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"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Pfusch-Rekorde" (von Alois Vahrner)

Ausgabe vom 9. 1. 2001¶

Innsbruck (OTS) - Das Wirtschaftswachstum war im Vorjahr mit 3,3 Prozent überdurchschnittlich gut, auch heuer läuft die Konjunktur mit prognostizierten 2,6 Prozent Wachstum beachtlich. Von einer Branche wird die offizielle Wirtschaft freilich um Längen ab gehängt: dem Pfusch. Die Schattenwirtschaft kam 2000 auf 8 Prozent Wachstum, 7 Prozent Plus dürften es heuer sein.

Die Pfusch-Umsätze haben sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht, in den letzten zwanzig Jahren sogar verzehnfacht. Mit über 291 Mrd. S kommt die Schattenwirtschaft bereits auf über 10% des Bruttoinlandsprodukts.

Bei geschätzten 500.000 Österreichern, die sich ihr Einkommen schwarz aufbessern, wurde der Pfusch längst zum Volkssport. Mit ausgelöst sowohl von der alten rot-schwarzen als auch der jetzigen schwarz-blauen Koalition. Ob durch überbordende Vorschriften, komplizierte Werkvertragsregelungen oder ein immer stärkeres Anziehen der Steuerschraube. Mit 47 Prozent explodiert heuer die Steuer- und Abgabenquote ja auf einen historischen Höchstwert.

Pfusch gilt bei vielen Bürgern bereits als Notwehr gegen den immer unverschämteren Zugriff des Staates. Wenn ein Pfuscher nur 150 bis 250 S pro Stunde kostet, eine Firma aber 600 bis 900 S (und dem jeweiligen Arbeiter dann netto nicht einmal die Hälfte des Pfusch-Lohnes bleibt), dann muss am System wohl etwas faul sein. Mit schärferen Kontrollen und Strafen ist dem Problem daher nicht beizukommen. Der Staat wird um eine echte Lösung des Problems - die viel zu hohe Belastung der Arbeit - nicht herumkommen .

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