"WirtschaftsBlatt"-Kommentar: "Wie gut, dass es den Euro gibt" von Jens Tschebull
Ausgabe vom 17.3. 2000
Wien (OTS) - Stellen Sie sich vor, die EU hätte den Euro noch
nicht erfunden, oder Österreich wäre der Währungsunion nicht beigetreten. Das bilaterale Mobbing der 14 EU-Partner gegen Österreich hätte dann nicht nur die bekannten Auswirkungen, die lästig genug sind; sondern auch Folgen für den Schilling als eigenständige Währung. Denn natürlich würden sich die internationale Haider-Phobie und die Ausgrenzung Österreichs auf eine autonome österreichische Währung auswirken: Das geächtete Österreich würde als Schuldner und als Bürge seiner Währung weniger vertrauenswürdig erscheinen. Der Schilling wäre im Ausland niedriger bewertet. Nicht nur der Austausch von Höflichkeiten, Handshakes und Studenten, sondern auch der Austausch österreichischen Geldes wäre erschwert.Und die Austro-Masochisten in den Medien, die jeden Nadelstich gegen Österreich mit Lust zu einem Bombentreffer ausweiten, würden auch die Österreicher zur Flucht aus dem Schilling anstiften. Die Währung des kleinen Landes wäre dann ein dankbares Feld für Spekulanten, die durch plötzliche Käufe und Verkäufe den Kurs beliebig zu ihrem Gunsten manipulieren und auch noch durch die verzweifelten Interventionskäufe einer von der Tagespolitik getriebenen Nationalbank profitieren würden. Aber das alles bleibt uns erspart, denn glücklicherweise gibt es den Schilling international nicht mehr:
"Schilling" ist nur noch die Bezeichnung für einen unrunden Euro-Betrag (100 Schilling sind 7,27 Euro). Der internationale Eurokurs bildet sich entsprechend der Wirtschaftsentwicklung in Euroland und reagiert nicht auf innereuropäische Wadelbeissereien gegenüber einer kleinen, industrialisierten und wohlhabenden, aber unbedeutenden Provinz in Zentraleuropa.Da es keine eigenständige österreichische Währung mehr gibt, die entwertet werden könnte, was die Importe aus den europäischen Ländern für Österreich verteuern würde, besteht auch keine Gefahr eines spezifisch österreichischen Inflationsschubs, der bei sinkendem Kurs eines selbstständigen Schilling im Gefolge der politischen Situation zu befürchten wäre.Das alles bleibt uns erspart: Ein Glück, dass es den Euro gibt!
JT
*** OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER
VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***
Rückfragen & Kontakt:
Wirtschaftsblatt
Tel.: (01) 91919-316