Dreharbeiten zur ORF-Koproduktion "Fräulein Else": Literaturverfilmung nach Arthur Schnitzler
Julie Delarme als Else, Wolfgang Hübsch als Graf von Dorsday
Wien (OTS) - Seit vergangener Woche laufen in Niederösterreich die Dreharbeiten zur Verfilmung eines österreichischen Literaturklassikers nach Arthur Schnitzler: Nach Götz Spielmanns filmischer Interpretation von Schnitzlers "Spiel im Morgengrauen", die Ende Oktober im ORF zu sehen war, steht nun eine weitere tragische Novelle des österreichischen Dichters auf dem ORF-Produktionsplan. "Fräulein Else" - eine Monolognovelle Schnitzlers, die im Jahr 1924 veröffentlicht wurde - handelt vom Konflikt der schönen Anwaltstochter Else zwischen Ehre, Scham und Erpressung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Else möchte ihren in schwere Geldnöte geratenen Vater retten und sieht sich gezwungen, einen reichen Bekannten, den Lebemann Peter Graf von Dorsday, um finanzielle Hilfe zu bitten. Dieser willigt ein, knüpft seine Hilfsbereitschaft jedoch an die Bedingung, Else nackt sehen zu dürfen. Aus Liebe zum Vater gewährt die junge Frau dem reichen Grafen diesen Wunsch und nimmt sich danach das Leben.
Mit "Fräulein Else" setzen der ORF, die deutsche KirchMedia und der französische Partner Progéfi ihre jahrelange Zusammenarbeit fort:
Nach "Der Radetzkymarsch" (Joseph Roth), "Die Mondscheingasse" (Stefan Zweig), "Das weite Land" (Arthur Schnitzler) oder zuletzt "Brief einer Unbekannten" (Stefan Zweig) ist "Fräulein Else" bereits die zwölfte in der gemeinsamen Reihe aufwendiger TV-Adaptionen klassischer literarischer Stoffe. Regie führt Pierre Boutron ("Les Faux-Fuyants"), das Drehbuch zum Film verfasste er gemeinsam mit Erik Orsenna und Louis Gardel.
In der Titelrolle steht die junge Französin Julie Delarme ("The Blue Island") vor der Kamera, die für ihre Darstellung in "Love, Math and Sex" beim Filmfest in Genf als beste europäische Filmhoffnung ("Prix Meilleur Espoir Européen Feminin") ausgezeichnet wurde. Den Part des Grafen von Dorsday hat der Wiener Burgschauspieler Wolfgang Hübsch übernommen. In weiteren Rollen werden François Marthouret ("Balzac") und Beatrice Agenin ("Mit den Waffen eines Vaters") als Elses Eltern sowie Arthur Denberg ("Die Rote Violine") und Susanne Michel ("Die Bergwacht - Duell am Abgrund") zu sehen sein.
Wesentlich für Schnitzlers Novelle ist der innere Monolog, den Else ständig mit sich selbst führt und der die seelische Zerrissenheit, verursacht durch ihre ausweglose Situation, deutlich macht. Bei seiner Erstveröffentlichung erregte Schnitzlers Werk, das die Doppelmoral der damaligen Gesellschaft vehement anprangerte, großes Aufsehen. Gedreht wird "Fräulein Else" voraussichtlich bis 24. November 2001 an Schauplätzen in Wien und Niederösterreich. Hauptmotiv des Films ist ein niederösterreichisches Schloss, das bereits in einer der jüngsten Literaturverfilmungen des ORF, in Peter Patzaks Adaption von Heimito von Doderers "Die Wasserfälle von Slunj", Hauptschauplatz war: Die Rede ist von Schloss Enzesfeld-Lindabrunn. Weitere Dreh-Locations sind das Schosstheater Schönbrunn, das zur Oper umfunktioniert wird, weiters die Wiener Palais Todesco und Coburg oder das traditionelle Wiener Café Sperl. Der ORF-Sendetermin von "Fräulein Else" ist für das Jahr 2002 angesetzt.
Zum Inhalt des Films:
Die neunzehnjährige Else Braun, Tochter des glänzenden Wiener Anwalts Hans Braun, verbringt ihren Urlaub in einem mondänen Kurort in den Bergen. Dem Charme der schönen jungen Frau erliegen die Männer in Scharen. Da erreicht Else eine dringende Depesche: Ihr Vater steht wegen unlauteren Geschäftsgebarens vor dem finanziellen und gesellschaftlichen Ruin. Else soll den lüsternen Kunsthändler Peter Graf von Dorsday, einen Kurgast und ehemaligen Klienten ihres Vaters, um ein Darlehen von 30.000 Gulden bitten, um die Ehre der Familie zu retten. Ungern, aber aus Pflichtgefühl gegenüber ihrem Vater, bittet sie Dorsday um das Geld. Dieser ist bereit zu helfen, verlangt aber als Gegenleistung, Else eine Viertelstunde lang nackt zu sehen. Verunsichert zieht sich die junge Frau zurück. Sie fühlt sich gedemütigt, missbraucht und allein. In Selbstmordfantasien malt sich Else aus, wie nach ihrem Tod das schlechte Gewissen Dorsday und ihre Eltern verzweifeln lässt. Eine zweite elterliche Depesche, die geforderte Summe erhöhe sich auf 50.000 Gulden, stürzt die bereits verstörte Else in immer größere Verzweiflung. Soll sie die Ehre des Vaters oder die eigene retten? Was wird Dorsday nun verlangen? Else beschließt, ihre Misere öffentlich zu machen. Im Musiksalon des Kurhotels entblößt sie sich vor allen Gästen und bricht dann unter der nervlichen Anspannung zusammen. Aus Scham vor der erlittenen Demütigung nimmt sie eine Überdosis Schlafmittel und dämmert mit sich im Reinen hinüber in den Tod.
"Fräulein Else" ist eine Produktion von Progéfi, KirchMedia und der Wiener SK-Film für France 3 und ORF.
(Fotos via APA)
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