- 06.11.2007, 11:04:00
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Ärztekammer fordert Werbeverbot von Handys in Schulen
Dorner: "Hemmungsloses Telefonierverhalten bei Kindern und Jugendlichen muss gebremst werden"
Wien (OTS) - Ein Werbeverbot von Handys in Schulen sowie den
Verzicht von Null-Cent-Tarifen seitens der Mobilfunkindustrie fordert
Ärztekammerpräsident Walter Dorner. Das wären zumindest "erste
Schritte, um das hemmungslose Telefonierverhalten von Kindern und
Jugendlichen zu bremsen", sagte Dorner im Rahmen einer
Pressekonferenz zum Thema "Kinder und Handys: Schaden
Mobilfunktelefone ihrer Gesundheit?" anlässlich einer
Buchpräsentation heute, Dienstag. ****
Der Ärztekammerchef beruft sich dabei auf jüngste Studien, die auf
ein langfristig erhöhtes Krebsrisiko bei Menschen durch
Mobilfunkstrahlung hingewiesen haben. "Die Bevölkerung muss darüber
aufgeklärt und informiert werden, dass mögliche gesundheitliche
Schäden durch das Telefonieren mit dem Handy auftreten können",
betonte Dorner. Die Ärztekammer fordert daher, dass bei jedem Neukauf
eines Mobiltelefons die von der Standesvertretung aufgestellten "10
medizinische Handy-Regeln" beigelegt werden. Außerdem sollten die
Handys mit den so genannten SAR-Werten gekennzeichnet werden, die
angeben, mit welcher Aufnahme elektromagnetischer Strahlung im Gewebe
der Benutzer rechnen muss.
Mehr Aufklärung für die Bevölkerung
Einen Beitrag zur Aufklärungsarbeit leisteten kürzlich Erik Huber,
Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, sowie die
Journalistin Michaela Knirsch-Wagner mit der Veröffentlichung ihres
Buches "Nebenwirkung Handy: Schaden Mobiltelefone unserer
Gesundheit?". Die Autoren wollen mit dem Buch "vor allem Eltern und
Lehrern, aber auch anderen gesundheitsorientierten Personen die
Gelegenheit geben, sich selbst ein Bild zu machen" und die
ärztlichen, "nicht beschönigenden" Aspekte der Thematik näher zu
bringen.
Der Mobilfunkindustrie wirft Huber vor, die Öffentlichkeit mit der
Vermittlung eines "durchwegs positiven Bildes von Handys zu
manipulieren". In diesem Zusammenhang fordert Huber von den
Handyherstellern, strahlungsarme Mobiltelefone zu kennzeichnen und
die Werbung dafür zu verstärken. Ausschlaggebend dafür, dass die
Industrie noch keinen Anreiz für "bessere und sicherere Technologien"
entwickelt habe, sei möglicherweise, dass die Bevölkerung derzeit
noch zu wenig über den Vorteil von strahlungsarmen Handys wisse und
dies daher auch nicht fordere. "Der Großteil kann damit einfach noch
nichts anfangen", so Huber.
Wie beim Rauchen seien zwar beim Telefonieren mit dem Handy
vorerst noch keine Schäden ersichtlich, auf lange Sicht müsse man
aber von gesundheitlichen Auswirkungen ausgehen. Da die Bevölkerung
die Strahlen nicht wahrnehme, seien ihr auch mögliche Folgen nicht
bewusst. "Man spürt es nicht, man hört es nicht, man riecht es auch
nicht. Deshalb beschäftigen sich die Menschen noch nicht damit", so
Huber weiter.
Kaum wissenschaftliche Fakten für Risikobeurteilung
vorhanden
"Trotz der Brisanz des Themas und der seit vielen Jahren
geäußerten Besorgnis, gerade die intensive Nutzung von Handys durch
Kinder könnte zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, gibt es
kaum wissenschaftliche Fakten, die für eine Risikobeurteilung
herangezogen werden können", kritisiert auch Michael Kundi, Leiter
des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien.
Immer noch müsse man überwiegend auf theoretischer Basis ein solches
Risiko beurteilen.
Bislang gebe es auch keine einzige Untersuchung über langfristige
Auswirkungen des Handygebrauchs bei Kindern oder Jugendlichen. Dies
liege vor allem daran, dass der verbreitete Gebrauch des Handys in
diesen Gruppen ein noch zu neues Phänomen sei. Kundi: "Es gibt
lediglich Untersuchungen zur Beeinflussung der kognitiven Leistung
durch kurzfristige Exposition."
Allerdings wurden bisher 20 Studien zu Mobilfunk und Krebs
veröffentlicht, von denen mehr als die Hälfte bei langfristiger
Nutzung ein erhöhtes Risiko anzeigt. "Besonders deutlich ist der
Zusammenhang mit der Kopfseite, die beim Telefonieren genutzt wurde",
betont Kundi. In allen anderen Bereichen der Umweltmedizin würde eine
solche Faktenlage zu weit reichenden Maßnahmen der Vorsorge führen.
"Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss absolute Priorität
haben", ergänzt Ärztekammerpräsident Walter Dorner. Ein Handyverbot
bei Kindern und Jugendlichen sei dafür zwar nicht notwendig, es gehe
jedoch darum, Bewusstsein hinsichtlich eines möglichen
Nutzungsrisikos zu schaffen und der Bevölkerung zu einem sorgsamen
und verantwortungsbewussten Umgang mit dem Handy zu raten. "Solange
wir nicht die endgültigen Auswirkungen kennen, müssen wir vom
ärztlichen Standpunkt aus das Vorsorgeprinzip anwenden", so Dorner
abschließend. (kp)
(S E R V I C E - Das aktuelle Buch zum Thema: "Nebenwirkung Handy:
Schaden Mobilfunktelefone ihrer Gesundheit?" von Erik Randall Huber
und Michaela Knirsch-Wagner; 2007; 152 Seiten; ISBN
078-3-902552-16-17; Verlagshaus der Ärzte, Wien.)
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle Dr. Hans-Peter Petutschnig Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222 Fax: (++43-1) 51501/1289 mailto:hpp@aekwien.at http://www.aekwien.at
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