Präsentation des UNO - Weltbevölkerungsberichts 2001 Bevölkerung und Umwelt
Wien (OTS) - Einladung zur Pressekonferenz anläßlich der Präsentation des UNO-Weltbevölkerungsberichtes 2001
Bevölkerung und Umwelt
7.11.2001 11.00 Uhr
Naturhistorisches Museum
Saurier Saal
Burgring 7
1010 Wien
Pressekonferenz mit
Erik Palstra
(Liaison Office, United Nations Population Fund, Genf)
Inge Jäger
(SPÖ)
Ing. Gerhard Fallent
(FPÖ)
Matthias Ellmauer
(ÖVP)
Mag. Terezija Stoisits
(Die Grünen)
Univ.Prof. Dr. Marianne Springer-Kremser
(Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung)
BITTE SPERRFRIST BEACHTEN: 7.11.2001 11.00 Uhr
Erik Palstra (United Nation Population Fund, Liaison Büro Genf)
Vor dreieinhalb Millionen Jahren hinterließen unsere Vorfahren einen noch heute sichtbaren Fußabdruck im Sand nahe Laetoli in Tansania, als ein Paar barfuss über die Ebene wanderte. Wir können uns glücklich schätzen, dass ihre Spuren sich zu unserem Staunen und für unser Forschen erhielten. Der heutige Abdruck der Menschheit ist unübersehbar und hat in jedem Teil der Welt, so unzugänglich er gar nicht sein kann, seine Zeichen hinterlassen und den Planeten Erde verwandelt. Die Zahl der Menschen hat sich seit 1960 auf 6,1 Mrd. verdoppelt, das größte Bevölkerungswachstum fand in den ärmeren Ländern statt.
In absoluten Zahlen gibt es heute mehr arme Menschen denn je zuvor, die Hälfte der Welt lebt von weniger als USD 2,-- pro Tag. Ein heute in einem Industrieland geborenes Kind wird im Laufe seines Lebens mehr konsumieren und zur Umweltverschmutzung beitragen als 30 bis 50 in Entwicklungsländern geborene Kinder. Der ökologische "Fußabdruck", den die Wohlhabenden hinterlassen, ist um ein Vielfaches tiefer als derjenige der Armen und übertrifft in vielen Fällen die regenerative Fähigkeit der Erde.
UNFPA freut sich feststellen zu können, dass sich die gesamten Mittel der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit leicht von 0,22% im Jahr 1998 auf 0,26% im Jahr 1999 erhöht haben. Die österreichische Regierung unterstütz seit Kurzem ein Programm in Nepal, das in drei Distrikten durchgeführt wird. Das sogenannte Wheel-Projekt (Women in Health, Education, Environment and Local Resources) zielt darauf ab, die Autonomie von Frauen zu erhöhen und ihr Leben zu verbessern, um so zur Reduzierung der Armut beizutragen.
Wissend, dass Österreich zu den höchst entwickelten Ländern zählt, hofft die UNFPA, dass die österreichische Regierung weiterhin zweckgebundene Mittel zur Verfügung stellen wird und ihre Unterstützung für so dringend notwendige Bevölkerungs- und reproduktive Gesundheitsprogramme erhöhen wird.
Marianne Springer-Kremser
(Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung)
Der diesjährige Weltbevölkerungsbericht untersucht die diffizilen Verknüpfungen zwischen Bevölkerung und Umwelt. Neben Faktoren wie Wohlstand, Verbrauch, Technologie und Bevölkerungswachstum haben aber auch bisher kaum berücksichtigte gesellschaftliche Aspekte wie Geschlechterrollen- und beziehungen oder politische Strukturen und die Verteilung der Macht einen bedeutenden Einfluss. Frauen den Zugang zu wirtschaftlicher und politischer Macht zu eröffnen, ist ein wichtiger Schritt bei der Armutsbekämpfung. Obwohl Frauen z.B. in Südostasien zu 90% für die Produktion von Nahrungsmittel verantwortlich sind, bleibt ihnen der Zugang zu Produktionsmittel verwehrt und auch landwirtschaftliche Fortbildungen bleiben ihnen verschlossen.
Durch das auf der Internationalen Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung 1994 in Kairo beschlossene ganzheitliche Konzept des "Empowerment" sollen Frauen durch verbesserten Zugang zu Bildung, Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten und durch mehr Aufklärung und selbstbestimmte Kontrolle über den eigenen Körper an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen teilnehmen, jene mitbestimmen und damit ihre Lebenssituation verbessern können. Der in Kairo definierte Ansatz verknüpft Sexualität, Reproduktion und Gesundheit mit den allgemeinen Menschenrechten und hat sich, soweit er aufgrund der vorhandenen Mittel umgesetzt werden konnte, für die Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte von Frauen als erfolgreich erwiesen. Autonomie und Menschenwürde sind zentrale Werte für die sexuelle und reproduktive Gesundheit von Frauen und Männern und haben direkte Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden der Menschen.
Die Umsetzung dieses Konzepts ist aber in Gefahr, da die Industrieländer nicht die von ihnen versprochenen Beiträge leisten und es dadurch zu Versorgungsengpässen bei den verschiedenen Verhütungsmethoden kommt.
Fakten des Weltbevölkerungsberichts 2001
+Wie kann mit dem vorhandenen nutzbaren Land und Wasser ausreichend Nahrung für alle produziert werden
+Wie kann die ökonomische Entwicklung gefördert und die Armut bekämpft werden, damit alle sich satt essen können
+und wie kann den menschlichen und umweltbedingten
Konsequenzen der Industrialisierung und Problemen wie der weltweiten Erwärmung, der Klimaveränderung und dem Verlust der Biodiversität begegnet werden
Umwelttrends
Die erneuerbaren natürlichen Süßwasservorkommen werden zu 54% derzeit genützt und die Nutzung könnte bis 2025 auf 90% ansteigen. 1,1 Mill. Menschen haben heute keinen Zugang zu sauberen Wasser. 508 Mill. Menschen leben in Gebieten, wo pro Person weniger als 50 Liter pro Tag zur Verfügung stehen. In Städten Chinas, Lateinamerikas und Südasien fällt der Grundwasserspiegel pro Jahr um mehr als einen Meter aufgrund von nicht nachhaltiger Wasserentnahme.
In 65 von 105 Entwicklungsländern hinkt die Nahrungsmittelproduktion hinter dem Bedarf her. 815 Mill. Menschen sind chronisch unterernährt und die Ernährung von zwei Mrd. Menschen ist nicht gesichert. Da kaum noch zusätzliche Anbauflächen erschlossen werden können, müssen die Ertragssteigerungen durch den Einsatz zusätzlicher mit Nebenwirkungen einhergehenden Düngermittel und kostspieligen Bewässerungsanlagen erwirtschaftet werden.
Die Emission von Kohlendioxyd hat seit 1900 um das Zwölffache zugenommen (von 534 Mill. auf 6,69 Mrd. Tonnen). Zu Beginn des 21.Jhdts. werden sich auch die von den Entwicklungsländern produzierten Treibhausgas-Emissionen dem Niveau derer der Industrieländer annähern.
Die Abholzung der tropischen Wälder, die derzeit noch etwa 50% der noch erhaltenen Tiere- und Pflanzenarten beheimaten, könnte in den nächsten 25 Jahren - sofern unvermindert vorangetrieben - Ursache für das Ver-schwinden von 60.000 Pflanzensorten sein. Der Verlust der genetischen Vielfalt wildlebender Verwandten unserer Kulturpflanzen würde die durch Einkreuzungen bewirkte stärkere Resistenz gegen Schädlinge, Pflanzenkrankheiten aber auch Ertragssteigerungen nicht mehr ermöglichen.
Entwicklung, Armut und Umweltfolgen
Trotzdem die Globalisierung das wirtschaftliche Wachstum stimuliert hat, haben sich aber auch die globalen Ein-kommensungleichheiten verschärft und 1, 2 Mrd. Menschen fristen ihr Dasein mit weniger als USD 1,-- pro Tag. Durch den Kampf um ausreichende Ernährung und den Gebrauch technologisch ineffizienter Energiequellen bei den ärmeren Bevölkerungsschichten steigt der Druck auf die sensiblen ökologischen Ressourcen.
Die steigende Urbanisierung (afrikanische Städte wachsen jährlich um 4%) bewirkt, dass in den nächsten 30 Jahren die Stadtbevölkerung von 1,9 Mrd. auf 3,9 Mrd. Menschen zunehmen wird. Diese Menschen erhoffen in Städten bessere Chancen am Arbeitsmarkt und Zugang zu sozialen Dienstleistungen. Aufgrund der unzureichenden infrastrukturellen Ausstattung wirken sich in diesen teilweise informellen Agglomerationen Naturkatastrophen verheerend aus. Durch den Zuzug in die Städte und durch deren Ausbreitung geht verfügbares Ackerland verloren, der Ausstoß von Treibhausgasen und Luftschadstoffen erhöht sich und der Gesundheitssektor kann mit dem urbanen Wachstum nicht mithalten.
Im 20.Jahrhundert stieg der Verbrauch von Waren und Dienstleistungen auf ein einmaliges Niveau, die entstandene "Konsumlücke" - der Abgrund, der zwischen Arm und Reich klafft - ist so breit wie nie zuvor. Die Produktion von Waren, die in den Industrieländern konsumiert werden, verschlingt immense Mengen an natürlichen Ressourcen, die zu einem erheblichen Teil in den Entwicklungsländern gewonnen/erzeugt werden.
Laut der Weltbank waren 1998 25 Mill. Menschen aufgrund von Umweltzerstörungen auf der Flucht. Damit überstieg die Zahl der Umweltflüchtlinge erstmals die Zahl der Kriegsflüchtlinge. Diese steigende Zahl haben signifikante ökonomische, soziokulturelle und politische Konsequenzen. Gegenwärtig geben die Industrieländer USD 8 Mrd. jährlich für die Versorgung von Flüchtlingen aus (= ein Siebtel der gesamten Mittel der Entwicklungshilfe.
Frauen und Umwelt
Die gesellschaftlich definierten Geschlechterrollen legen die Verantwortung für das Management der essentiellen Haushaltsressourcen in den Händen der Frauen aber verwehren ihnen den Erwerb bzw. die Vererbung von Grund und Boden. Hand in Hand geht damit häufig die Vorenthaltung anderer Grundrechte. Die Teilnahme an Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Anbaumethoden und Landnutzung ist Frauen nicht zugänglich, obwohl sie z.B. in Südostasien 90% der Arbeitskräfte im Reisanbau stellen (weltweit sind 51% der Arbeitskräfte in der Land-wirtschaft Frauen) und Haushalte in den ärmsten Ländern zu einem Viertel von ihnen geleitet werden. Frauen neigen eher dazu nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und die Qualität der Böden insgesamt zu erhalten.
Gesundheit und Umwelt
Die Gesundheit und die Lebenserwartung hängen stark von den Umweltbedingungen und deren Veränderungen ab. Somit beeinflussen sie auch die reproduktive Gesundheit und die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsaussichten. Jährlich sterben 12 Mill. an verschmutztem Trinkwasser, 90% der Malariainfektionen und 90% der Durchfallserkrankungen könnten durch einfache ökologische Interventionen vermieden werden. Die Migration und der Handel zwischen ländlichen und städtischen Gebieten tragen ebenfalls zur Ausbreitung von Krankheiten bei.
Die Luftverschmutzung fordert jährlich zwischen 2,7 und 3 Mrd. Tote weltweit. In Europa leiden 10-20% der Kinder an Atemswegerkrankungen, die ihre Ursache in der Emission von Schwefeldioxide, Kohlenmonoxide, Ozon Blei etc. haben. Aufgelöst in Niederschlägen als saurer Regen auftretend schädigen diese Schadstoffe neben Gebäuden auch die biologische Produktivität von Böden und Wasserläufen.
Endokrin wirksame Umweltchemikalien (wie Pthalate, PCB, Dioxine und Pestizide) finden über die Nahrungsmittelkette ihren Weg in den menschlichen Körper. Sie greifen in den Hormonhaushalt ein und können Unfruchtbarkeit bei Frauen, Fehlgeburten, reduzierte Spermienzahl bei Männern, Hoden- und Prostatakrebs, verfrühtes Einsetzen der Pubertät bei Mädchen, Brust- Eierstock- und Gebärmutterkrebs bewirken.
Die wirksamsten Medikamente der modernen Medizin basieren aus Stoffen, die aus Pflanzen und Tieren gewonnen wurden -von Lebewesen, die vor allem in tropischen Regionen mit einer hohen Artenvielfalt leben, die einem steigenden Druck durch den Menschen ausgesetzt sind. Eine höhere Pflanzenvielfalt auf einem Feld kann die Erträge und die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen steigern - dieses Wissen, das von traditionellen Kulturen lange genutzt, ist aber durch die Suche nach kostengünstigeren Methoden der Nahrungsmittelproduktion in Vergessenheit geraten.
Die Ursachen und Folgen von HIV/AIDS sind eng mit Armut, Unterernährung, Gleichstellung der Geschlechter und unsichere Einkommensverhältnisse verbunden. Die AIDS Pandemie entzieht der Landwirtschaft geschulte Arbeitskräfte, konfrontiert Frauen mit zusätzlichen Aufgaben wie der des Haushaltungsvorstandes und hat massive Auswirkungen auf das kommunale Netz, das durch die Versorgung der zurückbleibenden AIDS-Waisen und Alten schwer belastet wird.
Maßnahmen für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung
Die Internationale Gemeinschaft anerkennt, dass die wirtschaftliche Entwicklung, der Zustand der Umwelt, die Gesundheit von Männern, Frauen und Kindern und der Status der Frauen eng miteinander verbunden sind. Der Status von Frauen entscheidet erheblich über Entwicklungsfortschritte, wobei Zugang zu reproduktiven Gesund-heitsdiensten zur Statusverbesserung signifikant beitragen.
Der Finanzbedarf für Programme der reproduktiven Gesundheit wurde von der Internationalen Konferenz für Be-völkerung und Entwicklung (1994) für das Jahr 2000 auf USD 17 Mrd. geschätzt. Der Beitrag der internationalen Geberländer (USD 5,7 Mrd.) blieb unter den gemachten Zusagen. Versorgungsengpässe mit Verhütungsmethoden sind eine Folge, der unzureichenden Förderungsmittel.
Zusätzliche Investitionen sind notwendig um positive Synergien der Bevölkerungs-, Umwelt- und Entwicklungs-trends zu erzielen:
+Umsetzung des Aktionsplan der Internationalen Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung
+Anreize für nachhaltige Produktionsprozesse
+Bessere Informationen zur Umsetzung für nachhaltige Bevölkerungs-, Entwicklungs- und Umweltschutz-strategien
+Umsetzung der internationalen Vereinbarungen zur Bekämpfung
der Armut und Förderung der sozialen Entwicklung
BITTE SPERRFRIST BEACHTEN***
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Elisabeth Pracht
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