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Reitkappen schützen nicht vor Verletzungen

"Sicher Leben" empfiehlt Reithelme für den Reitsport

Wien (OTS) - 200.000 aktive Reiter

Rund 65.000 Österreicher und 135.000 Österreicherinnen finden das größte Glück auf Erden auf dem Rücken von Pferden (Statistik Österreich: Mikrozensus 1997). Etwa 9.800mal jährlich endet eine Reitstunde oder ein Ausritt mit einer Verletzung. 4.000 davon sind so schwer, daß sie im Spital ambulant oder stationär behandelt werden müssen (Quelle EHLASS 1996-99). Im Vergleich dazu gibt es jährlich rund 3.000 spitalsbehandelte Verletzte durch Hundebisse.

Hohes Verletzungsrisiko

Setzt man die Zahl der aktiven ReiterInnen in Relation zu den Unfallzahlen, so verletzen sich von 1.000 Ausübenden rund 50 Personen - somit zählt der Reitsport mit Fußball, Felsklettern, Skateboarden, Snowboarden und Kampfsportarten zu den besonders verletzungsanfälligen Sportarten (Quelle Statistik Österreich:
Mikrozensus 1997).

Sturz häufigste Verletzung

Jeder zweite Unfall beim Reiten, der vom Arzt versorgt werden muß, ist ein Sturz vom Pferd. Knochenbruch, insbesondere Bruch des Fußknöchels, des Unterarms und Schlüsselbeins, ist die häufigste Diagnose, die bei einem gefallenen Reiter vom Arzt gestellt wird. Drei Viertel der Verletzten sind Frauen. 1998 starben 2 Menschen bei Reitunfällen (Quelle: Statistik Österreich, Todesursachenstatistik 1998).

Jeder 10. Unfall eine Kopfverletzung

10 Prozent der Verletzungen sind Kopfverletzungen, am häufigsten wird eine Quetschung bzw. Prellung des Gehirns (ca. 50%) festgestellt, doch auch Knochenbruch des Schädels (ca. 20%) und Schädelquetschungen und -prellungen (ca. 10%) sind mögliche Konsequenzen von Reitunfällen. Diese sind besonders gefährlich, da bleibende Schäden die Folge sein können.

Kisser: Reitkappen sind Kopfputz, nicht Kopfschutz

"Beim Kopfschutz wird den ReiterInnen die eigene Tradition zum Verhängnis. Reitkappen sind ähnlich wie Zylinder nur festere Kopfbedeckungen, deren Ausführung sich an der modischen Tradition, aber nicht am effektiven Schutz vor Verletzungen orientiert. Wirksame Reithelme werden dagegen aus falschem Traditionsbewußtsein immer noch zu wenig akzeptiert", stellt Dr. Rupert Kisser, Leiter des Institutes "Sicher Leben", fest. "Das Tragen eines Helms wird nach wie vor von zu wenigen Reitställen verlangt, obwohl es Reiter wie Reitstallbesitzer schützt: Den Reiter vor Kopfverletzungen, den Reitstallbesitzer vor Schadenersatzforderungen verletzter Kunden."

"Sicher Leben"-Tips für die Helmwahl:

Reithelme müssen der ÖNORM EN1384 entsprechen. Jeder in Österreich verkaufte Helm muß einen Anhänger oder ein Etikett haben, das in deutscher Sprache Angaben zum Helm sowie Sicherheits-, Gebrauchs- und Einstellungshinweise enthält. Normgerechte Helme schützen Ihren Kopf vor den extremen Kräften, die bei einem Sturz auf ihn einwirken, allerdings nur einmal: Nach jedem Sturz muß der Helm erneuert werden.

Worauf ist nun zu achten beim Helmkauf?

Wichtig ist: Der Helm soll weder in die Stirn noch in den Nacken rutschen. Außerdem darf er die Ohren nicht bedecken, um das Hörvermögen nicht zu beeinträchtigen. Optimaler Halt und gute Stoßdämpfung sind Grundvoraussetzungen für zuverlässigen Schutz, eine Anprobe vor dem Kauf ist daher unerläßlich! Als zusätzliche Orientierungshilfe kann der Test dienen, den das Fachmagazin "Cavallo" in seiner Aprilausgabe dieses Jahres präsentiert: Hier wurden 12 Reithelme auf Sicherheit, Paßform und Belüftung hin untersucht.

Für traditionsbewußte Reiter gibt es Helme ähnlich den Reitkappen mit Samt-Trikotstoffbezug. Charakteristisch für Reithelme ist die stoßdämpfende Schicht an der Schläfe und am Hinterkopf. Diese Schicht haben Reitkappen nicht. Helme sollen keinen starren, sondern einen flexiblen Schirm haben. Fällt ein Reiter direkt auf den Schirm, wird der Kopf nach hinten geschlagen und der Nacken zusätzlich belastet. Die meisten Modelle bieten nur einen angedeuteten oder biegsamen Schirm. Schirme können auch durch Druckknöpfe mit der Schale verbunden sein, sodaß sie sich beim Aufprall lösen. Lange, rings um den Helm sitzende Lüftungsschlitze wirken besser und geben mehr Tragekomfort als Luftbohrungen.

"Sicher Leben" fordert Reithelmpflicht:

  • Bei allen Turnieren durch Änderung des Reglements, um eine Vorbildwirkung zu erzielen
  • Bei jedem organisierten Ritt (z.B. bei Ausritten)
  • Als verpflichtenden Punkt in der "Stallordnung"

"Die Folgen eines Sturzes ohne Schutzhelm werden leider immer noch unterschätzt", meint Dr. Kisser, "deshalb ist vor allem wichtig, daß Reitställe und Vereine ein größeres Verantwortungsbewußtsein entwickeln, um das Verletzungsrisiko bei einem Sturz zu senken."

44.000 Interviews im Dienste der Produktsicherheit

Die Auswertung zu Reitunfällen basiert auf Daten des Unfallerhebungssystems für Heim-, Freizeit- und Sportunfälle EHLASS. Das Institut "Sicher Leben" erhebt in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium und dem Büro für Konsumentenschutz im Justizministerium die österreichischen Daten für dieses europäische Unfallerhebungssystem.

Eigens für EHLASS angestellte und geschulte Interviewer sprechen in vier österreichischen Spitälern mit ambulant und stationär behandelten Unfallopfern, die sich im Haushalt, beim Sport oder in der Freizeit verletzt haben. EHLASS ermöglicht so nicht nur, gefährliche Produkte zu erkennen und gegebenenfalls vom Markt abzuziehen, es ist vor allem auch ein System, um Unfallzusammenhänge zu untersuchen und damit Informationen zur laufenden Verbesserung von Produkten zu gewinnen. Derzeit stehen rund 44.000 Interviews zur Verfügung.

Rückfragenhinweis: Institut "Sicher Leben"
Mag. Susanne Steinböck
Tel.: 01/71770 DW 225 sicherleben@sicherleben.atv

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