Afrikas Probleme durch Integration lösen
Wien (SK) Das Konzept der afrikanischen Einheit ist eine Utopie -allerdings eine, die als treibende Kraft wirken kann. Realität kann aber eine regionale Integration werden, die erst Wirtschaftsräume schaffen kann, die groß genug sind, um eine eigenständige wirtschaftliche Entwicklung in Gang zu bringen. Dies erklärte Prof. Joseph Ki-Zerbo, der führende Historiker Afrikas und Vorsitzender der sozialdemokratischen PDP in Burika Faso, am Sonntag bei der Entwicklungspolitischen Enquete der SPÖ. ****
Die eklatante Armut in Afrika kann, so Ki-Zerbo, nicht durch die Fortsetzung der bisherigen Politik überwunden werden. Unter den Bedingungen der Kleinstaaterei führt selbst Wirtschaftswachstum zu mehr Arbeitslosigkeit. Auch gehe es nicht zunächst um Produktion für den Weltmarkt, sondern um den Aufbau eines Binnenmarktes, für den die meisten Staaten die kritische Größe nicht erreichen.
Afrika kann nicht so weitermachen wie bisher, betonte Ki-Zerbo; seit 40 Jahren wird einerseits Geld nach Afrika gepumpt, andererseits fließt wesentlich mehr Geld aus Afrika ab. Die ungleichen Handelsbedingungen, die Afrika auf Dauer zu einem Rohstoff-Exporteur zu stempeln versuchen, der mit immer geringer werdenden Erlösen immer teurere Industrieprodukte kaufen muss, verhindern ebenfalls jede Entwicklung.
Scharf ging Ki-Zerbo mit den afrikanischen Machthabern ins Gericht:
"Die afrikanischen Regierungschefs benehmen sich so wie einst jene Häuptlinge, die die Bewohner ganzer Dörfer als Sklaven verkauften, um in den Genuss einiger europäischer Güter zu kommen".
Das Konzept der regionalen Integration würde auch die Rolle dieser Machthaber reduzieren und zudem die Konflikte zwischen den heute oft durch Staatsgrenzen zertrennten Volksgruppen vermindern helfen.
Es ist bestürzend, dass in einem Kontinent, der früher von einer Kultur mit starken friedensfördernden Elementen geprägt war, heute eine Kultur der Gewalt dominiert. Das ist aber nicht allein den Afrikanern anzulasten. "Bei vielen Konflikten in Afrika benehmen sich die europäischen Staaten wie jene Feuerwehrleute, die vorher den Brand gelegt haben", kritisierte Ki-Zerbo, der an die Rolle mancher multinationaler Konzerne und die nach wie vor bestehende Rivalität westlicher Staaten um Einfluss und Rohstoffe hinwies.
Dagegen ist auch Vernetzung der Zivilgesellschaften in Europa und in Afrika notwendig, betonte Joseph Ki-Zerbo abschließend. Die Zusammenarbeit zwischen diesen darf nicht durch Paternalismus und Bevormundung gekennzeichnet sein, sondern durch die Bereitschaft zu einer echten Partnerschaft.
Inge Jäger Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik
Im Rahmen der Entwicklungspolitischen Enquete hielt die SPÖ-"Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik" auch ihre Generalversammlung ab. Abg. Inge Jäger wurde dabei zur Vorsitzenden gewählt, Abg. Christa Muttonen und Walter Sauer zu ihren Stellvertretern. (Schluss) ps/mp
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