• 31.01.2002, 10:43:10
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AKNÖ: Deutlicher Anstieg bei Beratungen und Interventionen für Fernfahrern!=

Illegale Entlohnungssysteme, Nichteinhalten von vorgeschriebenen Ruhezeiten, von Beladungsgrenzen oder von Geschwindigkeit stehen an der Tagesordnung

Wien (AKNÖ) -Bei den bis jetzt aufgedeckten Fällen im sogenannten
Frächterskandal handelt es sich nur um die Spitze des Eisberges sind
die Arbeitsrechtexperten der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ)
überzeugt. "Es gibt vergleichsweise wenig Beschäftigte im
Transportgewerbe. Unsere Beratungs,- Interventions- und
Rechtsschutztätigkeit wird von diesen aber überproportional in
Anspruch genommen", weiß Kurt Zach, Rechtsexperte der AKNÖ. "Wie
sehr es da unter der Oberfläche brodelt, zeigt sich schon daran,
dass die jetzt von den Medien ins Visier genommenenen Unternehmen
eigentlich in der Rechtsschutzstatistik nicht besonders auffallen.
Ein Zyniker könnte sagen, dass diese im Vergleich zu manchen
Konkurrenten bis jetzt "Saubermänner" in der Branche waren!".
Täglich beklagen LKW-Lenker, dass ihre Entlohnung mit den
gesetzlichen und kollektivvertraglichen Vorschriften wenig gemeinsam
hat. Die verbotene Abgeltung der Arbeitsleistung nach gefahrenen
Kilometern ist geradezu branchenüblich. Und so wird abgerechnet: Der
auf die Kilometerzahl errechnete Betrag wird umgelegt auf Stunden
und entspricht -verbunden mit Diätenzahlungen - in etwa dem
vereinbarten Kilometerentgelt. Dass die tatsächlichen geleisteten
Stunden in Verbindung mit dem kollektivvertraglichen Entgelt zumeist
einen höheren Anspruch ergeben, ist vielen LKW-Lenkern nicht
bewusst. Erst bei Krankheit oder Urlaub sehen sie den
Einkommensabsturz und merken, dass etwas "faul" ist.

Das alles sind absolut gesetzwidrige Praktiken. Eines der massivsten
Probleme, mit denen Fernfahrer aber zu kämpfen haben, sind die
Lenkzeiten, welche die gesetzlichen Vorschriften bei weitem
überschreiten. Dazu AKNÖ-Präsident Josef Staudinger: "Der Druck auf
die Fahrer nimmt mehr und mehr zu. Die Arbeitsbedingungen
verschlechtern sich permanent und das nur, weil der enorme
Preiskampf, den die Unternehmer untereinander ausfechten, auf dem
Rücken der Lenker ausgetragen wird. Überhöhte Geschwindigkeiten,
illegale Entlohnungssysteme, Nichteinhalten von vorgeschriebenen
Ruhezeiten, von Beladungsgrenzen oder von
Geschwindigkeitsbeschränkungen stehen an der Tagesordnung. Dabei
handelt es sich aber nicht nur um Gesetzesübertretungen, sondern es
geht um mehr, nämlich um das Leben der Fernfahrer und der anderen
Verkehrsteilnehmer. 90 Prozent der Lkw-Lenker werden nach gefahrenen
Kilometern bezahlt, obwohl das gesetzlich verboten ist. So versucht
natürlich jeder Fahrer, so schnell und so lang wie möglich unterwegs
zu sein, was die Unfallrate drastisch erhöht."

Nun wird gerne behauptet, dass viele LKW-Lenker bei diesen
ungesetzlichen Praktiken bereitwillig mitmachen. Das ist aber eine
äußerst oberflächliche Sichtweise. "Wer rebelliert schon, wenn der
Chef auf zehn andere verweist, die sich vor der Tür um deinen Job
balgen. Die Fahrer machen mit, weil sie den Arbeitplatz nicht
verlieren wollen. Der Fahrer ist noch nicht geboren, dem es ein
Bedürfnis ist, die Sicherheits- und Schutznormen zu unterlaufen und
sich selbst zu gefährden. Dass die Kontrollbehören mit manipulierten
Tachoscheiben und fingierten Urlaubsscheinen getäuscht werden, liegt
doch ausschließlich im Interesse des Profits", erkennt Kurt Zach aus
seinen Gesprächen mit den Betroffen. Im Falle einer Kontrolle durch
Arbeitsinspektoren dienen manipulierte Unterlagen als Nachweis für
angeblich eingehaltene Ruhezeiten. Zach kritisiert in diesem
Zusammenhang auch die gängige Praxis, dass Kontrollen in den
Betrieben stattfinden und nicht auf der Straße, wo sie weitaus
sinnvoller wären.

AKNÖ Präsident Staudinger meint, dass die Anforderungen an die Lkw-
Fahrer in den letzten Jahren enorm gestiegen sind, während sich im
selben Ausmaß die Sozial- und Arbeitsbedingungen der Fahrer
verschlechtert haben. "Sicherheit auf Österreichs Straßen kann nur
mit einer gerechten Entlohnung und unter Einhaltung aller
gesetzlichen Auflagen gewährleistet werden." Staudinger verweist in
diesem Punkt auf die gute Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft für
Handel, Transport und Verkehr (HTV). Gemeinsam können die Interessen
der Fernfahrer bestmöglich wahrgenommen und vertreten werden.
Abschließend fordert der AKNÖ-Präsident die Regierung auf, die im
Parlament angekündigten Maßnahmen rasch umzusetzen. Er persönlich
befürchte, dass hier zwar medial viel versprochen worden sei, die
tatsächliche Kontrolle der illegalen Beschäftigung aber erneut
versande. Dringend notwendig sei daher, dass ein neues Gesetz gegen
Schwarzunternehmertum endlich umgesetzt wird. Seit 3 Jahren
verzögern gerade jene, die nun mediales Entsetzen zeigen, wirksame
Gesetze. Der aktuelle Frächterskandal zeige aber deutlich, dass es
sich nicht bloß um eine Bagatelle, sondern um ein schwerwiegenderes
Problem handelt.

Rückfragehinweis: AKNÖ Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: (01) 58883-1252 OTS

OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | AKN/AKN

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