• 13.08.2001, 15:21:57
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ÖGB: Uni-Reform zielt an den Problemen vorbei=

Wien (ÖGB). Der Bildungsexperte des ÖGB, Alexander Prischl, sieht
in der heute von Bildungsministerin Gehrer vorgestellten Punktation
wenig Lösungsansätze um die bekannten Probleme im Universitätsbereich
zu lösen. "Es hat eher den Anschein, als würde die Regierung unter
dem Modewort 'Vollrechtsfähigkeit' versuchen, sich aus der
Verantwortung zu stehlen", vermutet Prischl. Anstatt Antworten auf
die Fragen der Infrastruktur-, Zugangs- und Finanzierungsprobleme zu
geben, werde eine Punktation präsentiert, die wesentliche Fragen
offen lässt.++++

"Zum Beispiel wäre interessant zu wissen, wer in Zeiten des
Null-Defizit-Wahns die zusätzlichen Kosten dieser neuen Struktur,
etwa im Bereich der Personaladministration, trägt?", spricht Prischl
einen wunden Punkt an.

Ein weiterer Problemkreis betreffe die Ausstattung der Universitäten
und ihre Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Studierenden, führt
Prischl weiter aus. Eine unbestritten notwendige Reform der
Universitäten müsse zum Ziel haben, Forschungs- und
Bildungseinrichtungen zu schaffen, die berufstätigen Studierenden
eine wirkliche Chance geben. Sie müsste Studienbedingungen forcieren,
die es erleichtern, den Abschluss so schnell wie möglich zu schaffen,
und die personelle und räumliche Infrastruktur bereitstellen, um
qualitativ hochwertige Forschung und Lehre zu ermöglichen. All dies
werde mit einer "Vollrechtsfähigkeit" noch lange nicht erreicht,
liege aber in der Verantwortung der Bildungsministerin. Prischl dazu:
"Es ist an der Zeit, auf diese Fragen echte Antworten zu finden und
nicht mit 'Stichwortzetteln' Ankündigungspolitik zu betreiben."

Für eine demokratiepolitische Katastrophe hält Prischl die
Einschränkung der Mitbestimmung durch die Änderung der
Gremienstruktur. "Die Vertretung der Studierenden im neuen
Universitätssenat kann nur mehr als Farce bezeichnet werden",
kritisiert Prischl. Auch das "Ausbremsen" des Mittelbaus in den
Entscheidungsstrukturen zeige, in welche Richtung die Universitäten
in Zukunft gesteuert werden sollten: Rektoren, die nicht zwingend und
von Natur aus, mit Managementqualitäten gesegnet sein müssten,
stiegen zu "Bildungs-Generaldirektoren" auf, ohne sich ernsthaft
unangenehmen Fragen stellen lassen zu müssen.

Unter diesen Vorzeichen sei er auch auf die angekündigte breite
Diskussion gespannt, betont der Bildungsexperte des ÖGB. "Wenn diese
wieder zu Pseudo-Veranstaltungen nach dem Kochrezept 'Open-Space'
führen, wo sich Ergebnisse in keiner Weise im Gesetz wiederfinden,
wäre das ein weiterer Beweis dafür, welchen Stellenwert Mitbestimmung
in dieser Regierungspolitik einnimmt", ist Prischl skeptisch. (mfr)

ÖGB, 13. August 2001
Nr. 674

Rückfragehinweis: ÖGB Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Mag. Martina Fassler-Ristic
Tel. (01) 534 44/480 DW
Fax.: (01) 533 52 93

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