DER STANDARD bringt in seiner Mittwoch-Ausgabe einen Kommentar zum Erlass des Innenministeriums, wodurch der Suchdient des Roten Kreuzes wieder bei den Meldeämtern ehemalige NS-Zwangsarbeiter ausfindig
machen darf. Wie der STANDARD berichtete, war dem Roten Kreuz zuvor der Zugang zu den Akten verweigert worden: Schnelle Korrektur (von Peter Mayr) Ausgabe vom 2.8.2000
Wien (OTS) - Das Innenministerium hat schnell reagiert, sich
damit viel Kritik erspart und ein "Missgeschick" korrigiert. Am Freitagabend erfährt das Ministerbüro aus dem Standard, dass ein Erlass die Arbeit des Suchdienstes des Roten Kreuzes in Sachen NS-Entschädigungen behindert. Die Einsicht in Meldedaten aus der Zeit des Nationalsozialismus wurde verwehrt. Seit Dienstag ist das Problem gelöst - der Suchdienst kann in Österreich wieder arbeiten.
Wenn der Wille da ist, wird rasch gehandelt. Das ist durchaus löblich. Eine Frage bleibt aber offen: Wie konnte es überhaupt zu einem derartigen Erlass kommen? Offensichtlich werden Weisungen ausgegeben, ohne sich über die Hintergründe zu informieren. Ohne an die Tragweite zu denken. Es habe sich um ein "Missverständnis" gehandelt, sagt ein Ministeriumssprecher. Der damals zuständige Beamte entschuldigt sich sogar in einem Telefonat mit dem Suchdienst. Man habe "überschnell und uninformiert gearbeitet". Vielleicht hat auch der Besuch des EU-Weisenrates zur Beschleunigung beigetragen. Oder aber - was zu hoffen wäre - die rasche Lösung ist ein Indiz, dass zumindest Teile der österreichischen Behörden im Umgang mit der NS-Vergangenheit dazugelernt haben. Dieses Mal gab es keinen Versuch, etwas in die Länge zu ziehen.
Von der raschen Arbeit des Ministeriums profitiert nicht in erster Linie das Rote Kreuz, es ist vielmehr noch ein Erfolg für die NS-Opfer. Mit zirka 47 Millionen gespeicherten Namenshinweisen ist der Suchdienst eine der wichtigsten Anlaufstellen für NS-Opfer, Bestätigungen über Verfolgung und Zwangsarbeit zu bekommen. Nur damit haben sie Anrecht auf Entschädigungen. Dass die Regierungsbeauftragte für die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter, Maria Schaumayer, den Suchdienst noch nie kontaktiert hat, ist eine andere Geschichte -wenn auch eine sehr verwunderliche.
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