- 13.07.2000, 18:00:04
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WirtschaftsBlatt über die Fremdenverkehrswerbung: Fremdenverkehrswerbung ist keine Staatsaufgabe von Jens Tschebull
Ausgabe vom 14.7.2000
Wien (OTS) - Die österreichische Fremdenverkehrswerbung, die durch
Personal-Grotesken immer wieder ins Gerede kommt, war sicher nützlich
für die Tourismuswirtschaft: Eine gute halbe Milliarde im Jahr kann
auch bei schlechtem Willen und begrenzten Fähigkeiten nicht ganz
wirkungslos verpuffen. Aber eine echte Kosten/Nutzen-Rechnung ist
schwer aufzustellen. Selbst die Gegenprobe bringt keine verlässlichen
Ergebnisse: Die Lähmung der Fremdenverkehrswerbung durch
Politintrigen und Personalchaos hat keine messbaren Auswirkungen auf
den heuer wieder zufriedenstellenden Fremdenverkehr, was auf die
völlige Bedeutungslosigkeit der ÖVW schliessen liesse. Allerdings hat
das Mobbing der Vierzehn gegen die Wiener Regierung Österreich eine
internationale Medienpräsenz beschert, wie sie auch die beste
Fremdenverkehrswerbung nie zu Stande brächte. Der von Juhnke bis
Wussow erprobte Schauspieler-Grundsatz "Schlechte Publicity ist
besser als gar keine Publicity; Hauptsache, der Name ist richtig
geschrieben", gilt auch hier: Jede Erwähnung in den Medien erweckt
Aufmerksamkeit und Interesse. Im Falle Österreich auch Mitleid,
Sympathie und Neugierde. Jedenfalls ist die Grundsatzfrage
angebracht, ob ein schlanker Staat sich überhaupt um die Werbung für
einen speziellen Wirtschaftszweig, z.B. den Fremdenverkehr, zu
kümmern hat. Institutionen dieser Art sind offenbar dazu verdammt, zu
Kabarettveranstaltungen zu werden, wie die ehemalige Weinwerbung
Österreichs. Der Bund sollte dem Beispiel Kärntens und der Steiermark
folgen und aus der Fremdenverkehrswerbung austreten. Dadurch wäre
der Bundesbeitrag von 350 Budgetmillionen ohne soziale Härten und
ohne bemerkbare Nachteile einzusparen. Die Fremdenverkehrswerbung ist
- auch über eine ausgegliederte GmbH - keine Fleissaufgabe für den
Staat, der ohnehin schon an seinen Basispflichten zu scheitern droht.
Eine klare Raumordnung hingegen, ein zielgerichteter (nicht
esoterisch-hysterischer) Umweltschutz, der das Land besuchenswert
erhält, wären Staatsaufgaben, die indirekt auch dem Fremdenverkehr
dienen. Die Werbung mit Schuhplattlern, Badenixen oder Lipizzanern
aber ist ebenso wenig Staatsaufgabe, wie es eine Werbeaktion für
die gewiss lobenswerten österreichischen Zuckerbäcker wäre. (Schluss)
JT
Rückfragehinweis: Das WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: 91919-305
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