- 17.09.2008, 15:45:15
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Ärztekammer hält an Warnung vor Handy-Strahlung fest
Erhöhtes Risiko für Hirntumore - Derzeit empfohlene Grenzwerte bieten keinen ausreichenden Schutz
Wien (OTS) - Die Ärztekammer bleibt bei ihrer eindringlichen
Warnung hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Schäden durch
Mobilfunkstrahlen. Die Technologie sei nach wie vor zu wenig und zu
kurz erforscht, um eine Entwarnung geben zu können, betont der
Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Erik Huber.
Anderslautende Meldungen seien Beschwichtigungsversuche der Industrie
und daher im Sinne eines medizinischen Vorsorgegedankens "strikt
zurückzuweisen". ****
Laut Huber gehen die von der Mobilfunkindustrie vorgebrachten
Argumente hinsichtlich einer zurückgezogenen Studie "völlig ins
Leere". Die Ärztekammer habe sich bei der Erstellung ihrer "10
medizinischen Handy-Regeln" stets auf die Reflex-Studie bezogen, die
eindeutig einen gentoxischen Effekt auf menschliche Zellkulturen von
Mobilfunkstrahlen in der Stärke, wie sie von jedem GSM-Handy erzeugt
werden, belegt hat.
Die Reflex-Studie sei nach wie vor unbestritten, so Huber. Es gäbe
lediglich eine kritische Stimme zu einem Teilergebnis, wie dies in
einem wissenschaftlichen Diskurs durchaus üblich sei. Diese komme von
Alexander Lerchl von der Jacobs University Bremen, "einer
Universität, die von der Industrie finanziert wird". Lerchl sei ein
ausgezeichneter Biologe mit besonderer Expertise im Bereich Melatonin
und Biorhythmus und daher "vielleicht nicht wirklich" kompetent, eine
multinationale Studie wie die Reflex-Studie inhaltlich zu beurteilen,
betont Huber.
Noch bedeutender als die Reflex-Studie sei ohnedies die
epidemiologische Evidenz, auf die die Ärztekammer schon in der
Vergangenheit immer wieder hingewiesen habe. Huber: "Erst kürzlich
hat eine Meta-Analyse der Langzeitdaten epidemiologischer Studien bei
Personen, die bereits mehr als zehn Jahre ein Mobiltelefon benutzen,
ein bis zu 200 Prozent erhöhtes Risiko für die Erkrankung an einem
Hirntumor ergeben." Dies zeige, dass in Zukunft mehr Menschen mit der
Entstehung von Krebs in von Handy exponierten Körperregionen rechnen
müssten.
EMF mit Asbest und Benzol verglichen
Huber weist auch darauf hin, dass es die Mobilfunkindustrie von
Anfang an verabsäumt habe, sich bereits im Vorfeld mit dem Problem
elektromagnetischer Felder (EMF) auseinanderzusetzen. "Diese
Technologie wurde vor ihrer großflächigen Verbreitung nie vertieft
auf gesundheitliche Auswirkungen überprüft", so Huber. Die derzeit
empfohlenen Grenzwerte würden absolut keinen ausreichenden Schutz
bieten. Daher solle man sich von Beschwichtigungsversuchen wie: "Die
Grenzwerte sind vollkommen ausreichend" nicht in die Irre führen
lassen, betont Huber, der auch darauf hinweist, dass ein Medikament
mit einer ähnlich unsicheren Datenlage wie derzeit bei der
Mobilfunkstrahlung "nie im Leben zugelassen werden würde".
Der engagierte Umweltmediziner führt weiters aus, dass bereits im
August 2007 mit der Veröffentlichung des "Bioinitiative Report" das
EMF-Problem einer weltweiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
Der Bericht veranlasste sogar die EU-Umweltagentur, EMF mit anderen
Umweltschadstoffen wie Asbest oder Benzol zu vergleichen und unter
Hinweis auf den Bericht die wissenschaftliche Basis der heutigen
EMF-Grenzwerte in Frage zu stellen. Huber: "Wir sehen es daher als
unsere Pflicht an, im Sinne des Vorsorgegedankens Patienten gegen die
Interessen der Wirtschaft zu schützen."
Huber bekräftigt nochmals die wichtigsten von der Ärztekammer
empfohlenen Vorsorgemaßnahmen:
- Prinzipiell so wenig und so kurz wie möglich telefonieren.
- Das Handy während des Gesprächsaufbaus von Kopf und Körper
fernhalten (gilt auch beim Versenden von SMS).
- Beim Kauf eines Handys auf einen möglichst geringen SAR-Wert
achten.
- Zu Hause über das Festnetz telefonieren und das Handy ausschalten.
(hpp)
(S E R V I C E - Die Plakate "Strahlende Informationen: 10
medizinische Handy-Regeln" können in der Pressestelle der Ärztekammer
für Wien kostenlos unter Tel. 01/51501 - 1223 DW, E-Mail:
pressestelle@aekwien.at, bestellt werden. Plakat-Download auf der
Homepage der Ärztekammer für Wien:
http://www.aekwien.at/media/Plakat_Handy.pdf.)
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle Dr. Hans-Peter Petutschnig Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222 Fax: (++43-1) 51501/1289 mailto:hpp@aekwien.at http://www.aekwien.at
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