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Nachrichtenmagazin NEWS erhielt von Kontrollbankchef Gerhard Praschak 120 Seiten lange Dokumentation zu seinem Selbstmord

Vorausmeldung zu NEWS 18/97 Praschak belegt in Dokumentation an NEWS parteipolitisches Manöver zum Wechsel der Spitzenposten in Bankensektor. Praschak erhebt schwere Vorwürfe :"Ich bin an der Politik gescheitert!"

Wien (OTS) - Der Vorstandsdirektor der österreichischen Kontrollbank Gerhard Praschak hat vor seinem in der Nacht auf Sonntag erfolgten Selbstmord eine 120 Seiten starke Dokumentation an das Nachrichtenmagazin NEWS gesandt. Die 120 Seiten lange Dokumentation besteht aus einem handgeschriebenen Protokoll aller Gespräche, die Praschak rund um die Vorstandsbestellung von Ex-Minister Scholten mit Kanzler Klima, Finanzminister Edlinger, den Bankdirektoren Randa und Elsner sowie seinem Kollegen Scholten geführt hat.

In seinen Gedächtnisprotokollen, die er NEWS in einem kleine Karton übersandte und die heute mittag beim Nachrichtenmagazin eingetroffen sind, schildert Praschak minutiös, wie die Besetzung der Bankdirektoren-Posten in Kontrollbank, Investkredit, Postsparkasse und Creditanstalt - wie es Praschak selbst formuliert -"auschließlich nach parteipolitischen Überlegungen erfolgt sind".

Praschak gibt als Grund für seinen Selbstmord ausschließlich die Tatsache an, daß er seinen Posten für den früheren Wissenschaftsminster Rudolf Scholten räumen sollte und sich dieser "politischen Entscheidung" nicht fügen wollte. Praschak zitiert in seinem Gedächtnisprotokoll zahlreiche Gespräche mit Banken und Politikern, wonach Scholtens Wechsel in die Kontrollbank politisch ausgemacht worden wäre.

NEWS veröfentlicht den Wortlaut von Praschaks Dokumentation in seiner morgen, Dienstag, erscheinenden neuen Ausgabe.

Der Dokumentation an NEWS hatte Praschak seinen Abschiedsbrief beigelegt. Darin heißt es wörtlich: "Mir wird klar, daß hier mit verteilten Rollen gespielt wird und ich sage, ich sei dieser andauernden Hahnenkämpfe müde...Das einzige, was mir noch bleibt im Sinne Österreichs und der politischen Kultur ist, auf dieses System der Ungleichgewichtigkeit hinzuweisen. Mir bleibt nur noch ein verzweifelter Schritt und die einzige Hoffnung, daß die Wirkung für Österreich nicht ausbleibt".

Der an NEWS zugesandten Dokumentation hat Gerhard Praschak außerdem interne Schriftstücke der Kontrollbank beigelegt, aus denen sich ergibt, daß die Kontrollbank 1994 bei der Ergebnisgestaltung verdeckte Gewinnausschüttungen an ihre Eigentümer - darunter die Bank Austria - in Höhe von 140 Millionen Schilling durchgeführt hat, ohne dafür ordnungsgemäß Steuern gezahlt zu haben.

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