- 11.11.2025, 12:20:36
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LR Achleitner: Schulterschluss der Standortpartner in OÖ zur Beschäftigung älterer Menschen
Landesrat Achleitner: Schulterschluss der Standortpartner in OÖ zur Beschäftigung älterer Menschen
Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner: „Land OÖ, AMS OÖ, Arbeiterkammer OÖ und Wirtschaftskammer OÖ ziehen an einem Strang, damit mehr Menschen länger im Erwerbsleben bleiben können – wichtiger Beitrag auch zur Fachkräftesicherung.“
Wie kann das Potenzial älterer Beschäftigter noch besser genutzt werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des dritten Arbeitsmarktpolitischen Herbstgesprächs im Sky Loft des Ars Electronica Centers in Linz. Auf Einladung der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria diskutierten rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Unternehmen, Arbeitsmarktinstitutionen, Bildungseinrichtungen und Interessenvertretungen über neue Wege der Qualifizierung und Arbeitsgestaltung für ältere Menschen. „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich ist der Schulterschluss aller Stakeholder und Verantwortungsträger. Arbeitsmarktservice OÖ, Wirtschaftskammer OÖ, Arbeiterkammer OÖ und Land OÖ ziehen als zentrale Standortpartner an einem Strang, wenn es darum geht, ältere Menschen länger im Erwerbsleben zu halten. Dies ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Fachkräftesicherung“, stellte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner im Rahmen der Veranstaltung fest. „Mit upperWORK, dem Standortprogramm für Arbeit in Oberösterreich, stehen heuer 385 Mio. Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich zur Verfügung – davon profitieren 130.000 Menschen, insbesondere auch ältere Beschäftigte“, betonte Landesrat Achleitner.
Trotz schwächelnder Konjunktur zeigt der Arbeitsmarkt mit fast 700.000 Beschäftigten derzeit einen Höchststand. „Lassen Sie sich nicht davon blenden, dass Sie jetzt leichter rekrutieren können. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird sich die Lage voraussichtlich wieder ändern“, erklärte Landesrat Achleitner in Richtung Unternehmen. Laut Prognosen werden in Oberösterreich bis 2030 rund 83.000 und bis 2040 etwa 151.000 Arbeitskräfte fehlen. Daraus ergebe sich die Herausforderung, genügend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die nächsten zehn bis 15 Jahre zu sichern. Ein Schlüssel dabei sei der gezielte Einsatz älterer Beschäftigter: „Zwischen dem tatsächlichen und dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter liegt ein großes Potenzial. Unser Ziel muss sein, dieses stärker zu nutzen. Der frühzeitige Pensionsantritt darf nicht zur gesellschaftlichen Norm werden“, so Landesrat Achleitner.
Potenziale besser nutzen
Im Jahr 2024 waren in Oberösterreich 204.010 Erwerbstätige über 50 Jahre alt. Rund zwei Drittel davon arbeiten in nur vier Branchen – Produktion, öffentliche Verwaltung, Handel sowie Gesundheits- und Sozialwesen. Diese Gruppe bringt viel Erfahrung und Fachwissen mit. Trotzdem suchen ältere Menschen oft länger nach Arbeit. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Erstens kommt es häufig zu Mismatch-Arbeitslosigkeit – die vorhandenen Qualifikationen passen nicht zu den Anforderungen offener Stellen. Zweitens spielen gesundheitliche Einschränkungen eine Rolle. Unternehmen müssen deshalb geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um Mitarbeitende über 50 zu halten und weiterzuentwickeln. Altersgemischte Teams funktionieren gut, wenn Führungskräfte die Stärken der Generationen bewusst zusammenbringen.
Iris Schmidt, Landesgeschäftsführerin AMS OÖ, unterstrich: „Die Arbeitswelt verändert sich rasant – und damit auch die Erwartungen und Anforderungen an alle Generationen. Gerade ältere Arbeitskräfte bringen heute Stabilität, Erfahrung und wertvolles Fachwissen ein, das für Betriebe unverzichtbar ist. Werden altersgemischte Teams gefördert und gezielte Qualifizierung ermöglicht, stärkt das den gesamten Standort. Unser Auftrag im AMS Oberösterreich ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, erfahrene Mitarbeitende länger im Erwerbsleben zu halten – durch gemeinsames Handeln von Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaft.“
Praxisbeispiele aus Handel und Industrie
Zwei oberösterreichische Leitbetriebe zeigen, wie es gehen kann: Die Fa. Hartlauer setzt seit rund 15 Jahren auf den zweiten Bildungsweg – besonders in der Ausbildung von Hörgeräteakustiker/innen. Dieser Beruf erfordert neben fachlicher Kompetenz und Verkaufsgeschick auch ein hohes Maß an Empathie und persönlicher Reife – vor allem im Umgang mit älteren Kundinnen und Kunden. Bernhard Arbeiter, Personalleiter bei Hartlauer, erklärte: „Wir nutzen bewusst die Möglichkeit, am zweiten Bildungsweg auszubilden und schaffen so neue Perspektiven, gerade auch für Menschen mit reicher Lebenserfahrung, für eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft.“ Zwei Drittel der angehenden Hörgeräteakustiker/innen kommen über das AMS, ein Drittel aus dem eigenen Unternehmen. Die Ausbildung dauert 18 Monate.
Die Fa. Teufelberger hat ein Schicht-System eingeführt, das auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeitender in der Produktion eingeht. „Mit einem flexiblen 5-Schicht-System entlasten wir die Gesundheit älterer Mitarbeitender, verlängern ihre Einsatzzeiten und schaffen gleichzeitig Raum für den strukturierten Aufbau neuer Fachkräfte. So sichern wir nicht nur wertvolles Wissen, sondern fördern Weiterentwicklung, stärken den Generationenmix – und bleiben auch in Zeiten der Transformation zukunftsfähig“, schilderte Christian Nörpel, Global Head of HR der Teufelberger Service GmbH. Das Modell besteht aus fünf Teams, die jeweils sechs bis sieben Schichten am Stück arbeiten und danach vier bis fünf Tage frei haben. Die Vereinbarung sieht 15 % mehr Freizeit bei 9,35 % weniger Lohn vor. Zusätzlich gibt es extra Weiterbildungstage und sogenannte Hereinholungstage ermöglichen flexible Einsätze als Springer:in. HR, Betriebsrat, Produktion und Management setzten das Modell in nur drei Monaten gemeinsam um.
Gemeinsame Verantwortung für Beschäftigungsfähigkeit
Den Schulterschluss aller Stakeholder und Verantwortungsträger hob auch Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer OÖ, hervor: „Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung aller arbeitsmarktpolitischen Akteurinnen und Akteure, um Langzeitbeschäftigungslose und Ältere in Beschäftigung zu bringen. Eine aktuelle Auswertung der AK Oberösterreich zeigt, dass rund 41 Prozent der Betriebe mit mehr als vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter niemanden über 60 Jahren beschäftigt hat. So verwundert es auch nicht, dass die Arbeitslosigkeit der 60- bis 64-jährigen um 50 Prozent höher ist als im Durchschnitt aller Altersgruppen.“
Clemens Malina-Altzinger, Vizepräsident der Wirtschaftskammer OÖ, betonte: „Der demografische Wandel stellt den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen – daher müssen wir das Potenzial älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich stärker nutzen. Als Wirtschaftskammer setzen wir uns für gezielte Anreize für arbeitswillige Pensionistinnen und Pensionisten sowie bessere Beschäftigungsmöglichkeiten für ältere Arbeitskräfte ein. Ziel muss sein, dass sie möglichst gesund, zufrieden und produktiv bis zum Erreichen des Regelpensionsalters im Erwerbsleben bleiben. Denn: Jeder Monat, mit dem sich das tatsächliche dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter annähert, entlastet das Pensionssystem um 200 Millionen Euro. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit in der Gruppe der Über-50-Jährigen, zum Beispiel durch Qualifizierung und Eingliederungsbeihilfen.“
Neue Perspektiven auf Alter und Arbeit
Die abschließende Diskussion verdeutlichte: Es braucht ein neues Bild vom Alter. Nicht das Geburtsdatum zählt, sondern Erfahrung, Werte und Kompetenzen. Erfolgsbeispiele zeigen, wie Arbeit neu gedacht und Fachkräfte gesichert werden können. „Dafür braucht es beides – Leistung und Lebensqualität. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen gemeinsam schauen, wo ihre Interessen zusammenpassen. So wie wir es in Oberösterreich mit der Sozialpartnerschaft vorleben“, erklärte Landesrat Achleitner und unterstrich zugleich: „Mehr Arbeit muss mehr wert sein. Die Politik muss jene belohnen, die mehr beitragen. Denn klar ist: Mit Teilzeitmodellen allein können wir uns keinen Vollzeitwohlstand leisten.“
Rückfragen & Kontakt
Michael Herb, MSc
Presse LR Achleitner
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E-mail: michael.herb@ooe.gv.at
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