- 07.02.2000, 18:00:10
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"WirtschaftsBlatt" über Haider: Jetzt soll Jörg Haider 100 Tage schweigen (von Erwin Frasl)
Ausgabe vom 8.2.2000
Wien (OTS) - Jede Regierung verdient eine Schonfrist. Das gilt
auch für die neue VP/FP-Regierung. Das sollten alle Politiker in
Österreich respektieren - auch Jörg Haider selbst. Den besten Dienst,
den der Landeshauptmann von Kärnten und Parteiobmann der
Freiheitlichen Partei Österreichs seiner Partei und der
Koalitionsregierung erweisen kan: Er selbst soll während einer
Schonfrist von 100 Tagen schweigen. Das mag auf den ersten Blick
ungerecht erscheinen - wer allerdings in der Vergangenheit so oft
Menschen mit seinen Worten verletzt hat, dem kann im Dienste der
De-Eskalation der politischen Lage in Österreich und in Europa
durchaus zugemutet werden, sich selbst dann zurückzuhalten, wenn er
einmal in ungerechter Weise angefeindet würde. Denn eines ist klar:
Die politischen Gegner Haiders im In- und Ausland werden alles
unternehmen, um ihn zu unbedachten Äusserungen zu provozieren. Manche
Kritiker wollen nicht einen einsichtigen Haider, sondern einen, der
ihnen die Bestätigung dafür liefert, dass er aus der dunklen
Vergangenheit Österreichs nichts gelernt hat. Den Medien garantiert
ein Haider, indem er europäische Politiker attackiert oder sich nur
halbherzig zur Verurteilung der Nazi-Greuel bekennt, allemal höhere
TV-Einschaltquoten und Zeitungsauflagen als ein Haider, der auf
Attacken aus dem Ausland besonnen reagiert und die Schandtaten der
Nazis ohne Wenn und Aber verurteilt, d.h. sich schlicht und einfach
normal verhält. Für diese Normalität muss Haider den Beweis antreten.
100 Tage Schweigen und Nachdenken, ungeachtet aller Polemiken seiner
politischen Gegner, könnten Haider helfen, dem politischen
Schwelbrand in diesem Lande die Nahrung zu entziehen. Und das ist
eine der Voraussetzungen für eine Rückkehr zur Normalität. Die andere
Voraussetzung für Normalität besteht darin, dass die österreichische
Opposition die politische Auseinandersetzung mit ÖVP und FPÖ
ausschliesslich im Parlament führt und nicht auf der Strasse, so wie
dies etwa vergangenen Freitag vor dem Bundeskanzleramt in Wien der
Fall war. Denn es wäre ein Armutszeugnis für das österreichische und
auch das europäische Parlament, wenn man die Strasse benötigt, um die
Wähler in Europa von der Achtung der Menschenrechte und der Absage
an Radikalismus zu überzeugen. ejf
Rückfragehinweis: Wirtschaftsblatt
Redaktionstel: 91919-305
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