DER STANDARD-Kommentare: "Das Geld ist weg" (von Lydia Ninz) " Erscheinungstag 3.7.2001
Wien (OTS) - Alle, die es hören wollen, haben es gehört. Bis 2005 fehlt es dem Land jedenfalls an Arbeitskräften, egal ob es nun 165.000 sein werden oder nur halb so viel.
Gebetsmühlenartig wiederholt die Regierung, wie das verhindert werden soll. Die oberste Devise dabei: Zuerst das inländische Potenzial nutzen, bevor wir neue Ausländer hereinlassen. Mehr Jobchancen soll es für Frauen und Arbeitssuchende geben, und ältere Arbeitnehmer sollen später in Pension.
Was tatsächlich geschieht, kann fast jeder Arbeitnehmer beim eigenen Arbeitgeber sehen: In die Jahre und in höhere Gehaltsstufen gekommene Senioren werden vorzeitig "gegangen", egal was in ihnen steckt. Ob bei der Telekom oder in der Wirtschaftskammer - überall das Gleiche. Und das neue Kindergeld stellt gerade auch hochqualifizierte Frauen vor die Wahl, lieber kürzer zu arbeiten, als auf sechs Blaue netto zu verzichten.
Bei den Arbeitslosen lichten sich jetzt langsam die Nebel. Statt sie gezielt umzuschulen oder gut qualifizierte Arbeitende noch besser weiterzubilden, greift die Regierung zu gesetzlichen Zwängen. Nicht lange herumfackeln mit Arbeitslosen, sie sollen gefälligst die angebotenen Jobs nehmen. Selbst schuld, wenn es nicht klappt. Hauptsache, die niedrige Arbeitslosenrate bleibt, wo sie ist, und wir können uns in Brüssel damit brüsten.
Doch die hiesige Arbeitslosenrate muss aus weit trivialeren Gründen unten bleiben. Schon vergessen? Zusammen 35 Milliarden Schilling hat die Regierung der Arbeitslosenversicherung heuer und im nächsten Jahr abgezwackt. Das sind 15 Milliarden Schilling mehr, als die drei Millionen Arbeiter und Angestellten samt den Arbeitgebern einzahlen müssten, dem "Nulldefizit" zuliebe. Das Geld ist weg. Es kann weder für nötige Qualifizierungsinitiativen noch für die Arbeitslosen verwendet werden.
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