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KURIER-KOMMENTAR: Pallawatsch als Regierungsstil

Peter Rabl über die Pannenserie der offenbar überforderten Außenministerin

Wien (OTS) - In den Umfragen ist sie immer noch das beliebteste Regierungsmitglied, wenn auch mit leicht fallender Tendenz. Ginge es um eine Leistungsbeurteilung, müssten Benita Ferrero-Waldners Werte im Sturzflug sein. Der Außenministerin gerät permanenter Pallawatsch zum Regierungsstil.

Der jüngste innen- und außenpolitische Eiertanz um einen schwerer Vergehen in Kosovo beschuldigten österreichischen UN-Polizisten ist nur ein weiteres Glied einer langen Kette von Pleiten, Pech und Pannen dieser Ministerin. Wieder einmal dauerte es mehrere Tage, bis nach ständig wechselnden Argumenten und Erklärversuchen einigermaßen klare Fakten vorlagen.

Ferrero-Waldner lieferte dabei wieder einmal das Bild heilloser Überforderung und Desorientierung. Wie im Vorjahr rund um die in Genua verhafteten österreichischen Demonstranten, wie in der Frage der Bedeutung der Benesˇ-Dekrete, wie nach Haiders Irrfahrt zu Saddam Hussein.

Ferrero-Waldner hat mit dieser Serie den ganzen Kredit verspielt, den sie sich mit ihrer gnadenlosen Lächel-Offensive gegen die EU-Sanktionen erworben hatte. Wobei ihre Rolle bei der Beseitigung der Österreich-Quarantäne wesentlich überschätzt wurde und wird. Die entscheidenden Fäden hat Wolfgang Schüssel in aller Stille und jenseits der Öffentlichkeit mit seinen christdemokratischen Kollegen in Madrid und Luxemburg gezogen.

Aber die Außenministerin hat damals wenige Fehler gemacht. Fragt sich, warum sie seither in ihrer Leistung so abgestürzt ist. Kenner ihrer Persönlichkeitsstruktur und Arbeitsweise haben eine schlüssig klingende Erklärung: Ferrero-Waldner sei von monokausaler Denk- und Handlungsstruktur. Soll heißen, dass sie eine klar umgrenzte Aufgabe - Sanktionen beseitigen - sehr gut erfülle, bei vielschichtigen Problemen aber sehr rasch den Überblick verliere.

Die Ministerin ist tatsächlich wenig krisenfest. Und sie hat ganz offensichtlich das Ministerium nicht wirklich im Griff. Wenn etwa die Meldung von Haiders außenpolitisch höchst gefährlichen Irak-Reiseplänen nicht den Weg von der New-Yorker UNO-Botschaft auf den Ministerschreibtisch fand, dann ist etwas faul am Ballhausplatz. Kommt als zusätzliches Problem für die Ministerin dazu, dass sie längere Zeit als mögliche Präsidentschaftskandidatin gehandelt wurde (was sich hoffentlich inzwischen erledigt hat). Im Bemühen, keine Fehler zu machen und besonderes Profil zu gewinnen, haben sich bei der fleißigen Diplomatin serienweise Fehler eingeschlichen. Unübersehbar wurde, dass Ferrero-Waldner zwar ein hochpolitisches Amt bekleidet, von ihrem persönlichen Zuschnitt aber keine Politikerin ist.

Aus der amerikanischen Management-Theorie kommt die These von Peter's principle. Demnach macht man so lange Karriere, bis man die Stufe der persönlichen Inkompetenz erreicht, von der Aufgabe also überfordert ist. So gesehen hat es Benita Ferrero-Waldner geschafft.

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