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"Neue Kärntner Tageszeitung" Kommentar: Zauberwörter und Ignoranz

Ausgabe vom 18.01.2002

Erstens: Die EU rügt Österreich, tadelt die Steuer- und Abgabenquote, die den europäischen Durchschnitt längst hinter sich gelassen hat; und warnt - im selben Atemzug - vor einer rot-weiß-roten Arbeitslosigkeit, die mit dramatischer Rasanz die Kurve nach oben nimmt.

Zweitens: Aus flüchtigen Nebensätzen entnimmt die Öffentlichkeit, dass es mit dem Zauberwörtchen Steuersenkung doch nichts wird. Und um das brav zu schlucken, wird mit Speed-kills-Geschwindigkeit ein zweites Zauberwort kreiert: "Seriosität" - "alles andere wäre unverantwortliche Politik", heißt es da zackig. Ja, weshalb nicht in die Sprachkiste greifen, wo der Schlachtruf "Nulldefizit" Österreich so tadellos auf Linie trimmte?

Drittens: In einer Hauruck-Aktion sollte es der Wenderegierung gelingen, fernab öffentlicher Debatte die Tagesarbeitszeit von acht auf zwölf Stunden anzukurbeln. Dass die Politik auch hiefür eine Mobilisierungsparole herauszuschütteln weiß, ist zwingendes Nano:
"Flexibilität", heißt das Schlagwort.

Viertens: Ein einfaches Parteimitglied schlägt mit Angriffslust um sich, dass tatsächlich Einfache den Faden verlieren. Worum es geht -und dass es in Wahrheit um nichts und um alles geht -, stört "sein Volk" nicht weiter. Richtig: "Sein Volk" - so hat"s der Jörg Haider gesagt. Und kaum einer hat aufbegehrt. Womit wir bei fünftens wären:
Österreich ignoriert eins, zwei, drei, vier - und lässt sich mit Nullnummern à la Temelin-Volksbegehren und Ortstafelfrage mobilisieren wie eine Masse, die das Denken verlernt...

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