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OeNB-Geschäftsentwicklung und Ertragslage der Kreditinstitute in Österreich im 1. Halbjahr 1997

Wien (OTS) - Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 1996 ist der Anstieg der
Schilling- und Fremdwährungs-Kredite an Nichtbanken (+ 47 Mrd S gegenüber + 25,9 Mrd S) fast doppelt so hoch. Die Zunahme der Schilling-Barvorlagen als Hievonpost hat sich mit + 6,3 Mrd S gegenüber + 13,1 Mrd S stark verlangsamt.

Die an inländische Nichtbanken vergebenen titrierten Kredite zeigten mit + 4,2 Mrd S gegenüber dem Vorjahr (+ 34,3 Mrd S) ein stark verlangsamtes Wachstum, was vor allem auf die Nettorückgänge festverzinslicher Wertpapiere des öffentlichen Sektors zurückzuführen ist.

Dem im Vorjahr erfolgten Einlagenabfluß bei Konten inländischer Nichtbanken in Höhe von 20,3 Mrd S steht heuer eine Zunahme um
5,7 Mrd S oder 0,3 % gegenüber. Die Abflüsse bei den Schilling-Einlagen (- 8 Mrd S; 1996: - 27,6 Mrd S) wurden durch vermehrte Zuflüsse bei den Fremdwährungs-Einlagen (+ 13,7 Mrd S;
1996: + 7,3 Mrd S) überkompensiert.

Im einzelnen stiegen die Sichteinlagen heuer mit 12,9 Mrd S (1996: + 5 Mrd S) verstärkt an, während die Abzüge bei den Termineinlagen mit 19,1 Mrd S (1996: - 23,7 Mrd S) und Schilling-Spareinlagen mit 1,8 Mrd S (1996: - 8,9 Mrd S) geringer ausfielen.

Der Absatz eigener Inlands-Emissionen an Nichtbanken drehte von einer Zunahme (+ 17,8 Mrd S) im ersten Halbjahr 1996 in eine Rücknahme (- 4,1 Mrd S) in der Berichtsperiode 1997. Dem stand der neuerliche Anstieg im Dienstleistungsgeschäft - mit dem
Schwerpunkt Verkauf von inländischen Investmentzertifikaten -gegenüber.

Das Auslandsgeschäft expandierte in der Berichtsperiode um
249,2 Mrd S bei den Forderungen und um 290,5 Mrd S bei den Verpflichtungen.

Aktivseitig weiteten sich im Auslandsbereich neben den Forderungen gegenüber ausländischen Banken (+ 122,6 Mrd S) auch die Forderungen gegenüber ausländischen Kunden (+ 77,7 Mrd S) und der Bestand der ausländischen festverzinslichen Wertpapieren
(+ 32,3 Mrd S) überdurchschnittlich aus.

Passivseitig stiegen neben den Zwischenbankverpflichtungen
(+ 193,1 Mrd S) die Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Kunden (+ 39,6 Mrd S) sowie jene aus eigenen Emissionen
(+ 44,8 Mrd S).

Die Ausweitung der Bilanzsumme war heuer mit 319,4 Mrd S
(+ 5,7 %) bei weitem höher als 1996 mit 129,4 Mrd S (+ 2,4 %).

Die nicht bilanzwirksamen Geschäfte expandierten nominell um 674,5 Mrd S (1996: 576,6 Mrd S), wobei vor allem die Zinsatz- und Wechselkursverträge betroffen waren.

Ertragslage der Kreditinstitue
Das Betriebsergebnis der inländischen Kreditinstitute war im
ersten Halbjahr 1997 mit 25 Mrd S um 2,6 % höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Nettozinsertrag lag im
ersten Halbjahr des Jahres 1997 mit 44,7 Mrd S um 1,2 Mrd S oder
2,5 % unter dem Nettozinsertrag der vergleichbaren Vorjahres-periode. Sowohl die Zinserträge als auch die -aufwendungen haben gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Da aber infolge des Margendrucks im klassischen Zinsgeschäft der Rückgang der Zinserträge um
2,8 Mrd S oder 1,8 % stärker ausgefallen ist als jener der Zinsaufwendungen (- 1,6 Mrd S oder 1,5 %) kam es zu der v.e.
Abnahme des Nettozinsertrages.

Das schwächere Zinsgeschäft wurde seitens der in Österreich tätigen Kreditinstitute allerdings durch verstärkte sonstige Ertragssteigerungen mehr als kompensiert.

So waren zum Beispiel die Erträge aus den im Portefeuille der Kreditinstitute befindlichen nicht festverzinslichen Wertpapieren und Beteiligungspapieren mit 5,7 Mrd S im ersten Halbjahr des
Jahres 1997 um 26,1 % höher als im Vorjahr (4,5 Mrd S).

Das Dienstleistungsgeschäft stellt immer mehr einen bedeutenden Ertragsposten für die Kreditinstitute dar. Während per Saldo das Dienstleistungsgeschäft im ersten Halbjahr 1995 noch einen Ertrag von 12,6 Mrd S sowie im ersten Halbjahr 1996 einen solchen von
13,8 Mrd S abwarf, trug dieser Bereich im ersten Halbjahr 1997 mit 14,4 Mrd S sehr wesentlich zur Kompensation der geringeren Erträge aus dem reinen Zinsgeschäft bei.

Weiters sind noch die ebenfalls immer wichtiger werdenden Erträge aus den Finanzgeschäften (i.w. Handel mit Wertpapieren) zu erwähnen. Diese beliefen sich im ersten Halbjahr 1997 bereits auf 5,4 Mrd S, was eine Steigerung gegenüber dem Vergleichszeitraum
des Vorjahres um 31,3 % bedeutet.

Die gesamten Betriebserträge (Zinsgeschäft und sonstige Erträge) lagen im ersten Halbjahr 1997 mit 78,1 Mrd S um 1,9 % über dem Ergebnis des Vorjahres (76,7 Mrd S).

Die Betriebsaufwendungen insgesamt haben sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres nur unwesentlich und auch weiter abgeschwächt erhöht (um 0,9 Mrd S oder 1,6 %) und liegen derzeit bei 53,1 Mrd S.

Gemäß den Einschätzungen der Kreditinstitute läßt sich für 1997 auf ein Jahresergebnis in Höhe von 45,7 Mrd S schließen (ohne Berücksichtigung der Risikovorsorgen).

Die inländischen Kreditinstitute erwarten für heuer ein geringeres Ausmaß an zu bildenden Risikovorsorgen als im Vorjahr. Zwar erwartet man mit 19,3 Mrd S für das klassische Kreditgeschäft (inkl. Eventualverbindlichkeiten) einen weiterhin hohen Wertberichtigungsbedarf (dieser Vorschauwert ist aber gegenüber
dem Vorjahr doch um 0,4 Mrd S geringer); es wird aber mit einem wesentlich geringeren Bedarf an erforderlichen Wertberichtigungen für Wertpapiere und Beteiligungen gerechnet. Im Vorjahr wurde bei dieser Position ein erwarteter Wertberichtigungsbedarf von
0,1 Mrd S angegeben, heuer rechnen die Kreditinstitute mit einem Ertrag aus der Auflösung von gebildeten Wertberichtigungen im Ausmaß von 3,8 Mrd S.

Nach Berücksichtigung der Risikovorsorgen läßt sich daher ein Jahresüberschuß der inländischen Kreditinstitute in Höhe von 23,4 Mrd S erwarten (das erwartete Jahresergebnis lag zur Jahresmitte 1996 bei 19,7 Mrd S und per Ende 1996 betrug dieser
Wert 17,7 Mrd S).

STAND VERÄNDERUNG
1997/06 1 - 6 1997 1 - 6 1996 in MrdS in% in MrdS in% ------------------------------------------------------------------ Einlagen v.inl.Nichtbanken 2.150,7 5,7 0,3 -20,3 -1,0

Schilling-Einlagen 1.977,4 -8,0 -0,4 -27,6 -1,4 hievon Spareinlagen 1.582,4 -1,8 -0,1 -8,9 -0,6 Fremdwährungs-Einlagen 173,3 13,7 8,6 7,3 4,9 Eigene inl. Emissionen

an Nichtbanken (S u. FW)*) 591,5 -4,1 -0,7 17,8 3,0 Geldkapitalbildung v.inl.

Nichtbanken (S u. FW) 2.742,2 1,6 0,1 -2,4 -0,1 ------------------------------------------------------------------ Direktkred.an inl.Nichtbk. 2.605,5 47,0 1,8 25,9 1,0

Schilling-Direktkredite 2.410,8 19,9 0,8 5,1 0,2 Fremdwährungs-Direktkred. 194,8 27,1 16,2 20,8 15,3 Titrierte Kredite an inl.

Nichtbanken (S u. FW)**) 413,8 4,2 1,0 34,3 8,8 Gesamtkredite an inl.

Auslandsaktiva 1.503,8 249,2 19,9 86,1 7,6 Auslandspassiva 1.670,1 290,5 21,1 109,2 9,2

Nicht bilanzwirks.Geschäf. 7.164,2 725,2 11,3 602,8 10,0 hievon besond.außerbilanz-
mäßige Finanzgeschäfte 6.015,7 674,5 12,6 576,6 12,0 Eigenmittel absolut 373,4 26,7 7,7 19,8 6,3 ------------------------------------------------------------------ Eigenmittel in % der
Bemessungsgrundlage***) 12,5

*) Wert nach Abzug der Offenmarkt-Kostgeschäfte mit der OeNB mit

Wertpap. aus eig. Emission im Ausmaß von 7,4 Mrd. S.

**) Wert inkl. GOMEX der OeNB mit Emissionen von Nichtbanken in

Höhe von 0,0 Mrd.S.

***)Betreffend jene Banken, die laut BWG zur Haltung von

Eigenmitteln verpflichtet sind.

ERTRAGSLAGE DER ÖSTERREICHISCHEN KREDITINSTITUTE -
1. Halbjahr 1997
AUF BASIS DES QUARTALSBERICHTES

1.Halbjahr 1.Halbjahr 1.Halbjahr 1997 1996 1995
MrdS %VJ MrdS %VJ MrdS %VJ 1) 1) 1)

1. Zinsen u.zinsähnl.
Erträge ............150,2 -1,8 153,0 -4,5 160,1 5,4 2. Zinsen u.zinsähnl.
Aufwendungen .......105,5 -1,5 107,1 -8,0 116,4 4,8 I. NETTOZINSERTRAG (1.-2.) 44,7 -2,5 45,9 4,9 43,7 7,2 3. Erträge aus Wert-
papieren u.Beteil... 5,7 26,1 4,5 11,9 4,1 -8,3 4. Saldo Ertrag/Aufwand
aus Provisionen .... 14,4 4,0 13,8 9,8 12,6 -4,1 5. Saldo Ertrag/Aufwand
aus Finanzgeschäften 5,4 31,3 4,1 36,8 3,0 3,5 6. Sonstige betriebl.
Erträge ............ 7,9 -5,2 8,3 6,1 7,9 5,4 II. BETRIEBSERTRÄGE
(I.+3.+4.+5.+6.) ..... 78,1 1,9 76,7 7,6 71,2 3,7 7. Allgemeine Verwal-
tungsaufwendungen .. 44,0 1,7 43,3 4,5 41,5 6,1 h.v. Personalaufwand 28,3 1,4 27,9 3,4 27,0 5,3 h.v. Sachaufwand ... 15,7 2,2 15,4 6,5 14,4 7,5 8. Abschreibungen auf
Sachanl.u.immaterielle
Vermögensgegenstände 3,8 8,7 3,5 7,7 3,2 -11,5 9. Sonstige betriebliche
Aufwendungen ....... 5,3 -3,9 5,5 -3,8 5,7 9,1 III. BETRIEBSAUFWENDUNGEN
(7.+8.+9.) .......... 53,1 1,6 52,2 3,7 50,4 5,1 IV BETRIEBSERGEBNIS
(II.-III.) ............ 25,0 2,6 24,4 17,0 20,9 0,5

QUARTALSWEISE AKTUALISIERTE VORSCHAUWERTE FÜR DAS GESCHÄFTSJAHR

V. ERWARTETES
JAHRES-BETRIEBSERGEBNIS 45,7 0,2 45,6 11,2 41,0 -3,2 10. Saldo aus Wertberich-
tigungen auf Forderungen
und Zuführungen zu
Rückstellungen für
Eventualverbindlichk.
und für Kreditrisken
gegenüber den entspr.
Erträgen a.d.Auflösung
(exkl.Wertpapiere) 19,3 -1,5 19,7 16,4 16,9 2,0 11. Saldo aus Wertberich-
tigungen a.Wertpapiere
von Finanzanlagen,
Beteiligungen u.Anteilen
an verbundenen Unter-
nehmungen gegenüber den
entsprechenden Erträgen
aus deren Auflösung -3,8 - - 0,1 -82,1 0,5 -86,6 VI. ERWARTETES ERGEBNIS der
gewöhnl.Geschäftstätigkeit
(IV+/-10.+/-11.) ...... 30,1 16,5 25,8 9,4 23,6 6,0 12. Erwartetes a.o
Ergebnis
(Ertrag +/Aufwand-) -0,7 -34,5 -1,0 -6,8 -1,1 - - 13. Erwartete Steuern
v.Einkommen, Ertrag
u.sonstige Steuern 6,0 17,6 5,1 31,0 3,9 26,2 VII. ERWARTETER JAHRESÜBERSCHUSS
(+)/-FEHLBETRAG (-)
(V+/-12.-13.) ........ 23,4 18,8 19,7 5,8 18,6 -3,5

1) Die Veränderungen wurden mit den Beträgen in Mio S errechnet und anschließend gerundet!

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Öffentlichkeitsarbeit
Tel. Nr. 404 20 / 6666
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