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OeNB: Die Gesamtwirtschaftliche Prognose der Oesterreichischen Nationalbank 2000 - 2002

Wien (OTS) - Die gesamtwirtschaftliche Prognose der Oesterreichischen Nationalbank 2000 - 2002
Kräftiges Wirtschaftswachstum durch stark steigende Exporte -Dämpfung der Inlandsnachfrage durch Budgetkonsolidierung und Ölpreishausse
Die österreichische Wirtschaft wies im Laufe des heurigen Jahres eine überaus erfreuliche Entwicklung auf. Mit einem realen Wachstum von 3,8% wuchs Österreichs Wirtschaft im 2. Quartal dieses Jahres nur unwesentlich langsamer als im ersten Quartal (3,9%). Die positive Entwicklung der Weltwirtschaft und vor allem das stärkere Wirtschaftswachstum im Euroraum werden im Prognosezeitraum zu einem kräftigeren Wachstum der Exportnachfrage führen. Dies veranlasst die OeNB, ihre Prognose des realen Wirtschaftswachstums für das laufende Jahr um ein Zehntelprozentpunkt auf 3,6% nach oben zu revidieren. Wie bereits im Frühjahr geht die OeNB aber davon aus, dass der Konjunkturhöhepunkt im Laufe dieses Jahres überschritten und sich das Wachstum in den kommenden beiden Jahren abschwächen wird. Für das kommende Jahr wird ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 2,8%, für das Jahr 2002 ein Wachstum von 2,7% prognostiziert. Allerdings wird eine veränderte Zusammensetzung des Wirtschafts-wachstums im Vergleich zur Frühjahrsprognose erwartet, da von den Ölpreisen, vor allem aber von den zusätzlichen Maßnahmen der Budgetkonsolidierung dämpfende Effekte auf die inländische Nachfrage ausgehen werden; die anhaltend guten Exporte werden aber einen stärker ausgeprägten Abschwung verhindern.

Internationale Rahmenbedingungen

Die Perspektiven der internationalen Konjunktur bleiben weiterhin sehr günstig. Das Wachstum der Weltwirtschaft - und damit einher gehend insbesondere auch die Importnachfrage auf Österreichs Exportmärkten - wird in diesem Jahr 4,7% betragen. Auch in den kommenden Jahren wird - trotz leichter temporärer Abschwächung auf 4,0% im Jahr 2001 - mit einem nach wie vor kräftigen Weltwirtschaftswachstum gerechnet. Das Wachstum der Importnachfrage auf Österreichs Exportmärkten wird von 4,9% 1999 auf 9,6% im Jahr 2000 anwachsen und während der folgenden zwei Jahre dieses hohe Wachstumstempo beibehalten.

Inflationsdruck geht im Laufe des Prognosehorizonts wieder zurück

Auf Grund der verzeichneten Hausse der Ölpreise und des niedrigen Wechselkurses des Euro wurde die Preisprognose nach oben revidiert. Die OeNB erwartet nunmehr einen stärkeren Anstieg des Deflators des privaten Konsums auf 2,4% für das Jahr 2000 - im Vergleich zur Frühjahrsprognose eine Revision um 0,6 Prozentpunkte nach oben. Die Preisentwicklung in den Jahren 2001 und 2002 wird ebenfalls noch signifikant von der Entwicklung der Importpreise und von Zweitrundeneffekten der Ölpreiserhöhung determiniert. Trotz zunehmender Verknappung des Arbeitsangebotes in spezifischen Bereichen der österreichischen Wirtschaft, wie etwa im IT-Sektor, werden für die kommenden zwei Jahre weiterhin recht moderate, wenn auch leicht höhere Nominallohnzuwächse als in der jüngsten Vergangenheit erwartet. Das bedeutet, dass während des Prognosezeitraums von der Lohnseite kaum Inflationsdruck ausgehen wird. Für heuer wird ein Rückgang der Lohnstückkosten der Gesamtwirtschaft von 0,8% erwartet. In den kommenden zwei Jahren wird mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Arbeitsmarktentwicklung wird durch "Sondereffekte" geprägt

Diverse Maßnahmen im Fiskalbereich (Änderungen im Frühpensionsrecht, Abschaffung der kostenlosen Mitversicherung für kinderlose EhepartnerInnen, Einführung von Studiengebühren usw.) beeinflussen die Entwicklung des Arbeitskräfteangebots. Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung und der besonderen Effekte der Budgetreform wird ein Wachstum des Arbeitskräfteangebots von 0,2% im Jahr 2000 und 0,7 bzw. 0,8% in den Jahren 2001 und 2002 erwartet. Die günstige Wirtschaftslage im laufenden Jahr hat die Nachfrage nach Arbeitskräften abermals kräftig ansteigen lassen. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Beschäftigungsentwicklung im Laufe des zweiten Halbjahres 2000 an Dynamik verliert. Die Schätzung des Beschäftigungs-wachstums für das gesamte Jahr 2000 wird ebenfalls von den Änderungen des Pensionsrechts tangiert; es ist davon auszugehen, dass ältere Arbeitskräfte, die gegenwärtig in den Vorruhestand gehen, in Folge von Rationalisierungszwängen nur noch teilweise nachbesetzt werden. Im Vergleich zum vergangenen Jahr dürfte die Beschäftigung heuer und in den kommenden Jahren auch nicht mehr von aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen profitieren. Das Beschäftigungswachstum wird daher sowohl heuer als auch in den kommenden zwei Jahren unter 1% p.a. bleiben, wobei 2001 und 2002 vor allem der Rückgang der Inlandsnachfrage die Beschäftigungsentwicklung dämpfen wird.
Die Arbeitslosenquote (Eurostat- Definition) wird im Jahr 2000 durchschnittlich 3,5% betragen und im Jahr 2001 und 2002 weiter leicht auf 3,4% zurückgehen.

Leichte Verbesserung der Leistungsbilanz

Die Leistungsbilanz des heurigen Jahres wird von der Entwicklung der Ölpreise und der Wechselkursentwicklung des Euro geprägt. Das Leistungsbilanzsdefizit hat sich 1999 gegenüber 1998 - im Wesentlichen als Folge des Anstiegs des passiven Saldos der Einkommen - um 1,1 Mrd Euro auf 2,8% des BIP ausgeweitet. Die starke Verschlechterung der Einkommensbilanz 1999 wird sich aber im laufenden Jahr nicht fortsetzen. In dieser Teilbilanz machen sich in den kommenden Jahren Portfolio-Umschichtungen zugunsten ertragreicherer Anlageformen positiv bemerkbar. Aufgrund der hohen Importpreise werden trotz günstiger Exportbedingungen für dieses Jahr noch steigende Defizite in der Güter- und Dienstleistungsbilanz erwartet. Erst 2001 und 2002 wird vom Ergebnis dieser Position wieder ein das Leistungsbilanzdefizit senkender Effekt ausgehen. Das Leistungsbilanzdefizit wird von 2,9% des BIP im Jahr 2000 auf 2,0% des BIP im Jahr 2002 sinken. Neben der Preisentwicklung trägt dazu besonders der Rückgang der Inlandsnachfrage in den Jahren 2001 und 2002 bei.

Eckdaten der österreichischen Wirtschaft 1999-2002 (zu Preisen von 1995)

1999 2000 2001 2002 prozentuelle Veränderung
zum Vorjahr Bruttoinlandsprodukt 2,1 3,6 2,8 2,7 Importe 1,9 7,2 5,7 4,2 Exporte 3,5 9,0 7,2 5,8 Privater Konsum 2,7 2,9 1,7 1,8 Öffentlicher Konsum 1,0 0,1 0,2 0,2 Bruttoanlageinvestitionen 2,9 4,3 3,2 3,0

Wachstumsbeiträge (in Prozentpunkten)

Inländische Nachfrage
(ohne Lagerveränderungen) 2,3 2,7 1,8 1,8 Nettoexporte 0,6 1,0 0,8 0,9 Lagerveränderungen -0,8 -0,1 0,2 0,1

prozentuelle Veränderung
zum Vorjahr

Deflator des privaten Konsums 0,7 2,4 2,2 1,7 Lohnstückkosten 1,5 -0,8 0,8 0,7
Lohn- und Gehaltssumme
(zu laufenden Preisen) 2,1 2,0 2,8 2,6 Produktivität 0,7 2,8 2,0 1,9
Lohn- und Gehaltssumme
(zu Preisen von 1995) 1,5 -0,3 0,9 1,1 Importpreise 1,4 7,0 4,0 1,6 Exportpreise 0,3 5,3 3,9 1,3
Terms of Trade -1,1 -1,6 0,0 -0,2

in Prozent

Arbeitslosenquote (Eurostat-Definition) 3,8 3,5 3,4 3,4

prozentuelle Veränderung
zum Vorjahr

Beschäftigung 1,4 0,8 0,9 0,8

in Prozent des BIP

Leistungsbilanz -2,8 -2,9 -2,4 -2,0

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