Bau des Lainzer Tunnels: LKW-Lawine statt Schiene
Bauherr HLAG will Tunnelaushub auf der Straße abtransportieren lassen, Emissionsschub von 440.000 LKW-Fahrten läßt rapiden Anstieg von Lungenerkrankungen, Allergien und vegetativen Störungen bei der Wohnbevölkerung befürchten
Wien (OTS) - "Schiene statt Verkehrslawine" lautet die Headline
der zig Millionen teuren Kampagne des Verkehrsministeriums. Für die Hochleistungsstrecken AG (HLAG) dürfte der Wahlspruch von Bundesminister Einem aber keine Gültigkeit haben. Sie will -kolportiert wird, aus Kostengründen - die für den Bau des Lainzer Tunnels notwendigen Transporte auf der Straße durchführen lassen. Mit knapp 440.000 LKW-Zu- und Abfahrten soll die für die Bauarbeiten notwendige Transportleistung erbracht werden - den südlichen Wiener Bezirken droht exzessive Umweltverschmutzung und Verkehrschaos. Trotz Sicherheitsbedenken von Verkehrsexperten, laufender Verfahren vor den Höchstgerichten und für einzelne Bauabschnitte noch nicht erteilter Genehmigungen laufen die Vorbereitungen für den Bau des Eisenbahntunnels zwischen West- und Südbahn auf Hochtouren. Verantwortlichen Politikern und betroffenen Bürgern wurde versprochen, die Arbeiten möglichst umweltschonend durchzuführen. Wo technisch möglich, sollte der Tunnelaushub - insgesamt 4,5 Millionen Tonnen Bodenmaterial und einige 100.000 Tonnen Abfall, Baurestmassen und kontaminierte Erde - auf der als "umweltfreundlich" propagierten Schiene abtransportiert werden. Beispielsweise wurde in der Ausschreibung des Bauloses L 41 (Rampe Hetzendorf) ausdrücklich verlangt, "das Material per Bahn wegzuschaffen". Trotzdem wurden Alternativanbote mit Straßentransport gelegt. Anstatt, entsprechend den Vergaberichtlinien des Bundes, diese Firmen auszuscheiden, will die HLAG nun die Entsorgung auf der Straße durchführen.
Die sich dadurch anbahnende Umweltkatastrophe rechtfertigt der Bauherr mit einem geringfügig niedrigeren Preis. Die Lastautos fahren nicht kostendeckend, was aber bei dem im Verhältnis zum Gesamtprojekt Lainzer Tunnel vergleichsweise kleinen Baulos L 41 ohne Bedeutung ist. Im Hinblick auf die großen Aushubmengen, die nächste Woche zur Vergabe kommen, drängt sich die Vermutung auf, daß der Kampfpreis nur ein Zuckerl der Straßenlobby darstellt. Daß die HLAG den Steuerzahler im Auge hat und das billigste Angebot auswählt ist lobenswert. "Allerdings darf Wirtschaftlichkeit nicht zu Lasten von Sicherheit und Umweltqualität gehen", so die empörten Anrainer in Meidling und Hietzing. In ihrem Auftrag wurden von Zivilingenieur DI Josef Ringhofer die Umweltauswirkungen der LKW-Karawane ermittelt. Durch Straßentransport würden im Wohngebiet im Laufe der nächsten Jahre insgesamt 170 Tonnen Stickoxyde (NOx), 36 Tonnen Kohlenwasserstoffe (CxHy), 61 Tonnen Kohlenmonoxyd (CO) und 5 Tonnen Schwefeldioxyd (SO2) freigesetzt. Der rapide Anstieg der Schadstoffbelastungen wäre in der Sanitätsstatistik feststellbar. Lungenerkrankungen, Allergien und Störungen des vegetativen Nervensystems bei der Wohnbevölkerung wären die Folge. Die ohnehin in den nächsten Jahren durch die Großbaustelle geplagten Bürger im Südwesten Wiens fordern von der HLAG und dem verantwortlichen Verkehrsministerium, daß die Umweltschutzversprechen eingehalten werden - auch wenn es ein paar Millionen mehr kostet. Diese wären nämlich leicht durch Kürzung der sinnlosen Werbekampagnen "Man fährt wieder Bahn" und "Schiene statt Verkehrslawine" einzusparen.
Rückfragen: DI Richard Kuchar, Telefon 802-33-36-0
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