Bauernbund startet Kinderbetreuungsoffensive im ländlichen Raum
Ausbildungsserie für Bäuerinnen als Tagesmütter geplant
Wien, 2. Juli 2001 (AIZ). - Eine Kinderbetreuungsoffensive des Bauernbundes für den ländlichen Raum kündigte heute Bundesbäuerin Aloisia Fischer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bauernbundpräsident Georg Schwarzenberger und der Vorsitzenden des Bäuerinnenausschusses im Bauernbund, LAbg. Hermine Ziegelböck, an. Aufbauend auf der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes sollen insbesondere auch Bäuerinnen zu Tagesmüttern ausgebildet werden und Aufgaben der Kinderbetreuung am Hof übernehmen. Allein in Salzburg könnten so binnen eines Jahres 200 bis 250 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze im ländlichen Raum geschaffen werden, so Fischer. Auf Österreich umgelegt, wären dies etwa 3.500 neue Plätze für die Betreuung von Kindern. ****
Laut Fischer will der Bauernbund mit dieser Initiative keine neuen Parallelstrukturen aufbauen, sondern auf bewährte Einrichtungen wie das Österreichische Hilfswerk setzen. Konkret sollten beispielsweise in Salzburg die Bäuerinnen (beziehungsweise Bauern) in der Zeitung der Landwirtschaftskammer auf das Angebot, in die Kinderbetreuung einzusteigen, aufmerksam gemacht werden. Über den Sommer werde darüber informiert, welche fachlichen und betrieblichen Anforderungen an Tagesmütter gestellt werden. Anfang September würden in den Bezirken Informationsabende gestartet, zu denen man alle Interessenten (nicht nur aus dem bäuerlichen Bereich) einlade. Ab zehn Teilnehmer werde es dann in den Bezirken Ausbildungslehrgänge zur Tagesmutter geben. Bei Erfüllung aller notwendigen Voraussetzungen und Erteilung der Pflegebewilligung könnten dann die neuen Tagesmütter (Tagesväter) im kommenden Jahr ihre Tätigkeit aufnehmen.
Selbstverständlich müsse jeder dafür in Frage kommende Hof eine regelmäßige Sicherheitsüberprüfung durch die Sozialversicherungsanstalt der Bauern nachweisen, unterstrich die Bundesbäuerin. Derartige Überprüfungen seien allerdings kein Novum, da sie auch Voraussetzung für die Veranstaltung von Kinderferien am Bauernhof seien, mit denen man gute Erfahrungen gemacht habe.
Ziegelböck: Individuelle Kinderbetreuung notwendig
Mit flexiblen Kinderbetreuungsmodellen könne der Bedarf an diesen Einrichtungen im ländlichen Raum besser gedeckt werden, stellte Ziegelböck fest. Wenn etwa die SPÖ fordere, die durch das Kinderbetreuungsgeld bei Ländern und Gemeinden frei werdenden Mittel ausschließlich in Kindergärten oder Kindergrippen beziehungsweise Krabbelstuben zu investieren, so benachteilige sie bewusst rund 40 % jener Frauen, die in kleinen ländlichen Gemeinden leben.
Die Bäuerinnen würden für eine individuelle Kinderbetreuung eintreten, so Ziegelböck. Sie sprach sich für den Ausbau von Kleingruppen-Betreuungssystemen auf Basis der bewährten Tagesmüttermodelle aus. Dafür sei in den Bundesländern die entsprechende Regelung flexibler zu gestalten. Durch die Erhöhung der Zuverdienstgrenze beim Kinderbetreuungsgeld werde es Tagesmüttern nunmehr ermöglicht, zu eigenen Söhnen und Töchtern andere Kinder zu betreuen und eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit zu erschließen, so Ziegelböck.
Schwarzenberger: Familienpolitischer Meilenstein
Für Bauernbundpräsident Schwarzenberger ist die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes von ATS 6.000,- ab 1. Jänner 2002 "ein wichtiger sozialpolitischer Meilenstein". Seit der Einführung des Karenzgeldes für Bäuerinnen im Jahr 1990 habe der Bauernbund auf weitere Verbesserungen gedrängt und diese auch schrittweise durchgesetzt, so Schwarzenberger. Er verwies unter anderem auf die eigene Kranken- und Pensionsversicherung für Bäuerinnen. Das Kindergeld bringe endlich mehr Gerechtigkeit, wogegen die ÖGB-Forderung nach einer Staffelung des Karenzgeldes nach der Einkommenshöhe als absolut unsozial zu bewerten sei.
Das Kinderbetreuungsgeld sei auch ein wichtiges Mittel zur Armutsbekämpfung in Österreich. Bisher seien Alleinerzieher förmlich gezwungen gewesen, an der Armutsgrenze zu leben. Durch die höheren Zuverdienstgrenzen sei dieser Missstand beseitigt, stellte der Präsident fest. Insbesondere bäuerliche Betriebe würden von der Zuverdienstgrenze von ATS 200.000,- pro Jahr profitieren. Der jahrelange Einsatz des Bauernbundes habe sich gelohnt. Mit der Einführung des Kindergeldes fahre man "nach der Saat endlich die Ernte ein".
(Schluss) kam
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