
"Neue Zeit Kommentar": "Falscher Weg" von Peter Kolb
Ausgabe vom 26.11. 2000
Graz (OTS) - Man darf davon ausgehen, dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel etwas nicht einfach so dahin sagt. Auch wenn er manchmal über den Zauber des Klanges seiner eigenen Worte so richtig fabuliert, im Kern kündigt Schüssel damit bereits feststehende Vorhaben an. Ein solches scheint nun die weitere Anhebung des Pensionsalters zu sein. Dass dies schon bei der letzten Pensionsreform der zentrale Punkt war, ist noch in Erinnerung. Lediglich zu große Schritte setzte die schwarzblaue Regierung noch nicht. Doch Chef Schüssel bereitet den Boden schon vor. Dass eine andere Teillösung des Pensionsproblems - zu wenige Einzahlende stehen einer immer höher werdenden Zahl von Entnehmenden gegenüber - als die Erhöhung des Pensionsantrittsalters auch möglich ist, erwähnt der Kanzler. Diese läuft ja auch der Regierungspolitik des Einwanderungsstopps zuwider. Dabei trug die Immigrationswelle von Arbeitskräften aus Südosteuropa in den 60-er und 70-er Jahren durchaus zur Behebung des damaligen Arbeitskräftemangels bei. Und einen solchen prophezeit Schüssel ja. Dann wäre da noch das Argument vom lebenslangen Lernen. Wollen die Älteren, aus dem Arbeitsmarkt Gedrängten ja, doch auch bei bester Qualifikation stellt den Großteil davon niemand mehr ein. Die Begründung lautet meist: Kosten zuviel. Übersetzt: Erfahrung kostet zuviel, das können Junge auch bald. Ein kurzsichtig eingeschlagener Weg. Je früher das Politik und Wirtschaft kapieren, desto besser - um mit Schüssel zu sprechen.
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