- 24.04.2002, 18:38:00
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Oberösterreichische Nachrichten Kommentar "Auf Gehrer mit Gebrüll" von Karin Haas=
Es hatte schon so ausgesehen, als ob sie scheintot wären. Neues Uni-
Dienstrecht? Ein paar wütende Proteste, dann Resignation.
Studiengebühren? Ein paar matte Proteste der Studentenvertretung.
Professoren auf Zeit? Ein paar schüchterne Einwände, dass dies
vielleicht nicht nur gut sei. Und nun das. Gestern, also fünf vor
zwölf vor dem Beschluss der längst in der VP-FP-Regierung paktierten
Uni-Reform von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, schwingen sich
Österreichs Unis zu einem Streiktag auf.
Bemerkenswert, dass alle Uni-Gruppierungen an einem Strang ziehen.
Die Professoren wie deren Assistenten, das Uni-Verwaltungspersonal
und die Studenten sowieso. Alle protestieren in zuletzt selten
gesehener Einmütigkeit.
Dabei wären doch die Professoren die Gewinner der Reform. Sie würden
durch das Wegradieren der vom Bund als störend bezeichneten
Mitbestimmung (Stichwort nKommissionitis8) ja an Macht gewinnen.
Sogar die Rektoren, künftig die mit bisher nie gekannter Machtfülle
ausgestatteten üWunderwuzzisä (Copyright Rudolf Ardelt, Rektor der
Kepler Uni Linz) sind gegen den Gesetzesentwurf zur Uni-Reform; im
Fachjargon PUOG 2002G genannt (Universitäts-Organisations-Gesetz).
Er bricht mit vielen Traditionen. Er schafft die Mitbestimmung bis
auf das Reservat des entmachteten Uni-Senates ab. Dieses bisherige
Spitzengremium der Uni-Leitung wird mit der Beschäftigung mit
Studienplänen ruhig gestellt. Etwas, dass kleinere, näher am Puls
des Studierens angesiedelte Gremien viel besser könnten. Doch die
Kritik am (komplizierten) Detail festmachen, hieße sich mit der
Beschreibung von Grashalmen statt des Heuhaufens aufzuhalten. Die
Uni-Reform soll den Unis aufgesetzt werden, egal, ob sie passt oder
nicht.
Die Unis sollen (und werden) international konkurrenzfähiger werden,
in KRankingsB aufholen und sie sollen auch unternehmerischer sowie
selbstständiger ausgerichtet sein. Ob dies diese Uni-Reform im
Endeffekt leisten wird, erscheint nach den gestrigen breiten
Protesten, bei denen Tausende ihre Frust eskalieren ließen, mehr als
fraglich.
Schließlich werden gut motivierte Mitarbeiter, dHumankapital0 auch
der Unis, immer als entscheidender Erfolgsfaktor genannt. Eine
Reform ja, aber mit den Betroffenen. Dass sich sogar die
mehrheitlich konservativen Unis gegen die Reform einer VP-FP-
konservativen Regierung auflehnen, sollte zu denken geben.
Die Unis, die gestern von Bündeln von Eigeninteressen der
verschiedenen Gruppierungen zu einem bundesweiten Block wurden,
sollten sich ihrer neuen Rolle bewusst sein. So geeint könnten sie
als Lokomotive der Reform auftreten. Eine Reform, die sie zufrieden
stellt und die die Unis leistungsfähiger unternehmerischer und
unabhängiger macht, wie ja alle sagen, es zu wollen. Ob sich das
noch bis Sommer ausgeht, steht indes auf einem anderen Blatt. Ein
Jahr später aber müsste es machbar sein. Länger dürfen sich die
Unis, sollten sie glaubwürdig bleiben, nicht Zeit lassen und auch
nicht wieder in Lethargie sinken oder in Einzelinteressen zerfallen.
Rückfragehinweis: Oberösterreichische Nachrichten@Ô
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