich" bezeichnet. Doch intelligent zu sein war nicht seine Aufgabe
bei der U.S. Army, sondern Gefangene zu verhören. Er schrieb lieber
enorm erfolgreiche Soldaten-Shows, und nachdem er in Deutschland
Männer wie Göring und Streicher einvernommen hatte, entschied sich
Kreisler zur Heimkehr - in die USA. Dort lernte er das Handwerk, das
ihn zu einer der großen Erscheinungen in der österreichischen
Nachkriegskultur machte. Welches Handwerk eigentlich? Hans Weigel
fand 1955 eine Berufsbezeichnung für Georg Kreisler:
"Dichterkomponistchansonnierpianist" - das kommt den Tatsachen sehr
nahe. Nicht zu vergessen: Kreisler als Operetten- und Opernkomponist,
sein "Aufstand der Schmetterlinge" wurde im Vorjahr in Wien bejubelt,
und als Buchautor, allein 2001 erschienen die Werke "Wenn ihr lachen
wollt" und "Heute leider Konzert". Ist er ein "Liedermacher"?
Jedenfalls ein Autor politischer Lieder … aber "es gibt ja Leute, die
betrachten nur politische Lieder als politisch". Das sagt Kreisler,
den man konsumieren kann, "doch nicht verdau’n", wie man in Anlehnung
an sein Lied "Unheilbar gesund" feststellen möchte.

Schlager wie jene von den Tauben, die man im Park vergiftet, oder
von den tangotanzenden Tanten prägten das Bild des "schwarzhumorigen"
Kreisler. Er selbst erkannte - natürlich wesentlich früher als alle
seine Zuhörer -, dass makabrer Humor allein noch keine Haltung ist,
bezeichnete sich als Anarchisten und wollte dafür nicht gelobt
werden. Dass seine Fernsehsendung "Die heiße Viertelstunde" Ende der
60er Jahre wegen Unbotmäßigkeit abgesetzt wurde, dass er um die
Urheberschaft von Texten prozessieren musste, die einfach nur von
Kreisler stammen konnten, das hat ihn (wieder) verletzt. Ein zweites
Exil nach Berlin folgte, das soundsovielte Exil hat ihn mittlerweile
nach Basel gebracht.

Am 4. Juni ist Georg Kreisler - der am 18. Juli seinen 80.
Geburtstag feiert - zu Gast im RadioKulturhaus. Bekannte und weniger
bekannte Lieder aus seiner Feder und in seiner Interpretation,
Ausschnitte aus Filmen und TV-Shows werden dem Publikum Antworten auf
die Frage geben, wer dieser Georg Kreisler eigentlich ist. Und an
einem seiner Liedtexte darf sich der Künstler am Abend des 4. Juni
gewiss nicht orientieren: "Ich red nix". Vielleicht behält Hans
Weigel recht, der schon 1955 die Überzeugung äußerte, ”dass es den
Georg Kreisler gar nicht gibt. Seit ich ihn persönlich kenne und ihm
oft begegnet bin - sogar bei Tageslicht - bin ich in dieser
Überzeugung bestärkt worden. Georg Kreisler existiert gar nicht - er
ist eine Erfindung Georg Kreislers.”

"Dichterkomponistchansonnierpianist" - Georg Kreisler im Gespräch mit
Christoph Wagner-Trenkwitz ist eine Kooperation mit dem Literaturhaus
Wien und findet am 4. Juni im Großen Sendesaal des RadioKulturhauses
statt. Beginn ist um 19.30 Uhr, Eintritt: 13,00/15,25 Euro. Wir
freuen uns auf Ihr Kommen und bitten um Ihre Zusage unter der
Telefonnummer
01/501 01/18175. Weitere Informationen zum Programm des
RadioKulturhauses gibt es auf der Homepage
http://kultur.orf.at/radiokulturhaus oder über das Kartenbüro (Tel.
01/501 70-377).(hb)

Rückfragehinweis: ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: 01/501 01/18175

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