- 16.03.2000, 18:00:15
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"WirtschaftsBlatt"-Kommentar: "Wie gut, dass es den Euro gibt" von Jens Tschebull
Ausgabe vom 17.3. 2000
Wien (OTS) - Stellen Sie sich vor, die EU hätte den Euro noch
nicht erfunden, oder Österreich wäre der Währungsunion nicht
beigetreten. Das bilaterale Mobbing der 14 EU-Partner gegen
Österreich hätte dann nicht nur die bekannten Auswirkungen, die
lästig genug sind; sondern auch Folgen für den Schilling als
eigenständige Währung. Denn natürlich würden sich die internationale
Haider-Phobie und die Ausgrenzung Österreichs auf eine autonome
österreichische Währung auswirken: Das geächtete Österreich würde als
Schuldner und als Bürge seiner Währung weniger vertrauenswürdig
erscheinen. Der Schilling wäre im Ausland niedriger bewertet. Nicht
nur der Austausch von Höflichkeiten, Handshakes und Studenten,
sondern auch der Austausch österreichischen Geldes wäre erschwert.Und
die Austro-Masochisten in den Medien, die jeden Nadelstich gegen
Österreich mit Lust zu einem Bombentreffer ausweiten, würden auch die
Österreicher zur Flucht aus dem Schilling anstiften. Die Währung des
kleinen Landes wäre dann ein dankbares Feld für Spekulanten, die
durch plötzliche Käufe und Verkäufe den Kurs beliebig zu ihrem
Gunsten manipulieren und auch noch durch die verzweifelten
Interventionskäufe einer von der Tagespolitik getriebenen
Nationalbank profitieren würden. Aber das alles bleibt uns erspart,
denn glücklicherweise gibt es den Schilling international nicht mehr:
"Schilling" ist nur noch die Bezeichnung für einen unrunden
Euro-Betrag (100 Schilling sind 7,27 Euro). Der internationale
Eurokurs bildet sich entsprechend der Wirtschaftsentwicklung in
Euroland und reagiert nicht auf innereuropäische Wadelbeissereien
gegenüber einer kleinen, industrialisierten und wohlhabenden, aber
unbedeutenden Provinz in Zentraleuropa.Da es keine eigenständige
österreichische Währung mehr gibt, die entwertet werden könnte, was
die Importe aus den europäischen Ländern für Österreich verteuern
würde, besteht auch keine Gefahr eines spezifisch österreichischen
Inflationsschubs, der bei sinkendem Kurs eines selbstständigen
Schilling im Gefolge der politischen Situation zu befürchten wäre.Das
alles bleibt uns erspart: Ein Glück, dass es den Euro gibt!
JT
Rückfragehinweis: Wirtschaftsblatt
Tel.: (01) 91919-316
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