EU-weiter Aktionstag der Transportarbeiter
Europäische TransportarbeiterInnen warnen: Kathastrophale Arbeitsbedingungen gefährden jeden Verkehrsteilnehmer
Helsinki (ÖGB/EGB). Mit einem europaweiten Aktionstag will die europäische Transportarbeiter-Vereinigung ETF am 5. Oktober 1999 auf ihre katastrophalen Arbeitsbedingungen aufmerksam machen.
"Egal ob im Verkehr auf der Strasse, auf den Schienen oder im Flugverkehr – überall werden die Arbeitsbedingungen drastisch verschlechtert. Damit steigt das Unfallrisiko, das alle VerkehrsteilnehmerInnen gefährdet", erklärte ETF-Präsident Wilhelm Haberzettl am Mittwoch bei einer Pressekonferenz am Rande des EGB-Kongresses in Helsinki. Haberzettl ist zugleich stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaft der
Eisenbahner.++++
Die Arbeitgeber üben immer stärkeren Druck auf ihre ArbeitnehmerInnen aus, noch schneller und noch billiger zu
arbeiten. Das sei nicht nur unmenschlich gegenüber den Beschäftigten, sondern auch verantwortungslos gegenüber der Gesellschaft. Haberzettl: "Wenn ein übermüdeter Fahrer eines LKWs mit gefährlichem Ladegut einen Unfall verursacht, dann sind davon auch die zu Hilfe eilenden Einsatzkräfte und die Bewohner des Unfallortes bedroht."
Beim Lohndumping erweisen sich die europäischen Arbeitgeber als besonders einfallsreich. Immer mehr drängen sie ihre LKW-FahrerInnen in die neue Selbstständigkeit und vermieten ihnen die LKWs. Andere gründen Firmen in den Reformstaaten, wo sie noch billigere Arbeitskräfte anheuern. "Das pure Profitdenken untergräbt die Qualität des öffentlichen Verkehrs", fasst Graham Stevenson, ETF-Vizepräsident, zusammen.
Dazu einige Zahlen: Bei 25 bis 30 Prozent aller Strassenunfälle sind LKWs beteiligt. Allein 1996 verloren dabei 1.350 FahrerInnen ihr Leben. Jedes Jahr werden auf Europas Strassen 13.000 Menschen getötet und 300.000 schwer verletzt.
Der europaweite Aktionstag im Herbst wird von den einzelnen nationalen Gewerkschaften im jeweiligen Land gestaltet. Die Gestaltungspallette reicht von Streik über Strassenblockaden bis hin zu Flugblattaktionen.
Strassentransport ist zu billig
Für das gesamte Transportwesen verlangt Haberzettl eine "faire und effiziente" Preisgestaltung. Voraussetzung dafür sei eine Steuerharmonisierung im gesamten Transportwesen. "Kerosin ist bis heute steuerfrei. Dagegen muss aber für Bahnkarten Mehrwertsteuer bezahlt werden", erklärt Haberzettl. Auch zwischen Strasse und Schiene sei eine neue "Balance" notwendig. "Solange die Strasse
viel billiger als die Bahn ist, darf man sich über die starke Zunahme des LKW-Verkehrs nicht wundern." (kr)
ÖGB, 30. Juni 1999 Nr. 334
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