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Ferrero-Waldner: "Dialog der Kulturen nur möglich, wenn Mißtrauen abgebaut wird"

Außenministerin schlägt Schaffung eines Europäischen Aktionsplans für Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung im Euro-Mediterranen Raum vor

(Brüssel - OTS) Außenministerin Benita Ferrero-Waldner sagte heute anläßlich der Außenministertagung der Euro-Mediterranen Partnerschaft in Brüssel, daß wir für den Dialog der Kulturen die Würde aller Kulturen und die Notwendigkeit der kulturellen Vielfalt im Auge behalten müssen. "Es kann keinen Dialog zwischen den Kulturen geben, wenn man einander mißtraut. Wenn man einander mißtraut, geht man in die Falle, in die uns die Terroristen locken wollten, die die Menschen, Kulturen und Religionen gegeneinander aufbringen wollen. Die Außenministerin kündigte in diesem Zusammenhang an, daß sie im kommenden Jahr unter spanischer Präsidentschaft in Österreich ein Expertenseminar zum "Dialog der Zivilisationen und Verantwortung der Medien" in Österreich abgehalten werden soll.

Bezugnehmend auf den Nahost-Konflikt sagte die Außenministerin, daß die Haltung, jede Gewalttat sofort mit Gegengewalt zu beantworten, zu keiner Lösung führt. Nur wenn beide Parteien den Mut haben, auf solche Reaktionen zu verzichten und dies auch der öffentlichen Meinung im eigenen Lager klarzumachen, besteht die Hoffnung auf Brechung des Teufelskreises. "Ein Ausweg aus der gegenwärtigen Krise wird nur dann Chance auf Erfolg haben, wenn er neben der Sicherheitsfrage für Israel auch gleichzeitig politische und wirtschaftliche Perspektiven für die Palästinenser eröffnet.", sagte Ferrero-Waldner. Die Außenministerin schlug in diesem Zusammenhang vor, einen Europäischen Aktionsplan für Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung im Eudo-Mediterranen Bereich ins Leben zu rufen. "Um diesen Aktionsplan effizient zu gestalten müssen wir Assoziationabkommen mit allen Anreinerstaaten des Mittelmeerraumes abschließen. Gleichzeitig müssen wir die Abwicklung von wirtschaftlicher Hilfe beschleunigen und die bürokratischen Abläufe reduzieren. Die inhaltlichen Schwerpunkte sollten sich auf Bildung und Armutsbekämpfung konzentrieren", sagte die Außenministerin.

Vor 6 Jahren wurde anläßlich der Barcelona-Konferenz von 27 Staaten festgestellt, daß der "Dialog zwischen Kulturen und Zivilisationen" ein essentielles Thema ist. "Jetzt soll der EU-Aktionsplan zur Umsetzung beitragen. Österreich wird seine langjährigen Erfahrungen auf diesem Gebiet dabei aktiv einbringen", sagte die Außenministerin.

Der Christlich-Islamische Dialogprozeß wir von der österreichischen Außenpolitik seit 1993 verfolgt. Er dient zur Förderung des Verständnisses zwischen christlichen, muslimischen und jüdischen Religionsgemeinschaften und ist ein österreichischer Beitrag zu einer friedlichen Entwicklung in Europa und in der Welt. Bisher haben auf wissenschaftlicher Ebene unter Teilnahme von Theologen, Rechtswissenschaftlern, Politologen, Sozialwissenschaftlern, Wirtschaftswissenschaftlern folgende Konferenzen stattgefunden, die großteils gemeinsam mit dem Religionstheologischen Institut St. Gabriel (Prof.Dr. Bsteh) veranstaltet wurden:
1) Erste weltweite Christlich-Islamische Dialogkonferenz "Friede für die Menschheit" (Wien, März/April 1993).
2) Internationale Konferenz "Europa der Religionen, zwischen Religionskrieg und Toleranz" (Wien, November/Dezember 1994)
3) "Appeal of Conscience Conflict Resolution Conference (Wien, März 1995), als Beitrag zum Frieden im ehemaligen Jugoslawien.
4) Erste österreichisch-iranische Dialogkonferenz über Problemfelder in den internationalen und interreligiösen Beziehungen aus islamischer und christlicher Perspektive in Teheran (Februar/März 1996)
5) Zweite Weltweit Christlich-Islamische Dialogkonferenz zum Thema "Eine Welt für Alle: Grundlagen eines gesellschaftspolitischen Pluralismus in christlich und islamischer Perspektive" (Wien, Mai 1997)
6) Zweite österreichisch-iranische Dialogkonferenz zum Thema "Werte-Rechte-Pflichten, Grundlagen einer gerechteren Ordnung des Zusammenlebens in christlicher und islamischer Sicht" (September 1999, Wien)
7) Erste Tagung des Wiener Christlich-Islamischen Runden Tisches (Oktober 2000 in Wien). Anläßlich dieser Tagung wurde ein internationales Gremium ins Leben gerufen, daß die Aufgabe hat, sich für das gegenseitige Verständnis des interreligiösen Dialogs, des gegenseitigen Verständnisses für Fairness in der öffentlichen Diskussion und für menschliche Würde und gegenseitigen Respekt einzusetzen. Teilnehmer waren rund 15 Persönlichkeiten aus Österreich, Indien, Pakistan, Libanon, Saudi-Arabien, Schweiz und dem Iran.

Darüber hinaus engagiert sich Österreich seit Jahren im Rahmen der Vereinten Nationen für den Dialog der Zivilisationen. Die letzte Konferenz zu diesem Thema fand Ende August 2001, unter Teilnahme von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundeskanzler Schüssel und Aussenministerin Benita Ferrero-Waldner in Salzburg statt. Bundeskanzler Schüssel wird diesen Dialog am Freitag in New York fortsetzen (Schluss).

Rückfragen & Kontakt:

J.Peterlik, Pressesprecher der Aussenministerin
Tel.: (01) 53 115-3262
Fax: (01) 53666-213
email: abti3@bmaa.gv.at

Außenministerium

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