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SECHS JUNGE BÄREN GEHEN IN DEN WINTERSCHLAF Einmaliger Erfolg im Bärenschutz: WWF (World Wide Fund For Nature) und die Koordinierungsstelle für Bärenfragen präsentieren das Bärenjahr 1998

Wien (OTS), Österreichs Braunbären fühlen sich sichtlich wohl. Erstmals wurden heuer gleich sechs junge Bären nachgewiesen. Die wachsende österreichische Bärengemeinde wird von der Koordinierungsstelle für Bärenfragen betreut, die nach ihrem ersten Jahr ein positives Resumee zieht: Jagd, "Bären-Bundesländer" und Naturschützer ziehen an einem Strang und arbeiten hervorragend für den Artenschutz zusammen. Der einzige Wermutstropfen ist das nach wie vor ungeklärte Verschwinden der Ötscherbärin Christl, die seit Juni nicht mehr gesichtet werden konnte.

"Die höchste Nachwuchsrate, die wir je hatten!" freut sich WWF-Bärenexperte Norbert Gerstl über die Jungbären des heurigen Jahres. Alle sechs leben im Raum Niederösterreich - Steiermark und stammen von zwei Müttern, wie die Bärenanwälte in über 50 Beobachtungen feststellten. Für den Jungbären Kurt (benannt nach Generaldirektor Kurt Nösslinger) haben die Österreichischen Lotterien die Patenschaft übernommen. Als langjähriger Partner unterstützen sie die Artenschutzprojekte des WWF. Bisher war 1993 mit fünf Jungbären das fruchtbarste Bärenjahr in Österreich. Kein Wunder, daß das österreichische Bärenprojekt auch ein Jahr nach dem Abschluß des EU-LIFE-Programmes internationales Aufsehen erregt und auf mehreren internationalen Konferenzen als beispielgebend vorgestellt wurde.

Brave Bären Auch die Schäden gehen laufend zurück - nur in Kärnten vergriffen sich die Braunbären an vier Bienenstöcken und fünf Schafen. Dafür scheinen die Bären ein ausgeprägtes Interesse an der Technik entwickelt zu haben: Sieben Motorsägen, einige technische Geräte und dreißig Kanister fielen ihrer Vorliebe für Rapsöl zum Opfer. "Gemeinsam mit dem Tiergarten Hellbrunn arbeiten wir an einem bitteren Zusatzstoff, der den Bio-Diesel für Meister Petz ungenießbar macht", hat Norbert Gerstl bereits eine Lösung in petto.

Christl verzweifelt gesucht! An den meisten dieser "Rapsölangriffe" war die Ötscherbärin Christl schuld. Um ihre Bewegungen zu kontrollieren und Kontakte mit Menschen zu vermindern, wurde sie im Mai gefangen und mit einem Sender ausgestattet (siehe Grafik). Nur einen Monat später verschwand sie spurlos - und mit ihr die Schäden. Nicht einmal vom Flugzeug aus konnten die Bärenanwälte das vermißte Tier aufspüren. "Wir müssen einen Abschuß befürchten und haben daher gemeinsam mit dem Landesjagdverband - nach Beschluß der Koordinierungsstelle - Anzeige erstattet, auch wenn bisher nur Indizien vorliegen," meint Norbert Gerstl .

Koordinierungsstelle für Bärenfragen: Modell für den Artenschutz in Österreich Die Verantwortung für das Bärenmanagement ging nach Abschluß des EU-LIFE-Projektes im April des Jahres auf die Koordinierungsstelle für Bärenfragen über, in der recht unterschiedliche Partner vertreten sind: Neben den Bärenanwälten und dem Umweltministerium der Jagdverband und die Jagdrechts- und die Naturschutzabteilungen der vier "Bärenbundesländer" (Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten und Steiermark).

"Die Kommunikation zwischen den Partnern ist hervorragend, und die finanzielle Absicherung sollte auch für 1999 gegeben sein", freut sich Frau Dr. Gabriele Fieber von der Niederösterreichischen Landesregierung, derzeitige Leiterin der Koordinierungsstelle. Die jährlichen Kosten von etwa 1,2 Millionen Schilling werden zu gleichen Teilen von Umweltministerium, "Bären-Bundesländern" und WWF getragen. "Besonders erfreulich ist die gute Zusammenarbeit zwischen Jagd und Naturschutz für ein gemeinsames Ziel: Die Erhaltung der Artenvielfalt!" so Dr. Fieber.

Beobachtet: Mona und ihre drei Jungen Pläne für das nächste Jahr? "Besonders liegt uns das Verhalten der Bären-Mütter mit ihren Jungen am Herzen", erklärt Norbert Gerstl vom WWF. "Daher haben wir letzte Woche Mona, eine der Bären-Mütter, gefangen und mit einem Sender versehen." (Foto) Um zu verhindern, daß die Jungen oder Hirsche in die Falle tappen, wurde zum ersten Mal eine Topffalle verwendet. Mit Hilfe des Senders kann das Winterquartier der Bärin und ihrer Jungen ausgemacht werden, das sie in wenigen Wochen beziehen werden. Und auch nächstes Jahr ist ihnen die ganze Aufmerksamkeit des Bären-Teams sicher!

Rückfragen & Kontakt:

Corinna Milborn
Tel.: (01) 488 17 / 280

WWF Österreich

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