Gewerkschaftstag Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst: HGPD fordert 1.000 Euro Mindestlohn ab 1. 1. 2002
Wien (HGPD/ÖGB). Bei ihrem Pressegespräch zum heute, Montag, beginnenden 5. Ordentlichen Gewerkschaftstag Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) präsentierten HGPD-Zentralsekretärin Roswitha Bachner und HGPD-Vorsitzender Rudolf Kaske die wesentlichsten Forderungen, die in den Anträgen zum Gewerkschaftstag gestellt werden. Bis zum Inkrafttreten des Euro
als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel am 1. Jänner 2002 will die Gewerkschaft für alle Dienstleistungsberufe einen Bruttomonatslohn von 1.000 Euro bei Vollzeitbeschäftigung durchgesetzt haben. ++++
Dienstleistungsgesellschaft, keine Dienstbotengesellschaft
HGPD-Vorsitzender Kaske wies darauf hin, dass einerseits dem
Bereich der Dienstleistungen große Wachstumschancen in den kommenden Jahren vorausgesagt werden, anderseits aber die
steigende Nachfrage nach Dienstleistungen sich nicht in allen Dienstleistungsbereichen durch ein wachsendes Stellenangebot und steigenden Löhnen manifestiere. Im Gegenteil sei es vielmehr so, dass auch die im Dienstleistungsbereich immer stärker spürbare Internationalisierung, verbunden mit Deregulierungstendenzen, zu vermehrtem Arbeitsdruck, zu wachsender Arbeitslosigkeit und zu
einem Druck auf das Lohnniveau führe. "Wir müssen wachsam sein, dass die 'neue Dienstleistungsgesellschaft' nicht zu einer Dienstbotengesellschaft wird", warnte Kaske unter Hinweis auf die zunehmende Zahl atypischer Beschäftigungsverhälnisse mit geringer sozialer Absicherung.
Arbeitnehmer müssen ihre Konsumentenmacht stärker nützen
"Im Zeitalter der Globalisierung ergeben sich gerade aus der Sicht der Gewerkschaften Probleme, die neue Lösungen erfordern"; meinte Kaske heute weiter.
"Nicht nur in Europa, sondern im gesamten OECD-Raum bilden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die große Mehrheit der Konsumenten. Wenn man diese Menschen dazu bewegen kann, Produkte
zu kaufen, die unter gesetzlich einwandfreien,
kollektivvertraglich ausverhandelten und daher dienstnehmerorientierten Bedingungen ihre Produkte herstellen oder ihre Dienstleistungen erbringen, könnte dies die Durchsetzung gewerkschaftlicher Interessen über die Mechanismen der Marktwirtschaft erleichtern", sagte Kaske.
HGPD verlangt Schaffung eines "Sozial-Labels"
Die Gewerkschaften sollten daher die Schaffung eines "Sozial-Labels", also die Kennzeichnung von Produkten und
Dienstleistungen, die unter arbeitnehmerorientierten Bedingungen erzeugt werden, in Angriff nehmen. Dieses Label, ähnlich dem "A" für "Made in Austria" signalisiere dem Konsumenten, dass der Erzeugungs- oder Dienstleistungsbetrieb sein Produkt unter mitarbeiterfreundlichen Bedingungen herstellt. Die
Kostennachteile, die solch ein Betrieb eventuell in Kauf nehmen muss, sollten durch das verstärkte Kaufinteresse der Konsumenten für Produkte dieser Unternehmen mehr als wettgemacht werden können.
EGB kommt bei Schaffung eines Sozial-Labels Schlüsselrolle zu
Kaske plädierte dafür, die Kennzeichnung von Produkten und Dienstleistungen, die unter sozial verträglichen Bedingungen erzeugt werden, zu einem Anliegen der europäischen Gewerkschaftsbewegung zu machen, wobei dem Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) dabei eine Schlüsselrolle zukommen müsse.
Bachner: Frauen wollen Einkommen statt ein Almosen
HGPD-Zentralsekretärin Roswitha Bachner wies auf die Tendenz hin, dass es im Bereich der Dienstleistungen vor allem für Frauen immer weniger Vollzeitarbeitsplätze gibt. Die Einkommen aus Teilzeit-oder geringfügiger Beschäftigung seien jedoch Almosen, von denen die Betroffenen, vorwiegend Frauen, nicht mehr leben können. Arbeitseinkommen um die 6500 S (472 Euro) monatlich seien eher die Regel als die Ausnahme. Die Frauen wären durch diesen Trend gezwungen, nach zwei oder drei Jobs zu suchen, um überhaupt ihre sozialen Grundbedürfnisse abdecken zu können.
Umdenken der Wirtschaft und Umverteilung muss erfolgen
"Es muss ein Umdenken der Wirtschaft erfolgen, es muss eine Umverteilung erfolgen, es müssen die Personen, die einen wesentlichen Beitrag zur Gewinnerzielung bringen, auch davon
wieder etwas zurückbekommen. Sie können nicht permanent auf der Strecke bleiben. Denken wir endlich um!", appellierte Bachner abschließend. (ws)
(Fortsetzung)
ÖGB, 22. März 1999 Nr. 133
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