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OeNB- Gouverneur Dr. Klaus Liebscher, Luncheon Speech anlässlich der Ost-West-Konferenz (6.11.2001)

Wien (OTS) - ! ! ! S P E R R F R I S T 12.15 U H R ! ! !

Bei der von der Oesterreichischen Nationalbank
veranstalteten Konferenz "Convergence and Divergence in
Europe” betonte OeNB-Gouverneur Dr. Klaus Liebscher die
Bedeutung des Euroraums als Anker der Stabilität in
Gesamteuropa und weltweit.

Die starke Zunahme der Rohstoffpreise - insbesondere des
Ölpreises - in den vergangenen beiden Jahren, ökonomische Turbulenzen in den aufstrebenden Märkten und die tragischen Ereignisse des 11. September vermochten die Stabilität der
Eurozone nicht zu beeinträchtigen. Die Terrorangriffe auf die
USA dürften indes das globale Wirtschaftswachstum 2001 weiter gedämpft haben. Jedoch reagierten die wirtschaftspolitischen Akteure schnell. Zentralbanken, einschließlich des
Eurosystems, stellten rasch zusätzliche Liquidität bereit und senkten Schlüsselzinssätze. Ferner sind die Vereinigten
Staaten und der Euroraum dank erfolgreicher Strukturreformen gegenüber Schocks resistenter als früher geworden. Der OeNB-Gouverneur drückte seine Zuversicht aus, dass die
Weltwirtschaft, nach einem vorübergehenden Rückgang, im Laufe
des Jahres 2002 zu einem gesunden Wachstum zurückkehren wird.

Die Vorteile, die uns durch den Euro erwachsen, werden
durch eine Reihe von Stabilitätssicherungen gestützt. Das Eurosystem verfolgt eine geldpolitische Strategie, deren
Hauptziel die Sicherung der Preisstabilität ist. Laut den
letzten Prognosen wird die Inflation im Euroraum in der ersten Hälfte 2002 auf unter 2 % fallen. Eine andere
Stabilitätssicherung stellt die in den letzten Jahren
verbesserte Koordination der Fiskalpolitiken der Länder des Euroraumes dar. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt
verpflichtet teilnehmende EU-Mitgliedsländer zu einer Fiskalpolitik, die auf ausgeglichene Budgets und
Budgetüberschüsse in normalwirtschaftlichen Zeiten
ausgerichtet ist. Die derzeitige wirtschaftliche Verlangsamung sollte Regierungen vom - bisher erfolgreichen -Konsolidierungsprozess nicht ablenken. Beharrlichkeit in Strukturreformen der Produkt-, Finanz- und Arbeitsmärkte
stellt eine wichtige Basis für robuste und starke
Volkswirtschaften des Euroraums dar. Außerdem ist es sehr
wichtig, dass sich die EU für weitere Handelsliberalisierungen engagiert und wir die Öffnung einer neuen WTO-Handelsrunde
aktiv unterstützen.

Gouverneur Dr. Liebscher gab seiner Überzeugung Ausdruck,
dass die Erweiterung der Europäischen Union und - in einem späteren Stadium - der Wirtschafts- und Währungsunion die Positionen der mittel- und osteuropäischen Länder stärken und
die Bedeutung des Euro als globalen Stabilitätsanker weiter erhöhen wird. In diesem Sinne ist das Thema der Ost-West-
Konferenz "Konvergenz und Divergenz in Europa” einem Schlüsselthema im Hinblick auf den historischen
Integrationsprozess auf unserem Kontinent gewidmet. Der Übergangsprozess in Mittel- und Osteuropa und die
Vorbereitungen für den EU-Beitritt haben zu einem bedeutenden
Teil mit Konvergenz in einem sehr breiten Sinne zu tun. Die ökonomischen Systeme der Region nähern sich
marktwirtschaftlichen Standards an; die makroökonomische
Politik verfolgt die gleichen Prinzipien wie in Westeuropa;
der Aufbau von Institutionen und die Humankapitalbildung gehen voran.

Die Inflation bleibt allerdings im Durchschnitt etwas höher
und das Pro-Kopf-Einkommensniveau der meisten
Transformationsländer viel niedriger als in der heutigen Europäischen Union. Der OeNB-Gouverneur vertrat die Ansicht,
dass das Tempo der weiteren Absenkung der Inflation in den fraglichen Ländern - und damit der nominellen Konvergenz der Inflationsraten - im Einklang mit der jeweiligen
wirtschaftlichen Gesamtlage stehen muss. Insbesondere sei das Erfordernis eines erfolgreichen Aufholprozesses bei den Pro-Kopf-Einkommen - und damit der realen Konvergenz - zu berücksichtigen. Das Maastricht-Inflationskriterium sollte keinesfalls als unmittelbare Anforderung, sondern eher als
Ziel der Zentralbanken während der Periode ihrer Teilnahme am Wechselkursmechanismus ERM II verstanden werden. Die Position
des Eurosystems, dass nominelle und reale Konvergenz parallel verfolgt werden sollten und dass Beitrittsländer
Preisstabilität mittelfristig anstreben sollten, sei sehr vernünftig.

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank gab zu
bedenken, dass wir auch künftig nicht vor negativen Schocks
immun sein werden. Er zeigte sich aber überzeugt, dass der
Euroraum auch in Zukunft, gestützt auf die stabile Architektur
der Wirtschafts- und

Währungsunion, ein robuster Stabilitätsanker bleiben wird.
Die historische Wiedervereinigung unseres Kontinentes wird die weltweite Bedeutung des Euro als stabilen Eckstein des internationalen monetären Systems verstärken. Zusammen geben
wir in West-, Mittel- und Osteuropa unsere strategische
Antwort auf die wachsende globale Konkurrenz und unseren
gemeinsamen Beitrag zur globalen Stabilität, betonte der OeNB-Gouverneur.

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