• 16.03.2001, 10:03:48
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  • OTS0077

Gewerbeverein: Sind Österreicher pflegebedürftiger oder Ärzte großzügiger?=

Wien (OTS) - Dem soeben veröffentlichten deutschen Pflege-Bericht
zufolge bezogen Ende 1999 rund 1,9 Millionen Deutsche Leistungen aus
der gesetzlichen oder der privaten Pflegeversicherung. In Österreich
gibt es zurzeit etwa 270.000 gesetzlich anerkannte Pflegebedürftige.
Nimmt man den deutsch-österreichischen Umrechnungsfaktor 10:1 bezogen
auf die Bevölkerung, dann hat Österreich um 42 Prozent mehr
Pflegebedürftige als Deutschland. Diese Relation ist bemerkenswert.

1,35 Millionen deutsche Pflegebedürftige werden ambulant, 580.000
in Heimen betreut. In Österreich fließen etwa 80 Prozent des
Pflegegeldes in den privaten Bereich, nur 20 Prozent geht an
Organisationen mit angemeldeten Mitarbeitern. Auch dieser Vergleich
ist bemerkenswert.

Die Deutschen zahlen für ihre - verglichen zu Österreich -
bescheidene Anzahl von Pflegebedürftigen 1,7 Prozent der Lohnsumme,
die Österreicher 0,8 Prozent (je die Hälfte der Arbeitgeber und der
Arbeitnehmer). Auch das ist bemerkenswert - legt es doch den Schluss
nahe, dass die österreichischen Sozialversicherungsträger enorm
besser wirtschaften, als ihre deutschen Kollegen. Die Wahrheit liegt
wahrscheinlich in der österreichischen Fertigkeit des "Umtopfens";
das heißt Geld wird für die Pflegeversicherung hierzulande aus
anderen - zumeist von Arbeitgebern gespeisten Töpfen und Fonds
finanziert.

Auch wenn es derzeit politisch nicht opportun ist, sich mit der
Zukunft der Pflegeversicherung - vor allem ihrer künftigen
Finanzierung - bei steigendem Pflegebedarf einer zunehmend alternden
Bevölkerung zu beschäftigen, wird man darum nicht umhin kommen - so
der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV). Zuerst sollte man einmal die
Doktrin überprüfen, ob es richtig sei, dass der Zweck des
Pflegegeldes dem Pflegebedürftigen die Möglichkeit "verbessern" soll,
ein selbstbestimmtes, bedürfnisorientiertes Leben zu führen. Das wird
ja sonst nur mit dem neuen Kindergeld jungen Müttern und Vätern
zuteil. Der Sozialdemokrat Oscar Lafontaine meinte einmal: "Die
Pflegeversicherung soll nach dem Bedürftigkeitsprinzip laufen. Sie
ist dort zu streichen, wenn sich jemand finanziell selbst helfen
kann". Schwarz-Blau ist da wohl in Kontinuität zu Rot-Schwarz anderer
Meinung.

Neu regieren - die Floskel, die man schon nicht mehr hören kann -
heißt auch, sich mit Problemen proaktiv auseinanderzusetzen und nicht
nur auf Zuruf, wenn uns der Bärentaler wieder einmal erklärt, was mit
Unfallrenten zu geschehen hat.

Rückfragehinweis: Österreichischer Gewerbeverein,
Dr.Herwig Kainz,
Tel.:01-587 36 33/30,
Email: oest.gewerbeverein@apanet.at

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