"profil": Kavan: "Österreich kann Entscheidung nicht umdrehen"
Tschechischer Außenminister warnt vor negativen Folgen des FPÖ-Volksbegehrens - Schließung Temelins kommt nicht in Frage
Wien (OTS) - In einem Interview in der Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" zeigt sich der tschechische Außenminister Jan Kavan vom anlaufenden Volksbegehren zu Temelin unbeeindruckt. "Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum die tschechische Seite ihre Ansicht zu Temelin aufgrund einer österreichischen Volksbefragung ändern sollte." Tschechien habe wie jedes Land das Recht, "die Form seiner Energiegewinnung selbst zu wählen", betont Kavan. "Österreich kann diese tschechische Entscheidung nicht umdrehen."
Kavan warnt vor den möglichen negativen Folgen des Volksbegehrens für die bilateralen Beziehungen. "Wir können nicht mit einer Volksbefragung einverstanden sein, die anti-tschechische Züge trägt. Diese könnte sehr negative Folgen auf die österreichisch-tschechischen Beziehungen haben, aber auch auf die Wahrnehmung Österreichs im europäischen, ja weltpolitischen Kontext."
Eine Stillegung des AKW Temelin komme für Prag nicht in Frage. "Für uns hat niemals gegolten, dass nur ein geschlossenes Temelin auch ein sicheres Temelin bedeutet", betont der tschechische Außenminister gegenüber "profil". Es sei in den Verhandlungen mit Österreich darum gegangen, "jene Maßnahmen zu treffen, welche die Kernenergie für die österreichische und tschechische Bevölkerung noch sicherer machen." Prag sei entschlossen, die mit Wien vereinbarten sicherheitstechnischen Verbesserungen in Temelin rasch durchzuführen. "Jedwede emotionale Anfeindung der Tschechen wird diese Realisierung nicht gerade fördern, aber wie ich hoffe, auch nicht verlangsamen."
Die Hoffnung, nach den Wahlen in Tschechien im Juni könnte eine neue Regierung Forderungen aus Österreich nach einer Schließung des Atomkraftwerks erfüllen, seien unrealistisch. "Ich kenne keine einzige bedeutendere Partei in der Tschechischen Republik, die sich für eine Schließung Temelins einsetzt."
Dass Österreich den Beitritt Tschechiens bremsen könnte, befürchtet Kavan nicht. "Ich glaube an den gesunden Menschenverstand einer Mehrheit der österreichischen Politiker, Regierungsmitglieder wie Oppositioneller."
Zur Kampagne der "Kronen Zeitung" bemerkt Kavan im "profil"-Interview: "Ich denke nicht, dass die "Kronen Zeitung" hier Modell steht für ausgewogene Berichterstattung und Objektivität."
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"profil"-Redaktion