• 07.06.2001, 10:42:59
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  • OTS0079 OTW0079

Forschung am Scheideweg zum vernetzten Lobbyismus?

40 Jahre Ludwig Boltzmann Gesellschaft - eine Institution feiert Geburtstag

Wien (OTS) - Ursächlicher Gründungsgedanke der Ludwig Boltzmann
Gesellschaft war es, "dort Institute zu gründen, wo qualifizierte
Wissenschaftler im universitären Bereich keine Chancen gehabt hätten"
(Prof. Dr. Josef BANDION, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und
Wiener Magistratsdirektor a. D.). Heute - 40 Jahre nach der Gründung
- ist sie eine der größten privaten Trägerorganisationen für
Forschungseinrichtungen in Österreich. Und im Begriff, durch
weitblickenden Lobbyismus und gekonnte strategische Partnerschaften
mit Wirtschaftsvertretern zu einem wesentlichen Impulsgeber für eine
Internationalisierung der Forschungsentwicklung zu werden. +++

Prof. Dr. Josef Bandion, einer der Gründer und Initiatoren der
Gesellschaft, galt immer schon als Netzwerk-Spezialist, längst bevor
"networking" als Synonym für erfolgreiche strategische
Partnerschaften mutierte. Was ehemals von sozialdemokratischer Seite
als Plattform für Wissenschaftler und Forscher ins Leben gerufen
wurde, um ihnen u.a. in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung (1966-1970)
mehr wissenschaftlichen Bewegungsspielraum zu geben, entwickelt sich
nun zu einem Aushängeschild für "vernetzten Lobbyismus zugunsten
höchstqualifizierter Forschungstätigkeit".

Bandion legt den Anstrich der Parteibindung zu einem Zeitpunkt ab,
wo "Clusterbildung und Spezialisierung" der Forschungstätigkeit zum
Erfolgsrezept für zukunftsorientierte Forschungsarbeit geworden ist.
Ein nach Innen und Außen mutiger Schritt.

Starke Partner

Neuerlich Motor für notwendige Weiterentwicklungen, konnte er mit
Generalanwalt Dr. Christian KONRAD, Generaldirektor Herbert
SCHIMETSCHEK und Generalssekretär Dr. Ferdinand MAIER relevante
Partner für die Forschungsgesellschaft gewinnen. Parteipolitische

Selektion und Ausgrenzung war Prof. Bandion immer ein Greuel.
"Will die österreichische Forschungslandschaft international
reüssieren, müssen neue Wege beschritten werden, damit die
vorhandenen Potentiale optimale Voraussetzungen vorfinden". Für Prof.
Dr. Josef Bandion heißt das: Kooperationen mit
wettbewerbsorientierten Partnern, die zu einer Optimierung der
(finanziellen) Mittel und der (methodischen, wie innovativen)
Möglichkeiten werden wird.

Die nunmehrige Zusammensetzung von Präsidium und Vorstand der
Gesellschaft sind so gesehen ein deutliches Zeichen für diesbezüglich
neue Wege und Möglichkeiten, die gesucht und eröffnet werden sollen.
Präsident Dr. Christian KONRAD (Raiffeisen-Generalanwalt), die vier
Vizepräsidenten Dr. Franz LÖSCHNAK (Bundesminister a.D.), Dr. Sepp
RIEDER (Vizebürgermeister und amtsführender Stadtrat in Wien),
Herbert SCHIMETSCHEK (Uniqa-Generaldirektor), Dr. Ferdinand MAIER
(Raiffeisen-Generalsekretär), sowie das geschäftsführendes
Vorstandsmitglied Prof. Dr. Josef BANDION (Magistratsdirektor a.D.)
und Dkfm. Siegfried SELLITSCH (Wiener Städtische - Generaldirektor)
als Kassier gelten gerade in dieser Kombination durchaus als
Garanten für eine besonders gedeihliche Entwicklung der
Forschungsplattform - auch in Richtung des immer stärker werdenden
europäischen und internationalen Wettbewerbes in Wissenschaft und
Forschung.

Wer (war) ist die Ludwig Boltzmann Gesellschaft?

Namenspatron für die 1960 von sozialdemokratischen Forschern und
Politikern gegründete Gesellschaft war der Wiener Physiker Ludwig
Boltzmann (1844 bis 1906). Als bewußtes Signal in Richtung
Naturwissenschaften gedacht, muß die damals gewählte Patronanz
durchaus auch als klare Konkurrenz zur
historisch-geisteswissenschaftlich ausgerichteten "Akademie der
Wissenschaften" gesehen werden.

Prof. Bandion, zu dieser Zeit junger Mitarbeiter von
Bundespräsident Adolf Schärf, konnte in all" den Jahren seiner
Tätigkeit als Geschäftsführer (seit 1963) die Reputation der
Gesellschaft entscheidend ausbauen. Diskretion und Dynamik sind
paradoxerweise zum Markenzeichen seiner Aktivitäten geworden. Die
primär als Gegengewicht zur (ÖVP-dominierten) Österreichischen
Akademie der Wissenschaften gegründete Forschungsgesellschaft steht
zweifellos für einen sehr wesentlichen Abschnitt der österreichischen
Wissenschafts- und Forschungspolitik. Nach wie vor - trotz der sich
nunmehr abzeichnenden Öffnung und Verbreiterung.

Forschungsförderung im Umbruch

Heute hat sich das Bewußtsein entscheidend vertieft, daß
Forschung & Entwicklung neben gesellschaftspolitischer Relevanz vor
allem auch Wettbewerbsvorteile besitzt. Angesichts der zunehmenden
Europäisierung und Globalisierung auch von Wissenschaft & Forschung,
wird eine innovative und vernetzte Forschungsförderung vornehmlich
für so kleine Staaten wie Österreich immer bedeutender.

Einen ersten Höhepunkt erlebte dieses Denken, wonach
wissenschaftliche Forschung einen entsprechenden Stellenwert haben
muß, in den 60-er Jahren. Das erhöhte Bewußtsein, daß Forschung
ökonomisch relevant, aber auch gesellschaftspolitisch bedeutend ist,
führte zu einer signifikanten Ausdehnung der Forschungsförderung. Auf
Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der
Österreichischen Rektorenkonferenz entstand der "Österreichische
Forschungsrat". Und es wurde, als eine der größten privaten
Trägerorganisationen für Forschungseinrichtungen außerhalb des
Wirtschaftssektors, in dieser Zeit auch die Ludwig Boltzmann
Gesellschaft gegründet. So gesehen belebte der damalige Wettstreit um
Forschungsmittel der öffentlichen Hand die Forschungslandschaft in
Österreich erheblich.

Krise als Chance

Eine ernsthafte Krise für die Ludwig Boltzmann Gesellschaft
bedeutete allerdings das 1968 in Kraft getretene
Forschungsförderungsgesetz. Dieses schloß aus, daß auch juristische
Personen (wie die Ludwig Boltzmann Gesellschaft) beim Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung Anträge auf staatliche
Förderungsmittel stellen können. Aber selbst diese "Krise" mutierte
letztendlich zur Chance. Man entsann sich wieder des tatsächlichen
Hauptzweckes - auf die Errichtung von Instituten. Mit dem Resultat,
daß eine kontinuierliche positive Entwicklung der Gesellschaft
sichergestellt wurde.

Weitblick, unbeirrbares Engagement und Überzeugungskraft von Josef
Bandion führten dazu, daß neue Subventionsgeber gewonnen werden
konnten. Die Stadt Wien, als nunmehr ständiger Subventionsgeber,
sicherte in dieser durchaus heiklen Phase den Fortbestand der Ludwig
Boltzmann Gesellschaft. Von nun an folgte eine durchaus
bemerkenswerte Aufwärtsentwicklung der Trägerorganisation, die -
unabhängig von den zwischenzeitlich stattgefundenen politischen
Änderungen - im wissenschaftlichen Bereich nach neuen Strategien,
Mittelerschließungen und Netzwerken Ausschau hält.

Persönliche politische Lobby

Wieder einmal bewährte sich Prof. Dr. Bandion als gekonnter
Kombinierer einer pragmatischen und visionären Haltung. 1999 trat er
an Dr. Christian Konrad, Raiffeisen-Generalanwalt, heran und ersuchte
ihn, die Präsidentschaft der "Ludwig Boltzmann Gesellschaft" zu
übernehmen. "Ich weiß, daß er ein in alle Richtungen
durchschlagskräftiger Mann ist". Der neue Präsident heißt nun Konrad.
"Das bedeutet (auch in der jetzigen Phase des Umbruches) die
Garantie, daß künftig einer der Hauptanziehungspunkte der Ludwig
Boltzmann Gesellschaft nicht nur bestehen bleibt, sondern noch
ausgebaut werden wird - nämlich die Tatsache, daß Institutsleiter
rasch und unbürokratisch wichtige Forschungsvorhaben in Angriff
nehmen können".

Nach ihrer Institutskonzeption ist die mittelfristige Zielsetzung
der Ludwig Boltzmann Gesellschaft "die Förderung der Forschung in
gesellschaftspolitisch relevanten Bereichen - insbesondere im Bereich
der Gesundheit, der Altersforschung, der Suchtforschung, der
Rechtsvorsorge, der Krankenhausorganisation, der AIDS-Forschung. Die
Ausdehnung und spezielle Fokussierung auf zusätzliche
Forschungsschwerpunkte in der angewandten und Grundlagenforschung
scheint durch neue Vernetzung in der LBG-Führung nun auch langfristig
gesichert zu sein.++++

Rückfragehinweis: Angelika Mayrhofer-Battlogg
Tel.: 0676/ 326 378 3; oder 02252/23 77 9).

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