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RTV Regional TV Services AG: Rahmenbedingung für das Privatfernsehen in Österreich

Wien (OTS) - Im Parlament haben wir das Schreiben der KMFB vom 15. März 1999 erhalten und sind einigermaßen verwundert über dessen Inhalt. Denn wenn Sie wirklich, wie Sie schreiben, "vor allem die Interessen der Arbeitnehmer im Medienbereich" im Auge haben, sowie die Möglichkeit der Schaffung neuer Arbeitsplätze, dann sollten vor allem Sie einmal trachten, viele Beschäftigungsverhältnisse, die es ja bereits in diesem Bereich gibt, nicht zu verlieren.

Wie in Ihrem Brief unter Punkt 1. angeführt, kann von einer "beschleunigten Marktdurchdringung mit digitalen Empfangsgeräten" frühestens im Jahr 2010 gerechnet werden. Erst dann werden rund 50% der Haushalte digitales terrestrisches Fernsehen haben. Hier gibt es sehr viele internationale Erfahrungen und Beispiele. Wenn Sie da mehr wissen wollen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Ob digitales Fernsehen zu neuen Arbeitsplätzen führt, ist zu bezweifeln. Es wird auch keine doppelt so große Pluralität bei zusätzlichen Anbietern geben, denn es steht nämlich zu vermuten, daß es in Hinkunft überhaupt keine österreichischen Anbieter mehr gibt, schon gar nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem digitales Fernsehen einen ökonomisch interessanten Verbreitungsgrad erreichen könnte. Wenn es nicht jetzt zu einem Gesetz über privates analoges terrestrisches Fernsehen in Österreich kommt, werden sich die jetzigen Investoren zurückziehen. Im Jahr 2010 werden alle Möglichkeiten, privates Fernsehen aus Österreich für Österreich zu machen, bereits ausgeschöpft sein, und zwar aus dem Ausland. Kein inländischer Investor wird mehr bereit sein, dieses finanzielle Risiko einzugehen. Was die rasche Umstellung der derzeit vom ORF analog genutzten Frequenzen (1. und 2. Frequenzkette) für acht weitere Digitalprogramme betrifft: Der ORF wird seine Programme ORF 1 und ORF 2 noch für viele Jahre, nämlich bis ca. 2015, wie bisher analog ausstrahlen müssen. Auch das wird durch internationale Erfahrungen bestätigt. Wer soll hier in 15 Jahren in Österreich noch weitere Programme produzieren und damit weitere Arbeitsplätze ermöglichen ? Wir sind in dieser Frage durch viele Gespräche in den letzten 1 ½ Jahren zu dem Ergebnis gekommen, daß ein bundesweites privates Fernsehprogramm möglich sein wird und zwar einerseits durch die Anzahl der Interessenten und auf der anderen Seite wegen seiner Finanzierbarkeit. Wie und vor allem von wem glauben Sie, daß acht weitere Digitalprogramme in Österreich finanziert werden können ? Wie glauben Sie, daß dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden sollen ? Die Kabelnetzbetreiber haben überhaupt kein Interesse, daß terrestrisches Fernsehen stattfindet. Ob analog oder digital, spielt hier keine Rolle. Die Kabelbetreiber sind ausschließlich an besserem Programmangebot im Kabel interessiert. Andere Verbreitungstechnologien wie terrestrisch oder Satellit sind für Kabelnetzbetreiber naturgemäß uninteressant. Ihr Punkt 5 geht daher völlig ins Leere.

Die Investitionen in die Digitaltechnik, wie Sie in Ihrem Punkt 6 anführen, ist ein weiteres interessantes Thema. Dafür hat alleine die BBC in den nächsten 5 Jahren 1 Mrd. Pfund vorgesehen (nachzulesen in einer von Bertelsmann veröffentlichten Studie, die Sie auch gerne bei uns einsehen können). Wir fragen uns, wie der ORF oder sonst wer in Österreich diese 17 oder mehr Mrd. ATS investieren will?

Zu Ihrem Punkt 7 ist nur zu sagen, ob in 10 Jahren digitales terrestrisches Fernsehen, falls es vom Zuseher überhaupt angenommen wird, überhaupt noch "state of the art" ist oder bereits durch andere Übertragungsverfahren abgelöst ist somit überhaupt nicht zu einer größeren Medienvielfalt und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beiträgt, wird die Zukunft zeigen. Ihr Schreiben jedoch gefährdet nachweislich die schon bestehenden Arbeitsplätze und sichert keinesfalls neue. Wenn Sie etwas anderes glauben, sollten Sie sich endlich gründlich informieren.

Karl Matuschka e.h. Walter Amon e.h.
Vorstandsvorsitzender Programmdirektor

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